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Die Einsamkeit des Barista

Die Einsamkeit des Barista

Titel: Die Einsamkeit des Barista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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Bruder von Marina und Onkel von Giacomo, hatte zu Beginn der Homilie mit gebrochener Stimme die Trauergemeinde über die plötzliche Verschlechterung des Zustandes seiner Schwester und ihr darauf folgendes Dahinscheiden informiert, welches sich am Vortage ereignet hatte.«
    In der üblichen tonlosen Stimmlage las Rimediotti den Bericht über die Beisetzung des bedauernswerten Giacomo Fabbricotti und die Nachricht vom plötzlichen, wenn auch nicht unerwarteten Hinscheiden seiner Mutter vor. Die drei übrigen Alten lauschten ihm mit gequälten Gesichtern, wobei sie betreten zu Boden blickten oder eine nicht vorhandene Mücke von den Hosen schnippten.
    »Nach einem berührenden Gedenken an seinen Neffen wandte sich Pater Adriano im zweiten Teil der Predigt an jene, ›die dem hässlichen Laster erlegen sind, falsche Gerüchte in Umlauf zu bringen, an jene, die sich am Unglück anderer weiden, jene, die reden, ohne etwas zu wissen, und die sich nicht darum scheren, welches Leid sie auf die Schultern und Herzen derjenigen bringen, die sowieso schon unter der ungeheuren Last des Verlustes eines Verwandten leiden‹. Damit bezog sich Pater Adriano auf die leider im Dorf kursierenden Gerüchte, welche aufgrund eines Lapsus, bei dem er ertappt wurde, auf eine mögliche Verwicklung Stefano Carpanesis in den Unfall spekulieren. Derselbe Carpanesi, der bei der Trauerfeier anwesend und sichtlich bewegt war, dankte Pater Adriano am Ende der Zeremonie in wenigen tränenerstickten Worten.«
    Als Rimediotti endete, herrschte allgemeines Schweigen. Ein Schweigen, das ausnahmsweise auch noch eine Weile anhielt.
    »Also haben sie die Beerdigung im Konvent gemacht …«, sagte Ampelio, nur um etwas zu sagen.
    »Klar«, antwortete Rimediotti. »Wo hätten sie es denn deiner Meinung nach sonst machen sollen? Im Grunde ist Pater Adriano ja ein Angehöriger.«
    »Was das betrifft, wenn ich mal sterbe, werd ich mich auch in den Konvent tragen lassen«, sagte Del Tacca, während er Zucker in seinen Kaffee rührte. »Was denn sonst? Ich bitte dich, bevor ich mich von Don Graziano antatschen lass …«
    Pilades Worte gaben wieder, was ein guter Teil der Einwohner Pinetas empfand, ja wovon sie überzeugt waren. Dass Gott zwar überall in der Welt präsent ist, ganz besonders an allen geweihten Orten, aber dass er in den verschiedenen Kirchen Unseres Herrn von seinen weltlichen Verwaltern nicht im selben Maße geachtet wird. In Pineta stellte sich das Problem doppelt. Einerseits gab es die Gemeinde Buon Pastore , die von Don Graziano Riccomini behütet, beschützt und vor allem verwaltet wurde; was der durchschnittliche Einwohner von Letzterem hielt, ist durch Pilades Kommentar gut zusammengefasst worden. Daneben gab es den Franziskanerkonvent Santa Luce , geleitet von Pater Agostino, einem ehemaligen Arzt, der sich vor sehr vielen Jahren in das klösterliche Leben zurückgezogen hatte, welcher gut zehn Brüder beherbergte, die nach den Regeln des heiligen Franziskus den Weg der vollkommenen Freude gingen. Jene Männer gaben sich in der Tat voll und ganz dem klösterlichen Leben hin, das für sie in der Meditation und der Herstellung von Honig, Käse und Gemüse aus dem Klostergarten bestand, Güter, mit denen sie sich selbst versorgten und die Armen, die an ihr Tor klopften. Darüber hinaus waren sie stets bereit zu helfen, egal was von ihnen erbeten wurde, von Nachhilfestunden in Latein über Hilfe im Haushalt kranker alter Leute bis hin zu materieller Unterstützung von Reparaturen an vom Unwetter abgedeckten Dächern; das Ganze in vollkommener Bescheidenheit, ohne jedwede Ansprüche auf Gegenleistung und stets mit einem Lächeln auf den Lippen, das von einer beinahe unmenschlichen Heiterkeit zeugte. Pater Adriano Corucci, vor etwa zwanzig Jahren aus dem umbrischen Hinterland hereingeschneit, war ein würdiger Vertreter jener Gemeinschaft; ein Hüne mit friedlicher Miene, gebrochener Nase und den für Boxer typischen Blumenkohlohren, der so gut wie nie in Zorn geriet. Und falls doch einmal, war es, wie bei allen Pazifisten, besser, sich von ihm fernzuhalten.
    Eines Tages war ein Typ mit unübersehbaren Entzugserscheinungen in den Konvent gekommen, der, nachdem er am Tisch der Ordensbrüder gegessen hatte, auf die brillante Idee gekommen war, von jenen Geld zu erbitten. Der Grund, aus dem er sie angebettelt hatte, war so unübersehbar, dass der Bruder, an den er sich gewandt hatte, gezwungen war, ihm das Geld zu verweigern; woraufhin der Kerl

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