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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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deine Elysia?«
    Mir wird klar, dass es hier nicht nur um Blumen geht. Er benutzt sie lediglich, um unser eigentliches Thema auszuloten: der Balanceakt, vor dem Onkel Antonio mich gewarnt hat. Der Dschungel oder Little Cam? Eio oder Mister Perfect? Liebe… oder Ewigkeit? »Eio, ich – ich weiß es nicht«, gebe ich zu.
    Er presst die Lippen aufeinander und blickt zu seinen Händen hinunter. Ich weiß, dass ich ihn auf Armeslänge von mir weghalte, ihn aber auch nicht gehen lasse, und fühle mich entsetzlich dabei. Ich will ihm keine falschen Hoffnungen machen – doch verlieren will ich ihn auch nicht. Ich spiele, ohne es zu merken, mit den Blütenblättern der Passionsblume, während meine Gefühle miteinander kämpfen.
    Um uns herum herrscht nächtliches Vogelgezwitscher und hier und da ertönt das Heulen eines Affen. Schon als ich das erste Mal unter dem Zaun durchkroch, habe ich mich in diesen Dschungel bei Nacht verliebt. Daran hat sich nichts geändert. Die Dunkelheit gleicht einer Decke, das silberne Mondlicht schenkt mir Stille und lässt mir meine Geheimnisse.
    »Er liebt dich«, bemerkt Eio nach einer kurzen Weile leise wie ein Windhauch. »Sonst würde er sich nicht so um dich sorgen.«
    Ich betrachte sein Gesicht. »Glaubst du, wir sollten weglaufen?«
    Eio runzelt die Stirn und fährt sich noch einmal durchs Haar. »Ich weiß es nicht, Pia. Ich weiß nicht, was sich innerhalb eures Zauns abspielt. Ich gehöre nicht zu dieser Welt.«
    Es ist etwas Ausweichendes in seinem Blick, das mich fragen lässt: »Glaubst du, es stimmt, dass es viel Böses in Little Cam gibt? Böses, das mich vernichten würde, wenn ich darüber Bescheid wüsste?«
    Eio lässt sich mit seiner Antwort Zeit. »Ich denke, wenn er will, dass du gehst, sollte er dir sagen, weshalb. Da gebe ich dir recht. Andererseits solltest du ihm auch ein bisschen mehr Vertrauen schenken. Es könnte sein, das seine Einschätzung weit mehr der Wahrheit entspricht, als du glaubst.«
    Genau das fürchte ich ja.
    Sein Blick weicht mir immer noch aus. »Eio, was weißt du? Hat er dir gesagt, was er mir nicht sagen will?«
    Er starrt immer noch auf seine Hände, als er antwortet: »Er hat mir nichts gesagt.«
    »Er war immer mein Lieblingsonkel. Er hat mich nie perfekt genannt.«
    »Dann liegt darin sein Irrtum.«
    Ich betrachte Eios Gesicht. Die Bemalung ist trotz des nächtlichen Schwimmens vollkommen unversehrt. »Je mehr ich dich reden höre, desto mehr klingst du wie einer von uns.«
    »Uns?«
    »Du weißt schon. Wissenschaftler. Little Camianer oder wie immer du uns nennen willst.«
    Selbst in der Dunkelheit sehe ich, wie er die Stirn runzelt. »Ich… ich fühle mich weniger als Ai’oaner als vorher. Seit ich dich kenne jedenfalls.« Er nimmt meine Hand und reibt mit dem Daumen über meine Handfläche. »Du hast mich verändert, Pia-Vogel.«
    Du mich auch. »Wie denn?«
    »Na ja, mir geht es fast die ganze Zeit schlecht.«
    »Was?« Ich ziehe meine Hand weg.
    »Fast die ganze Zeit. Wenn du nicht bei mir bist eben. Ich kann nachts nicht mehr schlafen, weil ich immer an dich denken muss. Was ich heute gesagt hab, war ernst gemeint: Du bist mein py’a. Mein Herz.« Er nimmt wieder meine Hand.
    »Du… du empfindest das alles für mich?« Mein Mund ist trocken und mein Herz hämmert.
    Sein Blick ist ernst, als er mich ansieht. »Seit dem Moment, als du mich über den Haufen gerannt, mir dann mit dieser blöden Taschenlampe in die Augen geleuchtet und deinen Jaguar auf mich gehetzt hast. Ich war wütend, aber in erster Linie, weil ich Angst hatte.«
    »Bin ich wirklich so erschreckend?«
    »Deine Schönheit ist es«, flüstert er.
    Ich weiß, was er meint, weil ich dasselbe empfinde, wenn ich ihn anschaue. Ich spüre ein Ziehen im Herzen, wann immer er mich ansieht, wann immer er meine Hand nimmt und mich an sich zieht. Mein Gedächtnis ist perfekt und dennoch kann ich mich nicht erinnern, Eio nicht in meiner Nähe gehabt zu haben. Ich kenne ihn gerade mal eine Woche und trotzdem habe ich das Gefühl, als hätte es immer nur uns gegeben. Das ist ein ganz, ganz seltsames Gefühl. In meinem Kopf ist sonst immer alles klar und eindeutig, definiert durch Zahlen und Formeln. Doch wenn es um Eio geht, gleicht mein Verstand einem von Onkel Smithys Aquarellen. Konturen verschwimmen und alles purzelt durcheinander und verblasst, bis nur noch Staunen übrig bleibt. Staunen darüber, wie schnell und wie bedingungslos ich diesem Jungen aus dem Dschungel verfallen

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