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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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ein potentielles Opfer auf den ersten Blick, und so musste sich Ben Cooper jede Woche die neueste Verbrechensstatistik anhören. Der Mann konnte natürlich nicht ahnen, dass Cooper Polizist war. Die meisten seiner Geschichten stammten aus der Zeitung und waren
folglich ungenau. Aber gelegentlich konnte er aus erster Hand aus Southwoods berichten, dem Teil von Edendale, in dem er wohnte.
    »Was soll ich Ihnen sagen, aber viele alte Damen bei mir oben machen Fremden die Tür nicht mehr auf. Die lassen nur noch die Leute von ›Essen auf Rädern‹ ins Haus«, erzählte er, während Cooper versuchte, sich an der Käsetheke an ihm vorbeizuquetschen. »Sie haben zu viel Angst, wissen Sie. Erst kürzlich waren diese Gauner wieder unterwegs, die so tun, als wollten sie die Gasleitungen auf undichte Stellen überprüfen. Manche lassen sie ins Haus, weil sie Angst haben, dass sie nachts am Gas ersticken oder dass ihnen ihr Bungalow um die Ohren fliegt. Der eine Gangster lenkt sie ab, während der andere durchs Haus geht und ihnen die Geldbörse und andere Sachen klaut.«
    »Trickdiebstahl«, sagte Cooper.
    »Es ist widerlich. Es sind immer die Alten, auf die sie es abgesehen haben.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Weil sie denken, dass wir alle blöd sind. Sicher, ein paar der alten Mädchen sind wirklich nicht die Hellsten.«
    »Die haben jeden im Visier, der sich nicht zu helfen weiß«, erklärte Cooper.
    »Ich weiß mir zu helfen.Wenn die in mein Haus wollen, müssen sie mir erst ihren Ausweis zeigen. Und dann rufe ich auf der Gemeinde oder sonst wo an und frage nach, ob sie wirklich die sind, für die sie sich ausgeben. Manchen gefällt das gar nicht, aber ich lasse sie einfach vor der Tür stehen.«
    »Das ist sehr vernünftig.«
    »Und wenn ich sehe, dass einer eine falsche Bewegung macht, kriegt er meinen Stock zu spüren.«
    »Das ist nicht so vernünftig.«
    »Wieso nicht?«
    »Na, zum einen könnten Sie ernsthaft verletzt werden, wenn die zurückschlagen.«

    »Das ist mir egal.«
    »Und hinterher bekommen Sie vielleicht noch eine Anzeige wegen tätlichen Angriffs, wenn Sie gewalttätig werden.«
    »Das ist mir auch egal.«
    »Falls Sie einen Verdacht haben, ist es das Beste, Sie rufen die Polizei.«
    »Quatsch. Was können die schon tun? Die lassen sich doch erst blicken, wenn die Mistkerle schon längst verschwunden sind. Und dann fällt ihnen nichts anderes ein, als einem eine Nummer aufzudrängen, wo man seine Ansprüche an die Versicherung geltend machen kann.«
    Coopers Handy klingelte zum dritten Mal. Da war er gerade in der Abteilung für Tiefkühlkost, wo er und seine Konsumgenossen mit Ellenbogeneinsatz versuchten, an die Angebote in den Tiefkühlregalen zu kommen.
    »Ach, lasst mich doch in Ruhe«, stöhnte er.
    Die Frau neben ihm, die mit ihrem Einkaufswagen neckisch an den seinen stieß, warf ihm einen Blick zu. Sie war Cooper zuvor schon aufgefallen. Er schien sie immer zwischen den Tiefkühlregalen zu treffen, wo ihre Einkaufswagen regelmäßig aneinander gerieten.
    Er meldete sich und hörte eine weitere vertraute Stimme.
    »Oh, du bist es, Diane.«
    Die Frau mit dem Einkaufswagen wählte genau diesen Moment, um sich an ihm vorbeizudrängen und zu den chinesischen Tiefkühlmahlzeiten für Singles hinunterzubeugen.
    »Entschuldigung«, sagte Cooper und machte ihr Platz.
    »Ben, ist jemand bei dir?«, fragte Fry.
    »Oh – da wollte nur jemand an die Gefriertruhe.«
    »An was?«
    Die Frau schwenkte eine Packung pikante Nudeln.
    »Ich finde, wenn man allein lebt, ist so was ungeheuer praktisch«, sagte sie und lächelte.
    »Oh, danke.«

    Frys Stimme war so eisig wie die Luft, die aus dem Deckel der Gefriertruhe emporstieg.
    »Und was macht sie jetzt, Ben? Offeriert sie dir einen Eiswürfel?«
    »Nein, Nudeln.«
    »Du bist im Supermarkt, habe ich Recht?«
    »Ja.«
    »Du gehst am Sonntagmorgen immer zum Einkaufen in den Supermarkt, stimmt’s, Ben?«
    »Stimmt.«
    »Ich wusste doch, dass du tief drin ein Gewohnheitstier bist. Ich wette, du kaufst jede Woche exakt dieselben Dinge und unterhältst dich mit denselben Leuten. Habe ich Recht?«
    »Mag sein.«
    Cooper beschloss, seinen Weg fortzusetzen, während er mit Fry telefonierte. Er passierte den Essig und den Zitronensaft und bog in die Abteilung mit den Haushaltswaren ein. Er benötigte dringend ein Desinfektionsmittel, falls eine der Katzen im Wintergarten wieder eine Schweinerei angerichtet hatte.
    »Bist du jetzt fertig mit deiner Analyse?«, fragte

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