Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Einsamkeit des Chamäleons

Die Einsamkeit des Chamäleons

Titel: Die Einsamkeit des Chamäleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Holland Moritz
Vom Netzwerk:
passiert?«
    Â»Der ist total durchgedreht. Kam eines Morgens da an und tat, als habe er im Lotto gewonnen. Hatte er aber nicht.«
    Ulrikes Armreifen rasselten, während sie sich aufgeregt durchs Haar fuhr.
    Â»Trotzdem warf er Milchmeyer seinen Job vor die Füße. Nun fährt er den ganzen Tag S-Bahn. Dort kannst du ihn immer treffen, wenn du nur an der richtigen Station in die Ringbahn einsteigst.«
    Ulrike beschloss den Satz mit einem Schluck Bier und schaute Rebekka abwartend an. Sie hielt ihrem Blick stand. Auf Jörn konnte sie später noch einmal zurückkommen. Heute musste Rebekka Ulrikes Draht zu Ingrid und Erik aufspüren.
    Â»Ich freu mich für Ingrid und Erik. Die beiden sind ein Paar, das überrascht. Wahrscheinlich auch sich selbst.«
    Â»Und das überraschend Kinder in die Welt setzt, obwohl kein Sex mehr stattfindet.« Ulrike klang teilnahmslos.
    Â»Du bist ungerecht.«
    Rebekka machte aus ihrem Befremden keinen Hehl. Die Schonzeit ihrer Trauer konnte Ulrike ihr gegenüber nicht mehr geltend machen.
    Â»Entschuldige! Ja, ich hätte auch nicht gedacht, dass es bei den beiden noch mal klappt.«
    Â»Und warum nicht?«, fragte Rebekka und bemühte sich wieder, die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.
    Â»Weil Erik eigentlich nicht die Nerven dazu hat, noch mal Vater zu werden und dann auch zu sein …«
    Rebekka grub weiter an dem begonnenen Tunnel und wartete geduldig auf den Durchbruch, der sich in Gestalt eines Lichtes am Ende zeigen würde. Bald.
    Â»Erik und du, ihr seid gute Freunde, nicht wahr? Du magst ihn. Das weiß ich.«
    Ulrike schaute Rebekka prüfend an und trank langsam an ihrem Bier.
    Â»Und das gefällt mir«, fügte Rebekka hinzu.
    Â»Warum bedeutet es dir etwas, mit wem ich befreundet bin oder besser – wer mit mir?«
    Rebekka rieb ihre Hände aneinander und hatte plötzlich das Gefühl, Kies rieselte zwischen ihren Fingern hervor. Sie rieb immer heftiger, bis sich ein Juckreiz einstellte und ihre Hände sich röteten.
    Â»Hast du das auch manchmal?«, fragte Ulrike plötzlich besorgt.
    Rebekka nutzte die Ablenkung.
    Â»Ja, normalerweise beginnt das im Gesicht. Immer mit den ersten Sonnenstrahlen. Nun sind es schon die Hände.«
    Ulrike hielt ihr eine Handcreme hin.
    Â»Und irgendwann ist es der ganze Körper. Nein danke.«
    Rebekka griff zu der Tube Carotincreme, die sie immer bei sich trug.
    Â»Hab da so meine Geheimnisse.«
    Sie lächelte Ulrike nun offen an und hoffte, die würde den Ball an genau der Stelle aufnehmen.
    Â»Die hab ich auch!«
    Â»Ja? Und haben deine Geheimnisse irgendetwas mit … Erik zu tun?«
    Â»Du bist wirklich die Erste, der ich davon erzähle.«
    Rebekka hielt zwei Finger für zwei weitere Becks in die Höhe.
    Â»Aber bestimmt nicht die Erste, der auffällt, dass du so was wie einen kleinen Narren an ihm gefressen hast.«
    Â»Stimmt! Dabei lebt er ein so was von langweiligem Leben. Donnerstag wird der Müll geholt, der normale, am Montag dann der im gelben Sack. Ingrid ist froh, den Kalender zu haben, in dem die Daten mit der richtigen Müllsorte vermerkt sind. Nicht mal darum muss sie sich kümmern. Eriks Gehalt reicht für beide. Danke!«
    Sie nahm der Kellnerin die Flasche Bier aus der Hand und setzte an für einen großen Schluck. Mit der anderen Hand kramte sie das Alutütchen mit Aspirin aus ihrer Hosentasche.
    Â»Ingrid muss nicht arbeiten gehen, solange Erik in regelmäßigen Abständen Aufträge bekommt. Er ist für sie das, was man im übertragenen Sinne einen Lottogewinn nennt. Ingrid kann einkaufen, wann und was sie will mit einer Geldkarte, auf der zwar ihr Name steht, in die sie aber nichts einzahlen muss.«
    Sie ließ das Pulver in ihren Mund rieseln und spülte es mit Bier hinunter.
    Â»Sie hat viele Jahre als Kindergärtnerin gearbeitet. Erinnerungen an jene Zeit hängen gerahmt in ihrem Arbeitszimmer unterm Dach. Arbeitszimmer! Pah! Obwohl sie seit Jahren nicht mehr arbeitet. So überflüssig wie ein Hobbyraum für Leute ohne Freizeit. Erik hat ihr dieses Zimmer eingerichtet mit einem antiken Schreibtisch, einer grünen Anwaltslampe, mit einem Bildschirm, flach wie ein Schreibblock, und einem Computer, schnell wie der Mercedes E 55 im Carport vor der Tür. So und nicht anders ist das.«
    Rebekka staunte über die

Weitere Kostenlose Bücher