Die einsamen Toten
werden konnte.«
»Wie konnte das passieren?« »Na ja, die Feuerwehrleute haben nun mal recht große Latschen. Aber wir haben wieder mehr Glück, was diese Haltebucht betrifft, in der Grangers Wagen stand. Die Spurensicherung hat dort jede Menge Bodenproben entnommen. Falls was davon mit Spuren am Schuhwerk eines Verdächtigen übereinstimmen sollte, brächte uns das ein schönes Stück voran.«
»Vielen Dank«, meldete Kessen sich wieder zu Wort. »Ich möchte noch einmal deutlich machen, dass wir Informationen nur in beschränktem Umfang weitergeben werden. Vor allem, was das Umfeld von Neil Granger betrifft. Also, lassen Sie Umsicht walten.«
»Ja, Sir.«
Constable Murfin beugte sich wieder zu Cooper hinüber. »Häh? Was soll das denn heißen?«, zischte er.
»Es bedeutet: Hüte deine Zunge.«
»Ach, das ist doch eine meiner leichtesten Übungen.«
Cooper sah, wie Diane Fry ihnen einen strafenden Blick über die Schulter zuwarf und die Stirn runzelte, als hätte sie ein paar Schüler beim Schwätzen erwischt.
»Madam ist nicht erfreut«, flüsterte Murfin.
»Pst.«
»Ich kann nicht oft genug betonen, dass wir peinlich genau darauf achten müssen, unser Beweismaterial vor neugierigen Augen zu schützen«, fügte Kessen gestelzt hinzu. »Wir können hier nur als Team Erfolg haben, das heißt, wir müssen zusammenarbeiten und permanenten Informationsaustausch pflegen. Und denken Sie daran – wir müssen alle an einem Strang ziehen.«
Cooper hörte Gavin Murfin vor sich hinmurmeln.
»Ja, wie die Kälber am Strick«, sagte er.
Ehe sich die Einsatzbesprechung auflöste, mussten sich alle noch einmal die am Tatort gemachten Fotos des Opfers ansehen. Die Farben wirkten so unecht, als wäre beim Fotografieren in der Kamera irgendetwas mit dem Film passiert. Das Blut aus Grangers Kopfverletzungen war über sein Gesicht getropft und auf der Haut angetrocknet. Doch es wirkte dunkler als normal, was an der schwarzen Schminke lag, mit der sich das Blut vermischt hatte. Granger hatte sein ganzes Gesicht geschwärzt. Nur die Augen hatte er ausgespart.
»Wenn wir herausfinden, wann und wieso Neil Granger sein Gesicht mit Theaterschminke geschwärzt hat, haben wir möglicherweise eine erste Spur«, verkündete Chief Inspector Kessen. »Aber im Moment behalten wir dieses Detail besser für uns.«
An diesem Tag war Gavin Murfin mit einer dicken Fleischpastete und einer Scheibe dunklen, feuchten Kuchens im Büro erschienen. Der Kuchen steckte noch in seiner Zellophanhülle, aber sein würziger Ingwerduft zog durch das Büro und ließ Ben Cooper das Wasser im Mund zusammenlaufen, als er durch die Tür trat.
Kurz darauf trafen DI Hitchens und Diane Fry ein. Hitchens schnupperte interessiert an Murfins Pastete, während Fry versuchte, nicht hinzusehen.
»Cooper, womit beschäftigen Sie sich im Augenblick?«, fragte Hitchens. »Die Familie Oxley, richtig? Ausgezeichnet.Wir müssen
uns dringend Klarheit über das Umfeld von Neil Granger verschaffen, über die Leute, mit denen er seine Zeit verbrachte. Vielleicht hatte er ja näheren Kontakt mit seinen Cousins von den Oxleys.«
»Er ist schon vor einer Weile aus Withens weggezogen, Sir, aber wir wissen, dass er noch öfter dort war. Einer der Dorfbewohner hat ihn am Freitagabend gesehen. Außerdem hat er dem Pfarrer geholfen, in der Kirche aufzuräumen, nachdem dort eingebrochen worden war.«
»Richtig. Bleiben Sie dran.«
Inspector Hitchens wanderte weiter, um sich mit Kessen zu besprechen. Cooper wartete, bis er gegangen war, und sah Fry neugierig an.
»Du hast bei der Besprechung gar nicht erwähnt, dass eventuell eine Verbindung zum Fall Emma Renshaw besteht, Diane«, sagte er. »Ich hatte eigentlich damit gerechnet.«
»Ich habe vorab mit Mr Hitchens darüber gesprochen. Im Moment laufen die Ermittlungen nicht vorrangig in diese Richtung.«
»Aber man sollte die Möglichkeit nicht außer Acht lassen.« »Nein, sie wird auch nicht übersehen werden, Ben.« »Ich kann mich noch gut an den Fall erinnern. Granger hatte auch in dem Haus gewohnt. Er hat Emma sein Leben lang gekannt.«
»Er war auch einer der Letzten, der sie lebend sah, so weit wir wissen. Aber damals spielte sich fast alles im Black Country ab, dort, wo sie das letzte Mal gesehen wurde. Das Handy ist der erste Hinweis darauf, dass sie eventuell doch irgendwo in der Nähe ihrer Eltern gelandet sein könnte. Damals deutete kein direkter Beweis darauf hin, dass ein Verbrechen vorlag. Emma Renshaw
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