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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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unter Arterien und Venen, dass ich bei dem Versuch, ihn zu entfernen, sterben würde. Falls ich je wieder verschwinde, aktivieren sie ihn und haben mich innerhalb von Stunden gefunden. Deshalb kann ich Eio nur nachts besuchen, wenn sie glauben, ich schlafe. Deshalb kann ich nicht fliehen. Deshalb muss ich dir meinen einzigen Sohn als Führer mitgeben und das einzig Gute – außer dir –, das ich in meinem Leben geschafft habe, für immer aufgeben. Pia, es gibt viel Böses in Little Cam. Die Wahrheit würde dich zugrunde richten. Ich kann sie dir nicht zumuten und werde es auch nicht tun. Du musst mir vertrauen. Würde ich das alles tun – dir Eio an deine Seite geben –, wenn ich mir das alles nur einbilden würde? Ich weiß, was sich wirklich hinter den Labortüren abspielt. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Nachdem du geboren warst, hat es für eine Weile aufgehört. Doch jetzt beginnen sie wieder, holen neue Testpersonen her und fangen wieder von vorne an. Du kannst nicht hierbleiben für so etwas, Pia. Du bist nicht der Mensch, für den sie dich halten. Du bist nicht wie sie. Du kannst das nicht tun, was sie von dir verlangen.«
    Ich zittere und muss die Tränen wegblinzeln, bevor ich ihn anschauen kann. Es ist, als hätte er meine Gedanken der letzten Tage gelesen und brächte jetzt jede Unsicherheit ans Tageslicht.
    »Papi, hör auf! Siehst du nicht, wie fertig sie ist?« Eio kommt herüber und will meine Hand nehmen, doch ich schüttle den Kopf.
    »Was willst du damit sagen, Onkel Antonio?«
    »Du bist nicht ihre perfekte kleine Wissenschaftlerin, Pia. Sie haben alles getan, um dich nach ihren Vorstellungen zu formen, aber du bist dabei, dich zu befreien. Weshalb kommst du denn nach Ai’oa? Weshalb hast du das Ozelotjunge noch nicht getötet? Du kannst nicht beides haben, Ai’oa und Little Cam. Du spürst es selbst, nicht wahr? Ich weiß es, denn mir ging es fast mein ganzes Leben lang so. Du versuchst zwischen den beiden Welten zu balancieren, aber früher oder später stürzt du unweigerlich ab. Oder du endest wie ich und gehörst nirgendwo dazu.«
    Ich lache. Ich kann nichts dafür. Es ist, als hätten er und Eio alles geplant – den Nachmittag unter dem Kapokbaum, Onkel Paolos wütende Rede und jetzt das.
    »Was ist so lustig, Pia?«, fragte Eio.
    »Nichts. Rein gar nichts.« Merkt er nicht, dass Onkel Antonio fast wortwörtlich dasselbe sagt wie er am Morgen? »Aber wenn sie dir einen Peilsender eingesetzt haben, muss ich doch auch einen haben, Onkel Antonio. Ich kann nirgendwohin.«
»Nein, Pia, du hast keinen. Sie wollten dir direkt nach der Geburt einen einsetzen, aber… bei deiner unverletzbaren Haut war nichts zu machen. Sie wollten dir einen an den Knöchel binden, aber ich konnte sie davon überzeugen, dass es nicht nötig ist. Solange du nichts von der Außenwelt erfährst, habe ich ihnen gesagt, hättest du auch kein Verlangen, sie zu sehen, und würdest sicher und behütet in deinem Glashaus bleiben. Weil ich wusste, der Tag würde kommen, an dem du fliehen musst. Ich weiß es seit vielen Jahren. Aber wenn sie dich erwischen, werden sie keine Skrupel mehr haben, dir eine elektronische Fußfessel zu verpassen, und dann sitzt du hier für alle Ewigkeiten fest.«
    Nein! Das kann nicht sein! Ich kenne diese Menschen. Sie sind meine Familie. Sie haben mich erschaffen. Victoria Strauss könnte ich das vielleicht zutrauen, aber nicht Onkel Paolo. Nicht meinem Immortis-Team.
    Doch wenn er recht hat… Ich schließe die Augen und stelle mir vor, wie ich hinuntergehe zum Fluss, mit Eio in ein Boot steige und mich auf den Weg mache zu den entferntesten Ecken auf Tante Harriets Karte. Bei diesem Gedanken schlägt mein Herz ein wenig schneller. Es ist machbar. Wir könnten es tun. Einfach gehen und alles für immer zurücklassen.
    Was zurücklassen? Onkel Paolo hat gelogen, was das Feuer im Laborblock B betrifft. Hätte er das ohne triftigen Grund getan? Onkel Paolo ist der vernünftigste Mensch, den ich kenne. Und wenn ich gehe, setze ich sie der Strafe durch Corpus aus. Ich erinnere mich ganz genau an Strauss’ Worte; es ist, als flüsterte sie sie mir in diesem Augenblick ins Ohr: »Mir fallen mindestens zwanzig Wissenschaftler ein, die töten würden für die Chance, Ihren Job zu machen. Ihren Job und die Jobs all Ihrer Mitarbeiter.« Wer weiß, was mit ihnen geschieht, wenn ich davonlaufe? Könnte ich eine ganze Ewigkeit mit dieser Schuld leben? Nein. Das kann ich ihnen nicht antun.
    Ich

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