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Die Einsamkeit des Barista

Die Einsamkeit des Barista

Titel: Die Einsamkeit des Barista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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des Notars. Ich bin …«
    Der Ton einer Klingel war zu hören.
    »Warte mal kurz, es klingelt an der Tür. Bin gleich wieder da.«
    Es folgte eine halbe Minute Stille. Tiziana wartete.
    Man hörte Massimo in der Entfernung mit jemandem sprechen.
    Tiziana wollte schon entnervt schnaufen, als Massimos Stimme sagte: »Es nützt nichts, wenn ihr da reglos wartet. Dies ist ein Anrufbeantworter. Hinterlasst nach dem Piepton eine Nachricht.«
    Tiziana ließ nach dem Piepton ein paar Sekunden verstreichen, dann entschied sie sich und sagte laut: »Was ist eigentlich aus den guten Brötchengebern von früher geworden, die einem schlimmstenfalls beim Abräumen mal an den Hintern gefasst haben? Hör zu, es ist mir gelungen, einen Blick in die Akte mit dem Testament vom Fabbricotti zu werfen. Ich habe das Gutachten gefunden, von dem du gesprochen hast, das bescheinigt, dass der Fabbricotti klar im Kopf war, als er das Testament diktiert hat. Es ist von Doktor Aldoni unterschrieben, und die Ärztin, bei dem der Fabbricotti in Behandlung war, war Dottoressa Angelica Carrus. Ich hab auch noch ein paar andere ziemlich interessante Dinge gefunden …«
    Ein weiterer Piepton war zu hören, und dann Massimos Stimme, die sagte: »Danke, dass ihr eine Nachricht hinterlassen habt. Wenn ich es für sinnvoll halte, rufe ich euch zurück. Schönen Tag noch.«
    »… und morgen erzähl ich’s deinem Großvater. Ich werd dich lehren, solche bescheuerten Sprüche auf dem Anrufbeantworter zu bringen.«
    Am Morgen des folgenden Tages kam Massimo gut erholt zur Bar. Wie vereinbart, musste freitags Tiziana aufmachen, und das hatte ihm erlaubt, sich ein bisschen von der schlaflosen Nacht des Vortages und dem darauffolgenden strapaziösen Tag in der Bar zu erholen; strapaziös, weil Tiziana ja in ihrer Mission als Geheimagentin unterwegs gewesen war. Darüber hinaus stimmte es ihn außerordentlich zufrieden, die eigenen Schlussfolgerungen durch Tatsachen bestätigt zu sehen, weshalb er an jenem Morgen bestens gelaunt in der Bar eintraf.
    Als er ankam, fiel ihm sofort auf, dass die Alten weder drinnen noch draußen saßen. Während er eintrat, begrüßte er Tiziana mit unverhohlener Freude.
    »Salve, Tiziana. Wo ist denn die Versammlung der Betagten?«
    »Sind nicht da.«
    Seltsam. Na ja, wird gestern Abend spät geworden sein. Wenn er schon anfing, sich über schlaflose Nächte zu beklagen, konnte er es den Achtzigjährigen ja wohl kaum verübeln, wenn sie nach so einer schönen Messe, ganz wie in den guten alten Zeiten, das Gleiche erlitten.
    »Also, dann funktioniert das Hirn von Opa Massimo doch immer noch ganz gut, nicht wahr?«
    »Vergiss es. Nach der Geschichte von gestern schuldest du mir einen Gefallen.«
    »In Ordnung. Was immer du willst.«
    »Sicher? Versprochen?«
    »Sicher. Außer du willst, dass ich mit dir zu Ikea fahre.«
    Tiziana lachte.
    »Nein, keine Sorge, zu Ikea fahre ich lieber allein.«
    »Also, na dann. Ich verspreche es feierlich.«
    Massimo ging hinter den Tresen, um sich einen Espresso zu machen, und während er die Maschine bediente, fragte Tiziana ihn: »Also, erklärst du mir jetzt diese Geschichte mit dem Gutachten?«
    »Das ist ganz einfach.«
    Massimo nahm die kleine Tasse und stellte sie ehrfürchtig auf das Untertässchen.
    »Als du neulich die Geschichte vom Fabbricotti erzählt hast, hast du gesagt, ›die Ärztin hatte ihm am selben Tag gesagt, dass er krank ist und dass Giacomo nicht sein Sohn ist‹. Du erinnerst dich?«
    »Sicher.«
    »Also, angesichts der Natur dieser Krankheit musste die Ärztin, die den Fabbricotti behandelte, eine Neurologin sein. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Jetzt versuchen wir doch mal so nachzudenken, wie ein richtiger Detektiv nachdenken würde. Und versuchen wir einzugestehen, dass es keine Zufälle gibt. Von Anfang an taucht in dieser Geschichte immer wieder der Name einer Ärztin auf. Einer Neurologin, nur für’s Protokoll. Und die ist, welch Zufall, mit Carpanesi verheiratet.«
    »Angelica Carrus.«
    »Genau. Jetzt formuliere ich eine Annahme. Wir wissen, dass Angelica Carrus den Fabbricotti untersucht hat und ihm die beiden Nachrichten mitgeteilt hat. Wagen wir uns mal ein bisschen weiter vor. Versuchen wir zu sagen, dass Angelica, die weiß, dass Giacomo nicht Fabbricottis Sohn ist, bemerkt, dass er jemand anderem ähnlich sieht. Ist das unmöglich? Würde ich nicht sagen, wenn man bedenkt, dass wir es schon anhand eines Fotos gemerkt haben. Immerhin ist sie mit jenem

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