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Die Einsamkeit des Chamäleons

Die Einsamkeit des Chamäleons

Titel: Die Einsamkeit des Chamäleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Holland Moritz
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am Fensterkreuz lehnte, darauf waren 19 Karteikarten befestigt. Auf jeder Karte stand mit dickem Filzstift geschrieben ein Name, darunter eine Ziffer für das Alter, in dem der Name zu existieren aufgehört hatte. Rebekka stand mit verschränkten Armen vor diesem seltsamen Kunstwerk, das auf seinem rosafarbenen Grund nicht ansatzweise so grausam wirkte wie seine Aussage.
    Sie hatte versucht, ihn zu erreichen, er musste ihre Nummer längst auf dem Display gesehen haben – nun klingelte endlich ihr Telefon. Mark.
    Â»Was gibt es, mein Rotlöckchen?«
    Â»Ich hab mich mit Milchmeyer unterhalten und einiges herausgefunden.«
    Â»Du scheinst noch gar nicht mitbekommen zu haben, dass ich nun ermitteln darf. Eine gewisse Hartnäckigkeit macht sich für mich ja immer bezahlt … wie du weißt.«
    Rebekka ging nicht auf den ihr vertrauten Ton ein, sie hatte jetzt weder den Sinn dafür noch Zeit oder Muße für ein Treffen mit ihm, und das war ein neues Gefühl.
    Â»Großartig! Dann arbeiten wir Hand in Hand. Und ich habe schon mal kräftig vorgelegt! Milchmeyer hat in seiner Firma Obdachlose beschäftigt. Als ich mehr dazu wissen wollte, blockte er ab.«
    Am anderen Ende herrschte kurz Stille.
    Â»Wie bist du ohne Polizeiausweis an ihn rangekommen? Im Blaumann? Mit Firmenlogo? ›Tach, ick bin die Neue‹?«
    Â»Nicht ganz so profan, sondern richtig gut. Ein Interview für die Obdachlosenzeitung.«
    Â»Kann jeder geben.«
    Â»Stimmt.«
    Â»Kompliment, Mädchen. Dann werde ich mich mit Strobel mal auf den Weg zu ihm machen.«
    Rebekka verspürte einen Stich bei seinen Worten. Milch­meyer würde schnell die Verbindung zu Rebekka herstellen können.
    Â»Kannst du damit etwas warten?«
    Â»Nein. Das Warten hat knapp 20 Leute das Leben gekostet, wenn wir richtig liegen, und das zweite Dutzend soll er nicht vollkriegen.« Mit versöhnlichem Ton fuhr er fort. »Wir sind diskret.«
    Als Rebekka aufgelegt hatte, wusste sie, dass sie Mark jetzt für eine Weile nicht sehen durfte. Ihre Gedanken drehten sich zu oft um ihn, und es hatte immer seltener mit ihren Ermittlungen zu tun. Außerdem wollte sie ihre Schwärmerei für Cascone nicht gefährden, der sie nur mit Worten durch den Alltag trug und eben auch in den Fall involviert war.
    Sie rief Freddy an.
    Â»Ich schalte mein Handy für ein paar Tage aus.«
    Â»Du bist hier am Empfang gelandet und nicht bei der Telekom.«
    Â»Witzig!«
    Â»Schieß los, was hab ich damit zu tun?«
    Â»Sollte sich jemand nach mir erkundigen oder mir eine Nachricht hinterlassen, dann schreib bitte alles auf und leg mir jede noch so kleine Notiz ins Zimmer auf den Schreibtisch, ja?«
    Â»Wenn’s weiter nichts ist? Wohin fährst du?«
    Â»Nirgendwohin, ich bin da, und für dich bin ich auch immer erreichbar. Ich möchte eben nur, dass du …«
    Â»â€¦ die Augen ein wenig mehr für dich offenhalte.«
    Â»Augen und Ohren, alles, was geht!«
    Â»Biest! Gerne doch.«
    Â»Danke.«

Kapitel 34
    Mark und sein Kollege, Kriminalhauptmeister Strobel, mit dem er zum ersten Mal zusammenarbeitete, stiegen aus dem Auto und überquerten beinah im Gleichschritt das Gelände. Auf der anderen Seite vom Parkplatz rostete das Logo von Recycling, Verschrottung und Co. vor sich hin. Thorsten Milchmeyers Büro lag im ersten Stock eines schmucklosen Betonbaus, der mit einer Seite an einen weiteren, mit Schrott übersäten Hof grenzte, mit der anderen zum Friedhof zeigte, auf dem sich regelmäßig Touristen am Grab der Gebrüder Grimm tummelten. Der Firmenchef war vorbereitet auf den Besuch. Die beiden Polizisten trugen Zivil und wirkten wie Geschäftspartner, die sich auf einen Kaffee mit dem Chef einfanden. Genauso wurden sie von dessen Sekretärin auch ins Büro geführt, in dem Thorsten Milchmeyer bereits auf sie wartete.
    Sie zeigten Ausweis und Marke, dann erst bat Milch­meyer sie, sich zu setzen und nahm auf der anderen Seite seines Schreibtischs Platz.
    Â»Wie kann ich Ihnen weiterhelfen? Möchten Sie einen Kaffee?«
    Â»Nein danke«, antworteten beide, dann übernahm Mark wie abgesprochen die Befragung.
    Â»Herr Milchmeyer, ich möchte Ihnen nur ein paar routinemäßige Fragen stellen, die mir auch Ihr Kollege aus der Personalabteilung noch nicht hinlänglich beantworten konnte.«
    Â»Und die da

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