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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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wird übel vor lauter Nervosität oder Angst oder Zorn, vielleicht auch vor allen dreien.
    Er nickt. »Ich dachte nicht, dass es schon so bald sein muss. Ich hätte gern gewartet, bis du etwas älter bist, erfahrener. Aber jetzt stehen wir nun mal hier: du, ich, Eio – hier im Dschungel. Die Zeit ist gekommen. Eio, erinnerst du dich noch an die Reise, auf die ich dich geschickt habe? Die du für völlig unnütz gehalten hast?«
    »Die Stadt.« Eio bekommt große Augen. »Du meinst –«
    »Ja, das meine ich.« Onkel Antonio wendet sich wieder mir zu. »Eio bringt dich hin, Pia. Er kennt den Weg. Das hat er bereits bewiesen. Er wird dich nach Manaus bringen und danach…« Er schließt die Augen und reibt sich die Stirn. »Es gibt so vieles, das ich noch nicht richtig geplant habe. Aber du bist clever –«
    »Onkel Antonio«, beginne ich, doch er lässt mich nicht ausreden.
    »Und dir wird schon was einfallen. Geh jetzt erst einmal nach Manaus. Lange bleiben kannst du dort allerdings nicht. Irgendwann werden sie auch dort nach dir suchen. Du musst laufen, Pia, ganz weit weg. Einen sicheren Ort finden –«
    »Onkel Antonio –«
    »Ich frage mich, ob ich Harriet hätte informieren sollen. Vielleicht hätte sie dir helfen können… Ich muss zugeben, ich dachte, ich sei derjenige, der dich nach draußen schmuggelt und dir Eio vorstellt. Und dabei habt ihr beide die ganze Zeit –«
    »Onkel Antonio, ich werde Little Cam nicht verlassen.« Ich habe die Schultern gestrafft und die Fäuste geballt. Endlich hört er auf zu reden und starrt mich an, während ich fortfahre. »Warum willst du das? Erwartest du im Ernst, dass ich alles hinter mir lasse? Mein Zuhause? Meine Familie?«
    »Pia.« Meine Antwort scheint ihn total zu überraschen. »Ich dachte, du verstehst. Du hast die Zellen im Laborblock B gesehen. Du weißt von den schrecklichen Tests, die jeder mitmachen muss. Und die Geheimnisse, die Lügen – was dachtest du denn –«
    »Ja, ich weiß über all das Bescheid. Und, okay, ich geb’s zu: Sie haben mich nachdenklich gemacht. Aber willst du mir damit sagen, sie waren der Grund, weshalb Alex und Marian sich umgebracht haben? Sie wollten lieber tot sein als… was? Als dass man sie anlügt?«
    »Nein.« Er steht jetzt kerzengerade vor mir. Eio beobachtet uns stumm, seine Augen wandern zwischen Antonio und mir hin und her, die Arme über der nackten Brust gekreuzt. Onkel Antonio drückt die Faust in die Handfläche der anderen Hand und dreht sie hin und her, als wollte er jemanden schlagen und wisse nur nicht, wen. »Das hat mit den Ausschlag gegeben, ja, war aber nicht der eigentliche Grund.«
    »Was war dann der Grund? Du willst, dass ich alles, was mir vertraut ist, hinter mir lasse, willst mir aber nicht sagen, warum?« Ich nehme den Shakespeare-Band in eine Hand und schlage mit der anderen darauf. »›Unwissenheit ist der Fluch Gottes und Wissenschaft der Fittich, womit wir in den Himmel uns erheben.‹ Heißt es nicht so? Ich kann nicht fliegen, solange ich unwissend bin, Onkel Antonio!«
    Seine Augen treten ein wenig aus den Höhlen. »Ich – ich kann nicht – du verstehst das nicht, Pia. Wenn du es wüsstest, du… ich kann dir das nicht antun… Du musst wissen, dass nichts Gutes aus Little Cam kommen kann. Spürst du das nicht?«
    Meine eigene Stimme macht mir eine Gänsehaut, als ich antworte: »Ich komme aus Little Cam. Was bedeutet das dann für mich?«
    Er seufzt tief. »Das meine ich nicht. Natürlich bist du das einzig Gute, das dieser Ort hervorgebracht hat. Aber, Pia…« Er stöhnt auf. »Vielleicht sollte ich es dir doch sagen. Vielleicht verstehst du dann.«
    »Dann sag es doch! Warum kannst du es mir nicht sagen?«, flehe ich. In meinen Augen brennen Tränen. »Weshalb sind sie weggelaufen, Onkel Antonio? Was verheimlicht Onkel Paolo? Was ist so schrecklich an Little Cam, dass du es mir nicht sagen kannst?«
    »Pia –«, beginnt Eio, doch Onkel Antonio schneidet ihm das Wort ab.
    »Jedes Mal, wenn du hierherkommst, spielst du mit dem Gedanken, für immer zu bleiben. Habe ich recht? Mir jedenfalls ging es so.«
    »Und warum bist du dann nicht geblieben?«, frage ich herausfordernd.
    »Deshalb.« Er schiebt den Ärmel seines Hemdes nach oben und dreht den Arm um. Am Unterarm ist eine kleine Narbe, die mir bisher nicht aufgefallen ist. »Sie haben mich nicht nur eingesperrt, nachdem ich versucht habe wegzulaufen, Pia. Sie haben mir einen Peilsender unter die Haut gesetzt, und zwar so tief,

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