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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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nicht, diejenigen, die waren und nicht mehr sind. Und wir vergessen nicht, dass es ein Gleichgewicht geben muss. Keine Geburt ohne Tod. Kein Leben ohne Tränen. Was von der Erde genommen wird, muss ihr zurückgegeben werden. Und wer nimmt und nicht zurückgibt, wer das Gleichgewicht des Flusses stört, von dem wird alles genommen werden. Niemand sollte ewig leben, sondern sein Blut dem Fluss schenken, wenn die Zeit gekommen ist, damit morgen ein anderer leben kann. Das ist der Lauf des Lebens.« Er schließt die Augen, der Zauber ist gebrochen und ich atme nach mehreren Minuten zum ersten Mal wieder aus. »Der Lauf des Lebens«, flüstert er.
    »Der Lauf des Lebens«, wiederholen die Dorfbewohner. »Der Lauf des Lebens.«
    »Der Lauf des Lebens«, flüstert auch Eio.
    Dann herrscht Schweigen.
    Ein ganz und gar seltsames Gefühl überkommt mich. Mir ist, als sei ich gar nicht mehr vorhanden, sondern ein körperloser Nebel, der über dem Dorf schwebt und herunterschaut auf die Ai’oaner, die im Kreis um einen alten Medizinmann herumstehen, und auf ein blasses Mädchen mit großen Augen. Was denkt sie wohl, so still und blass, wie sie ist. Ich spüre, dass gerade etwas Schreckliches mit ihr geschehen ist und dass sie es noch nicht begreift. Verzweifelt wünsche ich mir, aufsteigen und in den Blätterhimmel des Regenwaldes davonschweben zu können, diese düstere Szene hinter mir zu lassen und mich nach fröhlicherer Gesellschaft umzuschauen. Aber ich werde wieder auf die Erde hinuntergezogen und dann bin plötzlich ich das bleiche Mädchen, das auf einer Blättermatte sitzt. Ihr Schmerz ist so groß und stechend, dass ich mich krümme und nach Luft schnappe, aber meine Lunge kann keine aufnehmen. Als verachte selbst die Luft mich.
    »Pia?« Aus weiter Ferne hallt eine Stimme in meinem Kopf wider. Onkel Antonio. Ich will mich vor ihm verstecken, aber ich kann nirgendwohin. Ich bin ohne Schutz allem ausgeliefert, wie eine Zelle auf dem Objektträger eines Mikroskops. Keine Fluchtmöglichkeit.
    »Pia, schau mich an.« Eio hebt mein Kinn an und sucht meinen Blick. »Ist alles in Ordnung?«
    »Nein«, flüstere ich. »Eio, bring mich irgendwohin, wo niemand mich sehen kann.«
    Meine Bitte scheint ihn zu verwirren, doch er handelt schnell. Die Ai’oaner lassen mich wortlos gehen. Ich schaue sie nicht an. Onkel Antonio streckt die Hand nach mir aus, aber ich schüttle den Kopf. Ich kann ihm im Moment nicht gegenübertreten. Ich muss weg.
    Wir gehen in den Wald hinein und ich sinke am Fuß eines mächtigen Kapokbaumes auf den Boden.
    »Eio, ich bekomme keine Luft!«
    Er zieht mich an sich und legt meinen Kopf an seine Schulter. »Doch, du bekommst Luft. Du atmest. Spürst du es nicht?«
    Ich spüre gar nichts. »Hast du diese Geschichte schon einmal gehört?«
    Schweigen. Dann: »Ja.«
    »Bedeutet sie das, was ich glaube?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist nur eine Geschichte.«
    Ich hebe den Kopf, damit ich ihn ansehen kann. »Ich will sie nicht glauben. Ich weiß nicht, ob ich sie glauben kann. Aber Onkel Antonio glaubt sie, nicht wahr?« Natürlich glaubt er sie. Er sagte, er hätte alles mit eigenen Augen gesehen. Ich weiß, was sich in Wirklichkeit hinter diesen Labortüren abspielt.
    »Eio, ich muss zurückgehen.«
    »Was? Warum? Er hat mir versichert, dass du dich von mir zur Stadt bringen lassen würdest, nachdem du die Geschichte gehört hast.«
    Ich setze mich aufrecht hin und atme tief durch. »Ich muss wissen, ob es wahr ist, Eio. Ich muss zurückgehen und es mit eigenen Augen sehen. Du hast es selbst gesagt, vielleicht ist es nur eine Geschichte… Aber ich weiß, wie ich es herausfinden kann.«
    »Ich komme mit.«
    »Nein, bitte nicht. Wenn sie wahr ist – oh, Eio –, wenn sie wahr ist, hatte Onkel Antonio recht. In allem.« Es ist viel Böses in Little Cam. »Bitte bleib hier. Ich weiß, wo ich dich finde.«
    Er wirkt angespannt, doch schließlich nickt er. »Wirst du es schaffen?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich stehe auf und warte, bis sich nicht mehr alles dreht. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Der Marsch zurück nach Little Cam hat etwas Unwirkliches. Der Dschungel könnte genauso gut eine Pappkulisse sein und ich eine Marionette, die sich staksig und unnatürlich darin bewegt. Ich gehe schnell, weil ich nicht will, dass Onkel Antonio mich einholt. Hoffentlich bleibt er noch ein bisschen in Ai’oa.
    Ich muss die Geschichte der Kaluakoa auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Wenn diese Legende, die von alten

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