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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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Menschen stürmten hindurch, ehe jemand sie aufhalten konnte, und rannten auf das Absperrband zu. Der Mann, der vorauslief, blieb nicht stehen, als er an das Band kam, sondern schleppte es hinter sich her, während er weiter auf das provisorische Grab zustolperte. Die Renshaws.
    »Haltet sie auf!«
    Der am nächsten stehende Polizist wurde von dem Geschehen völlig überrumpelt. Er versuchte, sich umzudrehen, stolperte über einen Klumpen Unkraut und ließ seine Videokamera fallen. Er stieß einen lauten Fluch aus, als Howard Renshaw ihn mit der Schulter beiseite schob, mitten in den Tatort hineintrampelte und mit jedem Schritt Beweismaterial zerstörte.
    Noch ehe ihn jemand zu fassen bekam, war Howard auf die Knie gesunken, hatte seine Hände in das Gewirr aus Wurzeln und den torfigen Boden gesteckt und den Kopf herausgezerrt.
    »Er hatte sie die ganze Zeit über hier«, sagte er.
    Sarah war hinter dem Polizeikordon zurückgeblieben. Sie
würdigte die Überreste in dem flachen Grab keines Blickes, sondern starrte auf ihren Mann, der mit beiden Händen über den Schädel strich, wie ein Mann, der den Kopf der Geliebten liebkost.
    »Emma«, sagte er. »Sie mochte es, wenn ich ihr die Haare nach dem Waschen trockenrubbelte. Ich kann mich erinnern, dass ich ihre Kopfhaut unter der Schädeldecke spüren konnte, wenn ich mit dem Handtuch über ihr Haar fuhr. Ich weiß, wie sich ihr Kopf anfühlt.«
    Als ein Beamter der Spurensicherung nach dem Schädel griff und versuchte, ihn vorsichtig aus seiner Umklammerung zu befreien, blickte Howard auf. Sein Blick fiel auf Fry. »Und das ist ihr Kopf. Das ist meine Tochter.«
    Er wehrte sich nur noch einen Augenblick, ehe er es zuließ, dass zwei Polizisten ihn vom Tatort wegzogen.

29
    D erek Alton rutschte verlegen auf seinem Stuhl im Verhörraum in der West Street hin und her. Er schwitzte, aber in dem Zimmer war es immer stickig, und nur wenige, die darin vernommen wurden, empfanden es als angenehm. Auch die vernehmenden Beamten schwitzten, allerdings ohne ein schlechtes Gewissen.
    Alton war nervös und unruhig. Manche Menschen verfielen in Reglosigkeit, als stünden sie unter Schock; andere wiederum mussten immer wieder aufstehen und durch das Zimmer laufen. Es gab einige, die nach außen relativ entspannt wirkten, aber das waren normalerweise die Stammgäste, die das Prozedere bereits kannten.
    Aber Alton war nervös. Er saß unbequem auf seinem Stuhl, wechselte von einer Pobacke auf die andere, ruckelte mit dem Stuhl ein wenig näher an den Tisch heran und wieder zurück. Seine Hände waren ständig in Bewegung. Er knetete abwechselnd die Finger, legte seine Hände in den Schoß und starrte auf seine Handflächen, als wäre er überrascht, sie zu sehen. Oder vielleicht etwas zu sehen, das ihm vertraut war. Danach legte er seine Hände flach auf den Tisch und verdeckte seine Handflächen. Nur seine Finger waren noch in Bewegung. Als Alton seine Hände wieder hob, hinterließen seine Fingerspitzen leichte Schweißflecken auf der polierten Oberfläche des Tisches.
    Cooper sah ihm fasziniert zu. Diese kurzen Momente vor der Vernehmung waren oft die wichtigsten. Der Zeuge wusste nicht, mit welchen Fragen er konfrontiert würde, und stellte sich deswegen das Schlimmste vor. Falls er über genügend Fantasie
verfügte, hatte Alton sich womöglich schon selbst in die Bredouille gebracht. Etwas, das den befragenden Beamten verboten war. Die mussten sich nämlich an die so genannten PACE-Regeln halten und ihm genauestens seine Rechte erklären. Sie durften ihm auch keine Unwahrheiten über ihr Beweismaterial oder über die Aussagen anderer Zeugen sagen oder ihn im Unklaren lassen, was mit ihm geschehen könnte. Doch das hätte Derek Alton in der kurzen Zeitspanne bereits selbst alles erledigen können.
    »Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen, Mr Alton«, sagte Fry. »Sie sind aus freien Stücken hier, um Ihre Aussage zu machen. Sie können jederzeit wieder gehen. Haben Sie verstanden?«
    Alton nickte, starrte sie aber an, als hätte sie ihm mit dem Jüngsten Gericht gedroht.
    »Ja, ich habe verstanden.«
    Auch Fry entging das Zittern in seiner Stimme nicht, ebenso wenig wie Cooper. »Fühlen Sie sich wohl, Sir?«, fragte sie. »Hätten Sie gern ein Glas Wasser, ehe wir anfangen? Oder vielleicht eine Tasse Tee? Kaffee?«
    »Nein, mir geht es gut. Danke.«
    »Wenn Sie das Bedürfnis nach einer Pause haben, sagen Sie das einfach, und wir unterbrechen die Befragung.«
    »Sie sind

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