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Die Einsamkeit des Chamäleons

Die Einsamkeit des Chamäleons

Titel: Die Einsamkeit des Chamäleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Holland Moritz
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Hand und ging langsam auf eine kleine Gruppe zu. Vier Leute mit Pilzkopffrisuren standen zusammen wie ein Kleeblatt.
    Das müssen sie sein .
    Rebekka atmete tief ein und aus.
    Einer von ihnen machte die anderen mit einer Kopfbewegung auf den neuen Gast aufmerksam. Alle vier, drei Männer und eine Frau, die noch wie ein Mädchen aussah, schauten Rebekka neugierig an.
    Â»Ihr seid sicher die Kinder von Karl-Heinz«, begann Rebekka verlegen und kam sich dabei vor wie eine Erbschleicherin.
    Einer der Männer reagierte entsprechend und zeigte ihr unverhohlen seine Missachtung. »Kinder! Tshiss … und wenn?«
    Â»Nils!«, zischten die anderen drei wie aus einem Mund.
    Â»Ja. Und wer sind Sie?«, fragte die junge Frau betont freundlich. Das musste Ulrike sein, kombinierte Rebekka.
    Die junge Frau trug ein schwarzes Wollkostüm, kurzer Rock und schmal geschnittener Blazer, dazu schwarze Strumpfhosen und kniehohe Schnürstiefel. Feuerrot geschminkter Schmollmund, forschender Blick aus dunklen Augen, kurz geschnittene Locken, die trotz Pilzkopffrisur wie wild vom Kopf abstanden. Ihre Erscheinung strahlte eine Entschlossenheit aus, die nicht viel Raum zum Spekulieren ließ. Dieses mädchenhafte Wesen nutzte die Gunst des ersten Eindrucks, der sich kein zweites Mal bot, stellte Rebekka beeindruckt fest. Die Tochter von Karl-Heinz Otto schien genau zu wissen, was sie wollte.
    Rebekka sparte sich die sorgfältig vorbereitete Beileidsbekundung.
    Â»Ich habe euren Vater gekannt, das heißt, meine Mutter kannte ihn. Monika Schomberg.«
    Die vier wussten natürlich nichts mit dem Namen anzufangen.
    Â»Und«, der Skeptiker Nils zeigte vorsichtiges Interesse, »woher sollen sich die beiden gekannt haben?«
    Er stand da in beiger Cordhose und dunkelblauem Holzfällerhemd, die Arme vor der Brust verschränkt, eine steile Falte auf der Stirn unter seinem dichten schwarzen Haar mit kurzen Koteletten.
    Rebekka spürte, wie sie allmählich vorankam, und ging gar nicht auf seine Frage ein.
    Â»Du also bist Nils?«, fragte sie aufs Geratewohl, dabei hatte sie ihn gerade kennengelernt.
    Drei Pilzköpfe drehten sich zu dem Skeptiker um, der errötete. Nils Otto, seine Facebook -Seite gab genügend Aufschluss, aber kein Bild von ihm preis.
    Rebekka überlegte kurz und entschied sich, ihn zu duzen.
    Â»Du gingst in denselben Kindergarten wie ich. Ich glaube, meine Mutter und dein Vater haben sich dort kennengelernt.«
    Nachdem er sich beruhigt hatte, wurde Nils wieder zu dem herablassenden Burschen.
    Â»Ich wüsste nicht, dass mein Vater unsere Kindergartengeschäfte erledigt hätte!«
    Â»Hatte er eine Wahl?«, entgegnete ihm Rebekka selbstbewusst.
    Auf ihrer Facebook -Seite hatte die Schwester der drei ausführlich über das Leben der Schriftstellerin Anneliese Otto geschrieben, sogar ein paar der Gedichte von ihr veröffentlicht. Ulrike reichte ihr nun die Hand, und Rebekka drückte sie fest.
    Â»Toll!«, sagte Ulrike. »Auch wenn es erst eine Beerdigung sein muss, bei der wir die heimlichen Freundinnen unseres Vaters kennenlernen.«
    Â»Ach so?«, zischte Nils, »ich wüsste nicht, dass hier eine Freundin vor uns steht. Sie sind die Tochter, nicht wahr? Und Sie fühlen sich nun verpflichtet, hierher zu kommen? Dann müsste bei vier Kindern und deren Kindergartenfreunden ja wohl der ganze Friedhof von Leuten übersät sein. Warum sind Sie wirklich hier?«
    Rebekka verstand ihn nur zu gut. Sie selbst fühlte sich nicht mehr ganz wohl in ihrer Haut. Doch die Sache war begonnen und musste zu Ende geführt werden.
    Â»Nun mach mal halblang«, ergriff nun der Dritte das Wort. Er schob seinen Bruder beiseite und stellte sich schützend vor Rebekka.
    Â»Zuerst einmal ist die Dame wegen unseres Vaters hier, damit doch auch wegen uns und damit sogar ein wenig wegen … mir. Achim. Freut mich.«
    Er drehte sich zu Rebekka um und warf ihr ein verschwörerisches Lächeln zu, doch Rebekka wollte nicht zu früh für Sympathien und deren Gegenteil sorgen. Also rückte sie etwas ab von der Runde und gab vor, in die Friedhofskapelle zu gehen.
    Â»Bleib doch bei uns, wenn wir schon mal beim Du sind!«, bat Achim lächelnd, und Ulrike holte Rebekka zurück in den kleinen Kreis.
    Ulrike übernahm die Vorstellungsrunde. »Also: Nils, Achim, Jörn, Ulrike.«
    Der Vierte im Bunde, Jörn, hatte noch fast gar

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