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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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den richtigen Käufer in Übersee gebracht werden. Aber Sie sehen mir nicht nach einem Einbrecher aus. Also, was war Ihre Rolle? Sind Sie der Mann mit den richtigen Kontakten?«
    Dearden hätte gut aussehen können. Er hatte ein fein geschnittenes Gesicht und war gepflegt. Wenn er sich auch noch ins Zeug legte und seinen Charme spielen ließ, konnte man sich gut vorstellen, dass Sarah Renshaw eine Schwäche für ihn hatte. Außerdem bestand über ihn eine Verbindung zu Emma.
    »Detective Murfin hier hat mit einigen Ihrer Kontakte gesprochen«, sagte Fry.
    Dearden runzelte zum ersten Mal die Stirn, und seine Hände, die bisher ruhig auf dem Tisch gelegen hatten, zuckten.
    Murfin warf einen Blick in sein Notizbuch. »Sie sind in den letzten paar Jahren ziemlich oft in den USA gewesen«, sagte er. »Ich selbst war leider noch nie dort. Aber es heißt, dass sie sehr gastfreundlich sind, die Amerikaner. Und ganz versessen auf
altes Zeug aus Großbritannien, weil sie selbst kaum so was wie Geschichte haben.«
    Fry beobachtete Dearden genau. Wenn irgendwer seine Selbstgefälligkeit durchbrechen konnte, dann Gavin Murfin. Bei ihr schaffte er es auch ständig.
    »Es war höchst interessant, sich mit ein paar von den Typen auf der Liste hier zu unterhalten«, fuhr Murfin fort. »Der hier aus Kalifornien, der war ganz hingerissen von meinem Akzent. Er sagt, ich kann jederzeit mit meiner Familie in seinem Strandhaus in Malibu wohnen. Das ist doch toll.«
    »Äh, Detective Sergeant...«, meldete sich der Anwalt zu Wort.
    »Und er hat in höchsten Tönen von Ihnen gesprochen, Mr Dearden. Er kennt Sie sehr gut. Was ist dieses Silicon Valley? Machen sie dort diese Brustimplantate?«
    »Jetzt kommen Sie schon auf den Punkt«, sagte Alex Dearden ungeduldig.
    »Ich habe Ihrem Freund von der Bronzebüste erzählt, die wir gefunden haben. Dieser Lucius Verrus. Und wissen Sie was, er hat so was Ähnliches. Wir haben uns recht lange unterhalten. Wenn er das nächste Mal kommt, zeige ich ihm Chatsworth House. Ich hoffe nur, er hat es nicht ernst genommen, als ich sagte, ich sei der Neffe des Herzogs von Devonshire.«
    »Müssen wir uns das bieten lassen?«, sagte Dearden zu seinem Anwalt. »Ich habe jetzt genug davon.«
    Murfin blätterte eine Seite um. »Und in Japan waren Sie auch!«, sagte er. »Ich wette, Sie haben ein interessantes Adressbuch.«
    Die beiden feisten Bäckchen rechts und links von Deardens Mund begannen leicht zu zittern. Der wütende Hamster war drauf und dran, seinen Kopf aus dem Käfig zu stecken.
    »Haben Sie vielleicht noch ein paar vernünftige Fragen, Sergeant?«, wollte der Anwalt wissen.
    »Ja. Ich möchte Ihren Klienten auffordern, uns zu sagen, wer
in dem Geschäft mit den gestohlenen Antiquitäten seine Komplizen sind.«
    »Sie wissen, dass wir auf solche Fragen nicht antworten.«
    »Und wo lagern Sie die Antiquitäten, bevor sie verschifft werden? In Ihrem Haus scheinen sie nicht zu sein, Mr Dearden. Also, wo sind sie?«
    »Kein Kommentar«, erwiderte der Anwalt. »Also wirklich -«
    »Und wieso haben Sie sich mit Neil Granger überworfen, Mr Dearden? Wollte er einen größeren Anteil? Normalerweise ist doch immer Geld das Problem.«
    Dearden schüttelte heftig den Kopf, bis der Anwalt ihm die Hand auf den Arm legte, um ihn zu beruhigen. Fry erinnerte sich wieder an das Projekt, an dem Dearden für die Softwarefirma arbeitete. Technologie zur Verhinderung menschlicher Fehler. Aber Alex Dearden war kein Computer. Er war ein Mensch wie jeder andere auch. Und früher oder später würde er einen Fehler machen.
     
     
    Es war ein schwarzer Tag für Chief Superintendent Colin Jepson gewesen, den Leiter der Division E der Polizei von Derbyshire. Edendale hatte an diesem Wochenende Menschen aller Arten angezogen. Er und seine Beamten waren bis zum Äußersten gefordert gewesen, mit den Verbrechen und dem Chaos fertig zu werden, das im Schlepptau solcher Menschenansammlungen unvermeidlich schien.
    Detective Inspector Hitchens und seine Kripomannschaft waren beinahe die Einzigen, die Jepson in der Dienststelle in der West Street antraf. Sie bearbeiteten noch immer mühsam alle Anrufe, die bei ihnen eingingen. Jeder Meldung über eine vermisste Person, die in dem flachen Grab in Withens hätte aufgetaucht sein können, wurde nachgegangen, ganz gleich, wie weit entfernt er oder sie gelebt hatten oder wie kurz der Zeitpunkt ihres Verschwindens auch zurücklag. Geduldig erklärten die Polizisten aufgelösten Müttern,

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