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Die Einsamkeit des Langstreckenläufers. Erzählung.

Die Einsamkeit des Langstreckenläufers. Erzählung.

Titel: Die Einsamkeit des Langstreckenläufers. Erzählung. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Sillitoe
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tot in der Finsternis liegst. Deshalb dachte ich: Auf diese Masche mit dem Wettrennen kriegen sie mich nicht, mit dem Laufen und dem Jagen nach dem Sieg, dem Zotteln um ein Stück blaues Band, weil man so nämlich überhaupt nicht weiterexistieren kann, obwohl die steif und fest behaupten, ja. Man solle sich um niemand kümmern und seinen eignen Weg gehen, keinen extra für dich abgesteckten Kurs, an dem sie mit Wasserkannen und Jodflaschen stehn, um dich, wenn du fällst und dir was aufreißt, wieder aufzuheben - selbst wenn du liegenbleiben willst, wo du bist - und in Bewegung zu setzen.

    Weiter lief ich, raus aus dem Wald, an dem Führenden vorbei, ohne daß ich wußte, was ich tu. Flipflap, flipflap, kloptrott, kloptrott, knirschslip, knirschslip, wieder quer über ein breites Feld in rhythmischem Lauf auf meine mühelose Windhundart, wobei mir klar war, daß ich das Rennen gewonnen hatte, wenn ich wollte, und ich hätt noch zehn oder fünfzehn oder zwanzig Meilen weiterlaufen können, wenn es sein mußte, und wär nach dem Endspurt tot umgefallen, was ja schließlich dasselbe war wie das ehrliche Leben, das ich nach Meinung des Direktors führen soll. Es lief doch darauf hinaus: gewinn den Lauf und sei ehrlich; und weiter trabtrabte ich und fühlte mich wohl wie nie, denn mir gefiel, wie ich vorwärts kam, weil's mir guttat und mich zum Nachdenken brachte, was ich mittlerweile gern machte, aber ich scherte mich überhaupt nicht drum, wenn mir einfiel, daß ich nicht bloß laufen, sondern auch gewinnen mußte. Eins von beiden: Ich mußte das Rennen gewinnen oder es laufen, und ich wußte, ich konnte beides, denn meine Beine hatten mich schon weit in Führung gebracht - wir kamen jetzt an die Abkürzung, die Böschung mit den Brombeersträuchern runter und über den Hohlweg - und würden mich auch noch weiter bringen, denn sie waren wie aus elektrischem Kabel und so energiegeladen, daß sie weiter gegen Wurzeln und wetterharte Wagenspuren hämmern konnten; aber ich werde nicht gewinnen, denn ich würde bloß dann zusehn, daß ich als erster durchs Ziel geh, wenn Gewinnen bedeuten würde, daß ich der Polente nach meinem größten Bankraub entwisch, aber Gewinnen bedeutet genau das Gegenteil, egal, wie sehr sie versuchen, mir was vorzumachen oder mich fertigzumachen, bedeutet, daß ich denen mit den grinsenden Visagen genau in die weißbehandschuhten zingelumzäunten Hände laufe und dort bleibe, den Rest meines natürlichen langen Lebens, daß ich Steine brechen werde, sowieso, aber Steine brechen, wie mir's paßt, und nicht, wie die mich heißen.

    Da kommt mir noch ein ehrlicher Gedanke, nämlich, ich könnt an der nächsten Hecke des Feldes nach links schwenken und hinter ihrem Schutz zu meinem langsamen Rückzug blasen, weg vom Ziel auf dem Sportfeld. Drei oder sechs oder ein Dutzend Meilen könnt ich so auf dem Rasen schaffen und ein paar Landstraßen schneiden und hinter mir lassen, so daß sie nie dahinterkämen, welche ich genommen hab; und auf der letzten, wenn's dunkel geworden ist, könnt ich vielleicht einen Laster anhalten und mich von jemand Richtung Norden mitnehmen lassen, der mich vielleicht nicht verrät. Aber nein, ich hab doch gesagt, ich bin nicht blöd, nicht wahr? Wo ich bloß noch sechs Monate vor mir hab, werde ich doch nicht abhaun, und außerdem gibt's gar nichts, vor dem ich mich drücken und wegrennen will; ich will den braven Geachteten und Glucksbäuchigen bloß ein bißchen was zurückzahlen, indem ich sie dort oben in ihren dicken Plüschsesseln hocken und aufpassen lasse, wie ich das Rennen verlier; doch ich weiß, so sicher wie das Amen in der Kirche, wenn ich nicht gewinn, krieg ich in den noch vor mir liegenden Monaten die dreckigsten Küchen- und Sauarbeiten. Hier wär ich dann bei keinem noch einen Sechser wert, und das wär der ganze Dank dafür, daß ich auf die einzige mir bekannte Art ehrlich war. Denn wie der Direktor zu mir vom Ehrlichsein sprach, meinte er ehrlich in seinem Sinne, nicht in meinem, und wenn ich weiter ehrlich wär, so wie er will, und mein Rennen für ihn gewinn, würde er schon zusehn, daß meine letzten sechs Monate die gemütlichsten werden; aber auf meine Weise, also, das ist verboten, und wenn ich doch was finde, wie's sich machen läßt, so wie jetzt, dann sinnt er sich bei jedem schuftigen Trick aus, wie er mir eins auswischen kann. Und wenn ihr's von meinem Standpunkt aus betrachtet, wer kann ihm das schon übelnehmen? Denn hier herrscht Krieg

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