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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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er.
    »Ich habe eben erfahren, dass das Rural Crime Team dich wieder angefordert hat.«
    »Das habe ich selbst erst erfahren.«
    »Hast du um eine Versetzung zum RCT gebeten?«
    »Wie kommst du auf die Idee, Diane?«
    »Na ja, sie dehnen ihre Operationen aus. Sie haben dich angefordert. Da dachte ich mir, vielleicht hast du ja mit jemandem gesprochen.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Aber du bist genau der Typ, den sie brauchen können, Ben, oder? Du hast den richtigen Hintergrund. Und du kennst die Probleme auf dem Land. Ich vermute, jemand mit Einfluss hat dich empfohlen.«

    »Ich habe nicht um diese Versetzung gebeten. Hör mal, Diane, ich habe zu tun, also, wenn es nichts Dringendes gibt -«
    »Dann beabsichtigst du also nicht, deine Freunde von der Kripo zu verlassen?«
    Fry hatte bestimmt nicht beabsichtigt, das so zu formulieren, dachte Cooper. Aber sie wäre sicher nicht überrascht, wenn er mit der Antwort zögerte.
    »Okay, ich habe mit dem Gedanken gespielt«, erwiderte er schließlich.
    »Du weißt, dass du mit mir über solche Dinge sprechen solltest. Ich bin deine unmittelbare Vorgesetzte.«
    »Tut mir Leid.«
    »Oder bin ich der Grund, warum du weg willst?«, fragte Fry.
    »Nein, Diane.«
    »Ich würde es verstehen, wenn es so wäre.«
    »Ich sagte doch, ›nein‹.«
    Cooper wurde nervös. Die Frau mit dem Einkaufswagen warf ihm einen fragenden Blick zu. Er lächelte entschuldigend und stellte sich etwas weiter weg.
    »Okay«, sagte Fry. »Solange das zwischen uns klar ist.«
    »Richtig.«
    »In dem Fall kannst du mit mir jederzeit über deine Pläne sprechen, Ben«, fuhr sie fort. »Wir machen einen Termin aus und besprechen die Sache gründlich. Ich hätte eventuell ein paar Vorschläge, was deine zukünftige Karriere betrifft.«
    Cooper verschlug es vor Staunen die Sprache.
    »So macht man das nun mal in einer anständig geführten Abteilung«, erklärte sie.
    »Wenn du das sagst, Diane.«
    Er konnte hören, wie Fry ausatmete und mit Papier raschelte. Fast hätte er auf den Knopf gedrückt und das Gespräch beendet, aber er spürte, dass sie noch über etwas anderes reden wollte. Vielleicht war das sogar der eigentliche Grund ihres Anrufs.

    »Ich nehme an, du erinnerst dich an den Fall Emma Renshaw, Ben?«
    »Die vermisste Studentin?«, fragte er. »Das ist ungefähr zwei Jahre her.«
    »Stimmt genau. Wie war die generelle Meinung damals? Waren alle der Ansicht, dass sie tot ist?«
    »Himmel, keine Ahnung. Es gab keinen Grund für sie, von zu Hause wegzulaufen, soweit ich mich entsinne.«
    »Nein, jedenfalls keinen, der uns bekannt wäre.«
    »Wieso fragst du?«
    »Ihr Handy ist gefunden worden, und deswegen nehmen wir die Ermittlungen neu auf. Aber fast alles, was ich hier an Hintergrundmaterial geerbt habe, ist alter Krempel aus den West Midlands. Und das macht die Sache nicht leichter.«
    »Dann hast du auch noch Mr und Mrs Renshaw geerbt«, feixte Cooper. »Ich beneide dich nicht.«
    »Wie wahr. Wieso weiß eigentlich jeder außer mir über die Renshaws Bescheid? Ist das hier nicht Usus, seine Kollegen zu informieren? Oder finden das alle so lustig?«
    »Da kann ich doch nichts dafür, Diane«, protestierte Cooper.
    Fry schwieg einen Moment. Cooper telefonierte ungern mit ihr. Er musste ihr Gesicht sehen, um aus ihrer Miene Schlüsse ziehen zu können. In der letzten Zeit hatte sie immer so angespannt und verhärmt gewirkt. Ihre hageren Schultern und das schmale Gesicht hatten den Eindruck nur noch verstärkt. Sogar ihr Haar trug sie noch kürzer geschnitten als sonst. Cooper versuchte immer, in Frys Augen zu lesen, was sie dachte, statt auf das zu hören, was sie sagte.
    »Ich nehme an, am Montag hast du keine Zeit?«, fragte sie. »Du wirst genug mit dem Rural Crime Team zu tun haben.«
    »Tut mir Leid.«
    »Dann treffen wir uns ein anderes Mal. Ach, und Ben? Ich würde deine Freundin mit ihrem Angebot beim Wort nehmen, wenn ich du wäre.«

    Cooper steckte sein Telefon weg und schielte über die Schulter zurück. Die Frau mit dem Einkaufswagen zwinkerte ihm zu.
     
     
    Der Parkplatz vor dem Supermarkt hallte von Scherbenklirren wider. Paare in Kombis standen Schlange, um die Wochenration an Wein- und Bierflaschen in den Recyclingtonnen zu entsorgen. Cooper überlegte, ob dieser Brauch an Stelle des sonntagmorgendlichen Kirchenbesuchs getreten war. Statt in einer zugigen Kirche zu sitzen und die eigene Seele zu retten, verbrachte man lieber ein paar Minuten auf dem Parkplatz von

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