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Die Einsamkeit des Barista

Die Einsamkeit des Barista

Titel: Die Einsamkeit des Barista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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fing an, mit sicherem Griff eine Papiertüte zu füllen. Massimo hatte sich umgesehen, aber Tiziana war schon in der Bäckerei verschwunden.
    »Nein, warten Sie. Weil es doch ein Rezept ist, das ich noch nie gekocht habe, will ich sicher sein, dass es die richtigen Birnen sind. Wissen Sie, das ist ein bisschen seltsam, aber vielleicht ist es ja wichtig, genau diese Sorte zu nehmen.«
    »Oh, aber die hier sind gut! Ich hab dir doch gesagt, dass das besondere sind.«
    Aber du kommst mir nicht besonders normal vor, dachte Massimo. »Nein, Sie haben mich nicht verstanden …«
    »Entschuldigung, darf ich mal?«, fragte mit leichtem Akzent aus der Pogegend eine mit Schmuck behängte Dame, die kurz nach Massimo gekommen war.
    »Bitte.«
    »Die Decana-Birnen sind die da drüben.«
    »Ah, die hier?« Die Marktfrau blickte sie an, als könnten sie ihre Form ändern. »Na, die hab ich immer runde Birnen genannt.«
    Und hast es immer falsch gemacht, dachte Massimo.
    »Wie viele willst du davon, vier oder fünf?«
    »Zwei, Signora, danke.«
    »Nur zwei? Bedien dich. Und sonst noch?«
    »Das ist alles. Was macht das?«
    Reichlich Salzwasser aufsetzen und zum Kochen bringen. In der Zwischenzeit die Birnen schälen und in kleine Würfel schneiden. Die Würfel anschließend mit Zitronensaft beträufeln, damit sie nicht braun werden.
    Also, das Salz ins Wasser tun. Ob so eine kleine Handvoll richtig ist? Ja, wirst schon sehen, dass das passt. Erledigt. Und dann die Flamme darunter anzünden. Auch erledigt. Jetzt? Jetzt nehme ich eine Birne und schäle die. Wollen wir doch mal sehen, wie lang ich die Schale kriege, ohne dass sie abreißt. Hmm. Da, jetzt ist sie abgerissen. Warte, ich probier’s noch mal. Wenn ich das Messer ganz still halte und die Birne rolle, müsste es einfacher sein. Ah, ja. Jetzt, genau. Ach, Herrgott noch mal. Na gut, ich glaube nicht, dass es für das Rezept von fundamentaler Bedeutung ist, dass die Birne künstlerisch wertvoll geschält wird. So, das wär’s. Jetzt würfeln. Zitronensaft und gut. Ob ich die mit der Hand ausdrücke? Ja klar. Warte, es ist ein Kern reingefallen. Nein, zwei. Die nehmen wir lieber raus, sonst beiß ich mir noch einen Zahn aus. Ach, Mist, jetzt sind sie mir entwischt. Als wären sie geschmiert. Oh, da. Und jetzt?
    Den Schwertfisch in Stifte schneiden, dann beiseite legen.
    Das ist superleicht. Man lege das Fischlein aufs Schneidebrett, und los geht’s. Warum bleibt das Messer hängen? Muss es das? Lass los. Ich hab gesagt, du sollst loslassen. Oooh. Jetzt guck dir doch nur mal an, wie das festhängt. Was mach ich jetzt, lass ich das so? Na gut. Wirst sehen, wenn man sie umrührt, gehen sie auseinander.
    Den Caprino mit zwei Teelöffeln Öl und reichlich frischem Thymian verrühren.
    Also, den Ziegenkäse in ein Schälchen geben. Ob das hier passt? Ja, perfekt. Zwei Teelöffel Öl, ich glaub, es geht los. Ich nehm’s direkt aus der Flasche. Heiliger Strohsack, das ist jetzt aber viel. Und nun? Vielleicht, wenn ich das mit einer Ecke Küchenpapier aufsauge? So, da haben wir’s. Nee, was für ein Idiot ich bin, jetzt ist beinahe alles aufgesaugt. Hat hier eigentlich irgendjemand vorher mal nachgedacht?
    Die Nudeln kochen und al dente garen.
    Das müsste jetzt aber wirklich sehr einfach sein. Man nimmt die Schachtel mit den Pennette, macht sie auf, und schon hüpfen sie ins Wasser. Kocht das Wasser? Ja, es kocht. Drei, zwei, eins und los. Jetzt stell ich noch den Timer ein … Oh, Scheiße. Und diese kleinen schwarzen Dinger da, was ist das? Insekten?
    Ich glaub’s ja nicht. Aber wo zum Henker waren die denn? In der Pasta? O ja. Guck nur, alles voll damit. Aber wie kann das denn sein? Ist die abgelaufen? Lass mal sehen. Zu verbrauchen bis: siehe oben. Wo oben, liebe Güte? Fandet ihr das blöd, es direkt hierhin zu schreiben? Da, da steht’s. Dezember 2006. Heiliger Strohsack. Und jetzt? Jetzt suchst du ein anderes Paket Nudeln, du Idiot. Du wohnst hier seit acht Jahren, da wird sich doch ein unverdorbenes Paket Nudeln finden lassen.
    Die Caprinocreme, die Birnen und den gestiftelten Fisch hinzugeben. Guten Appetit!
    »Ristorante Boccaccio, guten Abend.«
    »Hallo, Aldo. Ich bin’s, Massimo.«
    »Ciao, Massimo! Wie geht’s? Alles gut?«
    »Ja. Hast du heute Abend noch einen Tisch frei?«
    Nach dem Abendessen im Boccaccio, im Verlaufe dessen er sich mit Tavolones Köstlichkeiten getröstet hatte, begleitet von zwei oder drei Gläsern weißem Ribolla von Gravner (Aldo

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