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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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schwitzte und zog sein Jackett aus. Ein Blick auf den Himmel bestätigte ihm, dass die Wolken weiteren Regen in diesen Teil des Tales brachten. Über dem Torside-Stausee wechselten Regen und Sonnenschein einander ab und jagten als Hell-Dunkel-Formation so schnell über den Hang hinweg, als ließe jemand einen Film schneller laufen.
    Er seufzte und schlüpfte wieder in seine Jacke, ehe er Udall in der Haltebucht zurückließ und die Straße überquerte, vorsichtig dem Verkehr ausweichend. Ihm war ein Loch in den Leitplanken aufgefallen. Dort war ein Fahrzeug durchgebrochen und über den Rand in den River Etherow gestürzt.
    Die fünf Stauseen von Longdendale waren von einem Netz aus offenen Kanälen, Wehren und unterirdischen Verbindungen umgeben, die aus quadratischen Sandsteinblöcken erbaut waren. Dieses System diente zur Regulierung des Wasserzuflusses und -abflusses. Einige der Kanäle wurden nur als Überlaufbecken genutzt, wenn der Wasserstand zu hoch war.
    Cooper stieg direkt neben der A628 eine Treppe hinunter. Wie er sehen konnte, wurde der Weg kaum benutzt. Die Stufen waren hier und da fast vollständig von Brombeersträuchern und Farnen überwuchert, und der Stein war mit Moos bewachsen und rutschig. Feuchtigkeit hing in der Luft. Cooper musste sich an dem eisernen Geländer festhalten, um nicht den
Halt zu verlieren, als er auf halbem Weg den Hang hinunter um eine Ecke bog.
    Von hier aus blickte er in ein kleineres Reservoir, ein Haltebecken. Direkt zu seinen Füßen strömte das Wasser in Kaskaden über ein Wehr, lief in einen Kanal und verschwand unter massiven Mauerstreben in Richtung des Hauptreservoirs. Von der Stelle aus, wo Cooper auf der Treppe stand, ging es fast sechs Meter senkrecht hinunter in den Kanal. Der Hang war zu beiden Seiten mit Maschendrahtzaun gesichert, damit keine losen Steine hinunterrutschten und denWasserlauf blockierten. Aber der Zaun konnte die Vegetation nicht daran hindern, in der feuchten Luft und der Wärme des nach Süden ausgerichteten Hanges üppig zu gedeihen.
    Der Maschendrahtzaun hatte zwar die Steine zurückgehalten, aber dennoch war der Kanal blockiert. Im Wasser lag der Kadaver eines toten Schafs.Weißer Schaum umfloss blubbernd das zottige Fell, und eines seiner schwarzen Ohren schwenkte langsam in der Strömung hin und her. Das Tier lag offensichtlich schon länger dort. Sein Körper war von Gasen aufgetrieben, und die Wolle hatte sich von Kopf und Schultern gelöst, so dass die gesprenkelte Haut durch das Wasser sichtbar war.
    Cooper kehrte zum Wagen zurück. Als Udall um die Kurve bog, sahen sie Michael Dearden in der nächsten Haltebucht stehen, wo er mit einem uniformierten Polizisten herumstritt, der das Absperrband um Neil Grangers Volkswagen bewachte. Sie hielten an, um sich zu erkundigen, worum es ging.
    »Ah, da sind Sie ja. Wie war gleich noch mal Ihr Name?«, fragte Dearden, als er Cooper sah. »Wie lange wollen Sie den Weg eigentlich noch sperren?«
    »So lange wie nötig, Sir.Wir müssen alle Spuren sichern. Das kann länger dauern, fürchte ich.«
    »Aber Sie können den Weg doch trotzdem freigeben?«
    »Nein, Sir. Und ich begreife auch nicht, weshalb es ein Problem sein sollte, die Straße durch Withens zu benutzen.«

    »Ach, vergessen Sie’s.«
    Cooper tauschte einen Blick mit dem Streifenpolizisten und ging zurück zu seinem Wagen.
    »Können wir uns mal die Eingänge zu den alten Eisenbahntunneln ansehen, Tracy?«, bat er.
    »Klar doch. Auf dieser Seite enden sie genau dort, wo früher mal der Bahnhof von Woodhead stand.«
    Sie fuhr ein paar Meter weiter und bog dann in eine schmale Straße ein. Nirgends war ein Schild zu sehen, wohin sie führte. Hier und da waren auf dem Boden noch andeutungsweise die Umrisse von Bahnsteigen zu erkennen, aber die Gleise, die Schwellen und der Schotter dazwischen waren schon lange entfernt worden.
    Am auffallendsten waren natürlich die drei Tunnel mit ihren in den Fels getriebenen Eingängen. Der Fels wies noch immer die Spuren der Spitzhacken der Bauarbeiter auf. Der in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts erbaute Tunnel war um einiges breiter als die beiden älteren. Er war auch viel höher und breit genug für zwei Gleise. Die beiden kleineren Tunnel lagen dicht daneben. Wie ein Mutterschaf und Zwillingslämmer, dachte Cooper.
    Zu seiner Überraschung traf er vor den Tunneln Gavin Murfin, der sich mit einem der Wartungsmonteure unterhielt, den er als Sandy Norton vorstellte.
    »Hallo,

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