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Die Einsamkeit des Chamäleons

Die Einsamkeit des Chamäleons

Titel: Die Einsamkeit des Chamäleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Holland Moritz
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nichts mit uns. Lutter holt mich ab. Melde mich, sobald ich Zeitplan habe. Halt dir morgen Abend schon mal frei. Andrew«
    Rebekka kehrte zurück zum Spiegel. Schminkte sich ab. Öffnete ihr Haar und bürstete es minutenlang durch. Sie räumte ihre Sachen zurück in den Schrank. Dann ließ sie sich aufs Bett fallen und stand bis zum nächsten Morgen nicht mehr auf.

Kapitel 48
    Das Summen ihres Handys weckte sie. Rebekka rieb sich die Augen. Auf dem Boden neben dem Bett lagen ein Pizzakarton und zwei leere Bierflaschen. Es war ihr ein Rätsel, wieso sie Cascones Absage so aus der Bahn hatte werfen können.
    Sie griff zu ihrem Handy. Es konnte nur eine Nachricht von ihm oder Erik sein. Das erste Treffen wäre also kein romantisches Date zu zweit. Sie hatte Erik versprochen, ihm Cascone vorzustellen, und sie würde sich daran halten.
    Â» Good Morning, R! Zeit mich zu treffen? Muss mit dir reden. Will der Sache nachgehen … Passt 20 Uhr? Wo? Ich nehme Taxi. A.«
    Wie ein Teenager saß sie auf ihrem Bett und starrte auf das Display. Wunderbar. Er war einfach wunderbar. Und sie hatte ihn auf ihrer Seite.
    Sie rief Erik an.
    Â»Bist du wieder im Lande?«
    Â»Logisch! Ich wartete schon auf deinen Anruf. Wie war dein Date mit Cascone?«
    Â»Hm. Er hatte anderes vor aber … Er ist in der Stadt. Will sich heute Abend mit mir treffen. Hast du um 20 Uhr Zeit? Dann bringen wir das gleich hinter uns und …«
    Â»Ja?«
    Â»â€¦ danach habe ich ihn für mich.«
    Â»Ach, diese Jugend von heute! Klar habe ich Zeit. Wo trefft ihr euch?«
    Â»Sag du’s mir.«
    Â»Okay. Ich habe, glaube ich, eine großartige Idee, Rebekka.«
    Der Klang seiner Stimme versprach ein Festbankett mit Kerzen und Zelten am Strand von Mombasa.
    Â»Das Material, das Cascone für die Stücke auf dem europäischen Kunstmarkt verwendet, für das er mehrmals im Jahr völlig incognito hier anreist, um es mit seinem Können zu veredeln …«
    Â»Ja, Erik?«
    Â»â€¦ stammt von Milchmeyers Firma. Soll ich Milch­meyer fragen, ob er uns einen gemeinsamen abendlichen Gang übers Werksgelände genehmigt?«
    Rebekkas Interesse war geweckt. Und das hatte nichts mit der Herkunft von Cascones Material zu tun. Diese Information hatte sie schließlich vom Chef selbst bekommen. Aufschlussreich war Eriks Draht zu Milchmeyer.
    Â»Kennst du Milchmeyer so gut, dass du ihn das einfach fragen kannst?«
    Sie spürte einen kalten Schauer auf ihrem Rücken.
    Â»Nur vom Sehen, wenn ich Ulrike von der Arbeit abholte, und, naja, durch ihren übertrieben dankbaren Vater natürlich… Aber im Ernst, Milchmeyer schmückt sich doch mit Cascone. Hat angeblich Skulpturen in seinem Büro, die er sich selbst nie leisten könnte. Leihgaben übrigens!«
    Rebekka wusste seit ihrem Besuch bei Milchmeyer, dass er nicht an Kunst interessiert war, sondern die Moon-series in seinem Büro lediglich eine Ausstellung der Materialien darstellte, die von Recycling, Verschrottung & Co aufbereitet wurden.
    Â»Versteh, verstehe«, beschwichtigte Rebekka, bevor Erik sich noch mehr in Rage reden konnte.
    Â»Fazit«, schloss Erik, »ich klär das! Um acht vor der Firma. Hast du die Adresse?«
    Â»J… nein.«
    Â»Schreib mit.«
    Eriks Vorschlag kam sowohl ihr als auch Cascone entgegen.
    Andrew Cascone wollte mit ihr über eventuelle Missstände bei der Beschaffung seines Recyclingmaterials reden. Rebekka hätte darauf geschworen, dass er seinen Aufenthalt in Berlin ganz bestimmt sinnvoll genug nutzen würde, um dahinterzukommen. Nur dass Milch­meyer nun auch noch mit von der Partie sein würde, bereitete Rebekka ein ungutes Gefühl.
    Wüsste Mark von ihren Aktivitäten, würde er ihr endgültig die Freundschaft kündigen. Instinktiv spürte sie, warum ihr Marks Meinung nicht mehr so wichtig war: Sie hatte sich mehr, als sie zugeben wollte, in Cascone verliebt, und wusste, wie lächerlich das klingen musste bei einem Flirt, der lediglich im Internet existierte. Sollten sie sich jedoch offline so gut verstehen wie online, hätte sie Cascone für sich allein. Zumindest wusste sie nichts von einer Ehefrau oder Freundin. Sie hätten die Chance, sich tatsächlich kennenzulernen. Und im Schatten dieser großen Möglichkeit konnte Mark nur verblassen.
    Â»Cascones Metalle kommen also aus Milchmeyers

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