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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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wäre seit seinem letzten Besuch dort nicht die Leiche von Neil Granger am Luftschacht gefunden worden, als wäre er am Tag zuvor zwar am richtigen Ort gewesen, hätte aber die falschen Fragen gestellt. Granger war mit den Oxleys verwandt, und Reverend Derek Alton hatte ihn an dem Tag erwartet, an dem er starb. Cooper hatte sich seine eigene Stoßrichtung in der Ermittlung zurechtgelegt, und die konzentrierte sich auf die Waterloo Terrace.
    »Ach, übrigens, ich habe mich beim Polizisten der Gemeinde mal über die Oxley-Kids erkundigt«, sagte Udall. »Er ist zwar erst seit achtzehn Monaten vor Ort, hatte aber schon mehrmals mit ihnen zu tun.«
    »Mit einem von ihnen im Besonderen?«
    »Vor allem über die Jüngeren sind Beschwerden eingegangen. Das Übliche. Sie würden sich vor fremden Haustüren zusammenrotten, jede Menge Krach machen, fluchen, sich auf fremden Grundstücken herumtreiben. Sie wissen schon.«
    »Also nichts Außergewöhnliches.«
    »Nein. Nichts Außergewöhnliches. Das Übliche, wenn ein paar Jugendliche zusammen abhängen. Das heißt natürlich aber auch, dass man sie für alles verantwortlich macht, was im Dorf passiert, für jeden kleinen Diebstahl und jede Sachbeschädigung. Natürlich auch für Vandalismus, Graffiti-Schmierereien, umgekippte Abfalltonnen – was immer es da so gibt.«
    »Hatte der Gemeindepolizist jemals einen Beweis, dass es tatsächlich die Oxley-Kinder waren?«
    »Beweise kann man das nicht nennen. Aber er hat oft mit ihnen geredet. Auch mit ihren Eltern. Oder hat es wenigstens versucht.«
    »Kann ich mir vorstellen«, erwiderte Cooper seufzend.
    Udall lachte, während sie überprüfte, ob ihr Schlagstock auch sicher in dem Ring an ihrer linken Hüfte befestigt war. Dann schaltete sie probehalber ihre Taschenlampe ein und aus. Als Letztes klappte sie die Hüfttasche auf, in der sich ihre medizinische Schutzausrüstung befand: Gesichtsmaske, Latexhandschuhe, antiseptische Tücher und ein Beutel für kontaminierten Abfall. Die unmittelbarste Gefahr für einen Polizeibeamten ging oft nicht von einer tödlichen Waffe sondern von Körperflüssigkeiten aus. Hepatitis B und das HIV-Virus waren überall, auch auf den Straßen von Edendale. Und für den Fall, dass sie einen gewalttätigen Verdächtigen bändigen musste, war Udall auch noch mit Tränengas ausgerüstet.
    »Der Kollege sagt, dass die erwachsenen Oxleys gerade noch so viel Kooperationsbereitschaft zeigen, dass man es ihnen nicht negativ auslegen kann. Sie waren nie aggressiv ihm gegenüber oder haben es auf einen Streit mit ihm ankommen lassen. Sie haben jedes Mal versprochen, mit den Kindern zu reden und ein Auge auf sie zu haben. Und sie haben ihm nie Anlass gegeben, weiter gegen sie vorzugehen.«
    »Und haben die Beschwerden aufgehört?«, fragte Cooper.
    »Nein. Aber nach allem, was man so hört, haben die Oxleys
bereits recht schillernde Karrieren hinter sich. Alle Jungen sind gerichtsbekannt. Es kam sogar mal zu einer Anklage wegen Brandstiftung. Im Moment sind es Ryan und Jake, die am meisten Probleme machen. Die für Ryan zuständige Frau vom Jugendamt ist allerdings recht optimistisch. Im Grunde seines Herzens ist er ein vernünftiger Bursche, sagt sie, und wird früher oder später schon die Kurve kriegen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ihr Zynismus ist unnötig, Ben. Viele dieser jugendlichen Straftäter werden irgendwann mal ruhiger und verwandeln sich in ehrenwerte Bürger.«
    »Okay«, erwiderte Cooper. »Und Jake?«
    »Der verursacht im Moment einige Probleme.«
    »Kann man denn da nichts machen?«
    »Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder nehmen wir den Knaben seinen Eltern weg und geben ihn in staatliche Obhut. Oder wir lassen ihn zu Hause, bis er alt genug ist, sich seine erste Runde im Jugendknast selbst zu erarbeiten.«
    »Der übliche Beginn eines verhängnisvollen Kreislaufs aus Auftritten vor Gericht und anschließendem Gefängnisaufenthalt.«
    »Exakt. Aber wir handeln nach dem Grundsatz, dass der beste Ort für ein Kind immer noch zu Hause bei seiner Familie ist. Bei solchen Fällen stecken wir wirklich in einer Zwickmühle.«
    »Was ist mit den Älteren?«
    Udall zögerte. »Sie meinen Scott und seine Cousins? Die unterstehen nicht mehr dem Jugendamt, und ich habe mich auch nur wegen der Kinder erkundigt. Aber es gibt sicher Gerichtsakten, die wir uns ansehen können.«
    »Und gibt es mit den Mädchen auch Ärger? Lorraine und Stacey, meine ich.«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Na, wenn sie sauber

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