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Die Einsamkeit des Barista

Die Einsamkeit des Barista

Titel: Die Einsamkeit des Barista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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wütend wurde, begann, den Bruder zu beleidigen, und sogar so weit ging, dass er versuchte, ihm eine Ohrfeige zu versetzen. Leider war der fragliche Ordensbruder Pater Adriano, der sich danach verpflichtet sah, dem armen Kerl im Rettungswagen beizustehen, während man ihn mit einem doppelten Bruch des Ober- und Unterkiefers ins Krankenhaus fuhr, wobei er den Sanitätern erklärte, dass er ihm nur zwei Ohrfeigen verpasst habe und es nicht seine Schuld sei, wenn der Kerl so schwächlich sei.
    Während die Alten sich mühten, das Gespräch in Gang zu bringen, das wahrscheinlich schon bald für ein hübsches Spielchen wieder eingestellt würde, klingelte laut das Telefon. Tiziana war gerade dabei, die Spülmaschine einzuräumen, und kauerte, den Korb in der Hand, unter dem Tresen. Massimo, der dem Apparat am nächsten war, hob beim zweiten Klingeln den Hörer ab und meldete sich mit einem entspannten: »BarLume, guten Tag.«
    » Pronto , hier Kommissariat Pineta. Spreche ich mit Viviani Massimo?«
    Was ist das, ein Scherz?
    »Am Apparat.«
    »Ich schalte Sie zu Dottor Fusco durch. Einen Augenblick bitte.«
    Kurze Stille, es knackte.
    »Signor Viviani?«
    »Immer noch derselbe.«
    »Ich müsste mit Ihrem Großvater sprechen.«
    Hä?
    »Sicher. Ich gebe ihn Ihnen sofort.« Massimo bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand. »Rekrut Viviani Ampelio, zum Rapport.«
    »Sag deiner Großmutter, ich komme gegen eins, und wenn sie mir nur die Reste von gestern auftischt, dann schmeiß ich den Teller zum Fenster raus«, antwortete Ampelio lakonisch.
    »Ich fürchte, du irrst dich, Großvater. Fusco ist am Telefon.«
    »Fusco? Und was will er?«
    »Keine Ahnung. Warum fragst du ihn nicht selbst?«
    Da das Telefon an der Wand befestigt war, musste Ampelio sich von seinem Stuhl erheben und mit seinem Stock zum Apparat gehen. Am Telefon angekommen, nahm er den Hörer von Massimo entgegen und bellte hinein: »Pronto!«
    Kurzes Schweigen.
    »Ich hab nicht verstanden. Ich soll zu Ihnen kommen?«
    Kurzes Schweigen.
    »Ah, alle vier? Und wer sagt das?«
    Vielsagendes Schweigen.
    »Und wenn er da ist, grüßen Sie ihn von mir! Ich hab immer noch nicht verstanden, was ich damit zu tun haben soll.«
    Bedrohliches Schweigen.
    »Wie?«, fragte Ampelio in ganz anderem Ton, der vom Kämpferischen ins Ungläubige gewechselt war. »Ah. Verstehe. Jetzt gleich? Ja, einen Augenblick, ich sag’s ihm. In Ordnung. Wiedersehen.«
    Und dann legte er mit zweifelnder Miene auf.
    Massimo war tief beeindruckt. Was auch immer Fusco gesagt hatte, es war nicht jedem gegeben, seinen Großvater zum Schweigen bringen zu können.
    Ampelio verharrte kurz am Telefon, dann drehte er sich um: »Fusco hat gesagt, dass wir aufs Kommissariat kommen sollen. Alle vier. Ich, Aldo, Gino und Pilade.«
    Es folgte ein Augenblick ungläubigen Gelähmtseins. Tiziana stellte den Korb ab und richtete sich hinter dem Tresen auf.
    Ampelio betrachtete den Hörer, als sei der an allem schuld, bevor er erklärte: »Dieser Hurensohn von Carpanesi ist zu Fusco gelaufen und hat ihm gesagt, dass er ’94 nicht mal gewusst habe, wer die Corucci sei. Er hat auch gesagt, dass er von da direkt zu seinem Anwalt gehen und uns alle vier wegen Verleumdung anzeigen wolle.«
    Diverse Weitsichtbrillen wandten sich verwirrt einander zu.
    Während Tiziana dem Quartett nachsah, das sich in Richtung des Kommissariats auf den Weg machte, hatte Massimo sich ein Glas kalten Tee eingeschenkt, sich an eines der Tischchen gesetzt und scheinbar ungerührt den »Corriere« aufgeschlagen. Nachdem sie die Alten hinter der Hausecke hatte verschwinden sehen, wandte sich Tiziana mit besorgter Miene an Massimo: »Sag mal, machst du dir denn überhaupt keine Sorgen?«
    »Weswegen?«, fragte Massimo und trank einen Schluck Tee.
    »Massimo, stell dich nicht dumm. Man hat deinen Großvater aufs Kommissariat einbestellt. Man will ihn verklagen.«
    »Und sie tun gut daran. So lernen er und die anderen ein für alle Mal, sich um ihren eigenen Kram zu kümmern.«
    »Massimo, das ist eine ernste Sache. Fusco hat sie eben ins Kommissariat zitiert.«
    Massimo faltete die Zeitung zusammen.
    »Ich weiß. Deshalb mache ich mir keine Sorgen. Fusco hat mir am Telefon gesagt, dass er sie eine spontane Aussage hat machen lassen, aber ins Protokoll nur die Tatsache aufgenommen hat, dass den Alten zufolge Carpanesi und Corucci sich schon vor 1996 kannten. Den ganzen Rest hat er weggelassen.«
    Massimo machte eine vielsagende Handbewegung,

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