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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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verrückt danach.«
    »Es erscheint ein wenig merkwürdig, dass er ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt an dieser Eskapade mit Ihnen beteiligt war.«
    »Häh? Ach ja, die Leiche auf dem Friedhof. Wahrscheinlich hat es ihm geholfen, sich abzulenken.«
    Fry sah, dass sich in den unteren Falten des Rattenkostüms feuchte Flecken auf dem Leinen ausbreiteten. Es musste wirklich heiß darunter sein.
    »Mr Oxley, wann wurde der Friedhof das letzte Mal sauber gemacht? War es, bevor Mr Alton in das Dorf kam?«
    »Ja, das könnte hinkommen.«

    »Wurde dort sauber gemacht, nachdem der letzte Amtsinhaber gegangen war?«
    »Der alte Pfarrer? Keine Ahnung, kann mich nicht erinnern.«
    »Wer hat normalerweise diese Arbeiten erledigt?«
    »Ach, das waren mehrere. Hören Sie, mir reicht es jetzt. Ich gehe jetzt auf ein Bier.«
    Lucas Oxley versuchte, an Diane Fry vorbeizugehen, musste aber feststellen, dass er nicht sehr weit kam.
    »Ich fürchte, mein Kollege steht auf Ihrem Schwanz«, sagte Fry.
    »Sagen Sie ihm, er soll runtergehen.«
    »Ich bin sicher, er tut Ihnen nicht weh. Er mag Tiere.«
    »Ein paar von uns sind manchmal zur Kirche und haben geholfen. Ich, Dad, auch Scott hin und wieder. Marion hat solange an uns hingenörgelt, weil sie im Kirchenvorstand ist. Ist es das, was Sie wissen wollten?«
    »Das war sehr hilfreich, Sir. Aber warum hat Mrs Oxley aufgehört, an Sie hinzunörgeln?«
    »Die Zeiten wurden schlechter. Wir mussten selbst mehr arbeiten. Wir hatten keine Zeit mehr.«
    »Keine Zeit mehr, Unkraut auf dem Friedhof zu jäten?«
    »Nein.«
    »Sagen Sie mir auch die Wahrheit?«
    »Wenn Ihr Scheißkollege nicht von meinem Schwanz runtergeht, werde ich mich beschweren.«
    »Das steht Ihnen selbstverständlich frei«, erwiderte Fry. »Der Tierschutzverein liegt gleich um die Ecke.«
     
    Die Border Rats befanden sich in einem Zustand absoluter Euphorie. Die Vorführung war vorbei, und die körperliche Anstrengung, der Lärm, die Musik, die Reaktion der Menge und die Dynamik einer harmonisch agierenden Gruppe hatten sie in einen anderen Bewusstseinszustand katapultiert. Dieses Gefühl war es, wofür sie, Woche um Woche, so viel Zeit und Kraft
investiert hatten. Ihre Beine schmerzten, und ihre Hände und Handgelenke kribbelten von dem Vibrieren der aufeinander prallenden Stöcke. Einer der Männer aus Hey Bridge hatte von Scotts Stock einen Schlag auf die Schulter abbekommen. Dort würde sich am nächsten Morgen ein sagenhafter blauer Fleck ausbreiten, aber das machte ihm nichts aus.
    Bis sie sich wieder beruhigt hatten, würde es noch eine Weile dauern. Und um richtig zu entspannen, brauchten sie ein Bier. Lucas schien noch zu tun zu haben. Also ließen die Tänzer die Musiker zurück, um die Instrumente einzupacken und das Geld zu zählen, und machten sich auf den Weg zum Wheatsheaf. Alle hatten nur eines im Sinn. Scott meinte, er kenne eine Abkürzung, und sie folgten ihm.
    Dabei mussten sie durch eine schmale Gasse zwischen hohen Häuserzeilen. In dem Moment, in dem sie den Platz verließen und in den Schatten der Gasse traten, begannen sie zu frösteln. Die Sonne kam nie bis hierher, und vom nahen Fluss stieg klamme Feuchtigkeit herauf und überzog die Pflastersteine mit Nässe. Der Schweiß trocknete auf ihrer Haut und hinterließ ein unangenehmes Gefühl. Aber sie lachten und witzelten immer noch, als sie oben an einer Steintreppe herauskamen, die hinunter in eine Seitenstraße der Bargate führte, wo sich das Wheatsheaf befand. Die Border Rats hatten ihre Stöcke mitgenommen, da sie nach der Bierpause noch einmal auftreten wollten. Unbewusst marschierten sie weiter im Gleichschritt zum Rhythmus der Trommel, die noch in ihren Ohren klang. In ein paar Minuten würden sie einander anbrüllen, um den Lärm in der Kneipe zu übertönen. Erst dann würde der Rhythmus in ihnen allmählich abklingen.
    Aber in der engen Straße unter ihnen war Lärm zu hören, laute Rufe. Scott und Melvyn waren die Ersten und blieben auf der obersten Stufe stehen, während die anderen sich hinter ihnen drängten. Langsam nahmen sie die Stöcke von den Schultern.

    Vor dem Pub hatte eine Gruppe Jugendlicher einen Cotswold-Moriskentänzer zu Boden geschlagen. Er lag auf den Knien. Sein weißes Hemd und die Hosen waren schmutzig, seine Schärpe war zerrissen und hing lose an ihm. Er fasste sich mit der Hand an die Schläfe. Ein Blutfaden sickerte in seinen Bart. Einer der Jugendlichen trat dem Tänzer mit dem Stiefel ins Kreuz und stieß

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