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Die Einsamkeit des Barista

Die Einsamkeit des Barista

Titel: Die Einsamkeit des Barista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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während er den letzten Schluck Tee austrank.
    »Also kann sie jetzt auch niemand dafür verklagen«, fuhr er nach einem kleinen Seufzer fort. »Oder besser gesagt, man könnte, aber kein Richter würde einem dafür recht geben. Übrigens, wenn man’s ganz genau nehmen will, war es zwar irrelevant, was Aldo gesagt hat, aber auf seine Weise begründet.«
    »Woher weißt du das denn?«
    »Ich hab’s im Internet nachgeschaut.«
    »Und warum?«
    »Weil ich an diesem Alleswissersyndrom leide, Tiziana. Wenn irgendwer eine Aussage macht, die auf einer Tatsache beruht, muss ich das einfach kontrollieren, denn wenn ich es nicht tue, kann ich nachts nicht schlafen. Das müsstest du inzwischen wissen.«
    »Mmmh. Möglich. Auf jeden Fall verstehe ich nicht, warum Carpanesi sie verklagen will, wenn du doch sagst, dass es keinen Sinn hat.«
    »Weil er ein Politiker ist. Er ist ein Politiker im Wahlkampf. Und jedweder Angriff auf seinen heiligen guten Ruf verdient eine offizielle Reaktion. Egal ob zu Recht oder nicht. Jedenfalls, ich sag’s noch mal, glaube ich nicht, dass es Grund zur Besorgnis gibt. Fusco wird ihnen einen schönen Tadel verpassen, wird sie ermahnen, damit aufzuhören, Miss Marple zu spielen, und für ein oder zwei Wochen werden wir alle unsere Ruhe haben.«
    »Na, hoffen wir’s. Hör mal, wo wir jetzt unter uns sind, kann ich dir erzählen, um welchen Gefallen ich dich bitten möchte?«
    »Aber gerne«, antwortete Massimo, obwohl er wusste, dass der Gefallen, um den ihn Tiziana bitten würde, niemals mit den Gefallen übereinstimmen würde, die er gern von ihr erbeten hätte.
    »Also, Marchino und ich heiraten im September.«
    »Und das weiß sogar ich.«
    »Nun, bevor ich heirate, würde ich gern eine Wohnung finden. Aber wir haben noch nichts gefunden, und uns läuft allmählich die Zeit davon. Ich habe einfach die Nase voll vom Suchen. Jedes Mal das Gleiche. Sie erzählen dir was, und wenn du hinkommst, ist alles ganz anders. Ich habe die Nase voll von ›großzügiger Dreizimmerwohnung mit exklusiver Terrasse‹, und wenn du dann davor stehst, ist es eine armselige Hütte mit einem von Tauben zugeschissenen winzigen Hof davor. Ich wollte dich fragen, ob du immer noch Kontakt zu diesem Freund hast, der Immobilienmakler ist. Der, der für dich die Bar gefunden hat. Da er ein Freund von dir ist, kann ich vielleicht gleich Klartext mit ihm reden.«
    »Cellai? Sicher. Na klar. Ich hab ihn zwar schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, aber das heißt ja nichts. Seine Nummer hab ich noch. Ich schreib sie dir gleich auf.«
    »Na ja … du könntest ihn nicht zufällig selbst anrufen? Ich kenne ihn ja gar nicht, weißt du? Wenn er dich hört, ist es vielleicht was anderes.«
    »Gut, gut. Ich rufe ihn an. Jetzt aber«, sagte Massimo und stand auf, »haben sich da draußen zwei Typen hingesetzt. Gehst du?«
    »Ja, Chef«, antwortet Tiziana mit einem breiten Grinsen.
    Manchmal braucht es wenig, um jemanden glücklich zu machen.
    Es waren zwei Stunden vergangen, und der Morgen war allmählich in die Mittagszeit übergegangen. Massimo nahm an, dass die Alten wohl, nachdem sie sich Fuscos Tadel angehört hatten, jeder für sich nach Hause gegangen waren und er sie erst wieder am Nachmittag wiedersehen würde, wenn nicht gar erst am nächsten Tag. Umso größer war seine Überraschung, als er sie einen nach dem anderen zu Tür hereinkommen sah, in einer Prozession, die von einem mehr denn je schwitzenden und schnaufenden Del Tacca angeführt wurde.
    Das glaube ich wohl, dachte Massimo, mit all diesen Hektolitern Speck, die der mit seinen gut anderthalb laufenden Metern herumschleppt. Der kann von Glück reden, dass er noch keinen Herzinfarkt bekommen hat.
    Statt nun wie gewöhnlich sofort über die zu kalt eingestellte Klimaanlage zu lamentieren, setzten sie sich, nachdem sie vollzählig in der Bar waren, seltsam still jeder auf seinen Platz und blickten sich an, als hätte es ihnen die Sprache verschlagen.
    Massimo überkam ein leises Schuldgefühl. Offensichtlich hatte Fusco ihnen hart zugesetzt. Er setzte seine Miene »kumpelhafter und eilfertiger Barista« auf und fragte: »Kann ich euch helfen? Wollt ihr einen schönen Aperitif? Oder hättet ihr vielleicht lieber was Stärkeres?«
    Ampelio richtete den Blick auf ihn und sagte mit einem angedeuteten Lächeln: »Braver Junge. Was Stärkeres, das ist es, was wir jetzt brauchen. Wir machen es so, du nimmst ein Glas und gibst zwei Finger hoch von dem Rum aus der

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