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Die einzige Blume im Sumpf - Geschichten aus Ägypten

Die einzige Blume im Sumpf - Geschichten aus Ägypten

Titel: Die einzige Blume im Sumpf - Geschichten aus Ägypten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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Katze, die so oft mit dem Ende des Fadens spielte, weil niemand mehr Zeit hatte, sie zu versorgen, und es keinen Platz mehr gab, wo man ihre Esssitten hätte dulden können.
    Auch die alten Vorhänge der Wohnung wurden durch neue ersetzt, die farblich zum Teppichboden und zu all den anderen neuen Dingen passten. Diese Vorhänge unterschieden sich gänzlich von Vorhängen anderer Art, die der arme Schâkir nie sehen konnte. Es waren ganz besondere Vorhänge, die täglich dichter wurden und Schâkir und Sâmija, die sich immer mehr änderten, weiter und weiter voneinander trennten. Sie fühlten einen schrecklichen Druck auf ihren Schultern lasten, wussten aber nicht, woher die Schwierigkeiten kamen, und kannten ihre Ursache nicht. Und wenn einer von ihnen mitunter explodierte und sie zankten, endete die Sache nach kurzem unweigerlich in einem Waffenstillstand. Und das Leben ging weiter auf dem Teppichboden, mit den Apparaturen, hinter den Vorhängen, angesichts der zeitgemässen Wohnungen, wie sie in den TV-Serien gezeigt werden.

Ein freudiger Anlass
    Jener Tag war weder ein grosser Feiertag noch ein kleiner. Es war kein Hochzeits- und kein Freudenfest. Doch die intensive Vorbereitungsatmosphäre hatte sich schon am frühen Morgen angekündigt, als Fausîjas Vater – Fausîja hatte diesen Namen erhalten, da sie an dem Tag geboren wurde, an dem Prinzessin Fausîja im Jahre 1939 dem Schah von Iran ehe- und feierlich zugeführt wurde – fünfe gerade sein liess und nicht wie üblich ins Büro ging, er, der normalerweise nie freinahm, ja selbst im Krankheitsfalle höchstens, wenn es ganz schlimm um ihn stand. Nachdem sein Beschluss feststand, neigte er der Ansicht seiner Frau zu, wonach die Zeit knapp und es Winter sei, »was heisst, dass der Tag ›im Namen Gottes des Barmherzigen, des Erbarmers‹ verteufelt ist, denn kaum frühstücken wir und decken ab, da ruft auch schon das Mittagsgebet sein ›Gott ist gross‹, und der Tag ist um«. Darum standen alle früh auf, tranken Tee und assen einen Happen; danach ging Faus’ Vater zum Friseur und liess sich Bart und Haare schneiden. Faus’ Mutter wandte sich ihren Aufgaben zu. Sie begann, das Mittagessen zu richten und ihre Augenbrauen zu pflegen, dann steckte sie die Kinder in die Badewanne. Fausîja selbst, die man liebevoll Faus nannte, ging, frisch gewaschen, in den vierten Stock hinauf zu Hâgga Amîna, und diese geschickte Frau legte ihr die struppigen Haare und formte sie mit Hilfe von ein paar Bleistiften zu zwei grossen Datteln. Danach glänzten sie dunkelbraun und ordentlich, und Fausîjas kleiner Kopf glich von weitemdem Kopf jener geköpften Königin, Marie Antoinette. Zusätzlich zu dieser ausserordentlichen Dienstleistung war Hâgga Amîna, diese gute Nachbarin, dankenswerterweise auch noch so freundlich, Fausîjas Mutter ihren schwarzen, sechsknöpfigen Mantel mit dem riesengrossen Kragen aus schwarzweissem Kaninchenfell auszuleihen; an diesem Kragen befestigte Fausîjas Mutter eine Brosche aus einem künstlichen Diamanten in Form der berühmten Freiheitsstatue.
    Bis etwa fünf Uhr gab es keine wichtigen, erwähnenswerten Details oder Vorgänge, höchstens, dass Faus’ Familie sich an den Verzehr eines Huhns und eines Hahns machte, die die Mutter für diesen freudigen Anlass geschlachtet hatte. Um die Wahrheit zu sagen, sie hätte sie früher oder später – auch ohne einen Anlass – geschlachtet. Die Henne hatte nämlich begonnen, ihre Eier gleich nach dem Legen selbst zu verspeisen, und alle Tricks, sie davon abzubringen, waren fehlgeschlagen. Der Hahn dagegen, obwohl eigentlich schon mehr als vorgerückten Alters, hatte immer noch nicht aufgehört, auf dem Dach Unruhe zu stiften und Rabatz zu machen, und er liess sich beharrlich in erfolglose Kämpfe mit einem jüngeren Hahn ein. Ausserdem unternahm Faus es, Hâgga Amîna persönlich einen Teller Basbûsa-Gebäck zu bringen von dem Blechvoll, das ihre Mutter gemacht hatte, um ihrer Zufriedenheit und ihrer Freude über diesen denkwürdigen Tag Ausdruck zu verleihen.
    Die übrigen Ereignisse, über diese beiden Vorgänge hinaus, nahmen als Traum im Gehirn von Faus’ kleinem Bruder Gestalt an, der sich einmal vorstellte, seine Schwester werde als Preis ein grosses, prächtiges Gewehr erhalten, ein andermal, es werde ein kleines, normales Gewehr oder dochwenigstens eine Wasserspritzpistole sein. Die Bilder folgten rasch hintereinander in seinem Gehirn, bis zu dem Augenblick, da ihm seine Schwester

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