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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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Sache sein.
    »Wurde das… wurde das nicht schon einmal gemacht?« Bestimmt wurde dieses Experiment bereits durchgeführt. Doch als ich kurz nachdenke, kann ich mich nicht erinnern, in den Aufzeichnungen zu Roosevelt je davon gelesen zu haben. In meiner Akte übrigens auch nicht.
    »Nein«, bestätigt Onkel Paolo. »Und der Test ist längst überfällig. Wir haben jede Art von Krankheitserreger an ihm getestet, Dutzende von Giften, einschließlich Curare und das Sekret des giftigen Pfeilfrosches, aber noch nie Elysia.«
    Ich fühle mich seltsam benommen, als Onkel Paolo nach einer Spritze mit einer klaren Flüssigkeit greift. Das muss Elysia-Extrakt sein. Ich frage nicht, ob der Extrakt rein oder verdünnt ist. Ich will es gar nicht wissen. Ich wünsche, ich hätte nie gefragt, ob ich helfen kann. Ich wünsche, ich wäre in Onkel Wills Labor und könnte Babó mit Bleistiften füttern.
    Onkel Paolo nickt Mutter zu und sie hält Roosevelt hoch. Der dicke Nager ist inzwischen so an die Berührung durch Menschen gewöhnt, dass er sich nicht einmal wehrt. Er sieht so glücklich aus, wie eine Ratte nur sein kann. Seine Augen glänzen aufmerksam und das Näschen zittert, mit der er die Gerüche im Raum aufnimmt.
    Onkel Paolo zögert nur einen winzigen Moment, bevor er einen Tropfen in Roosevelts Schnauze drückt. Die Kiefer der Ratte mahlen schnell, als sie Elysia schmeckt. Ich beobachte sie fasziniert. Wie es wohl schmeckt? Falls Roosevelt etwas dazu zu sagen hat, lässt er es uns nicht wissen.
    Mutter setzt die Ratte auf denselben Untersuchungstisch, auf dem ich normalerweise sitze. Roosevelt schnuppert an ihren Fingern, dann am Tisch. Danach tappt er herum, wie er das normalerweise in seinem Käfig tut. Das Elysia scheint keinerlei Wirkung zu zeigen.
    Meine Anspannung beginnt sich zu lösen. Fast spüre ich, wie jeder einzelne Muskel erleichtert aufatmet. Wahrhaft unsterblich.
    Auf Onkel Paolos Gesicht breitet sich ein ganz untypisches Grinsen aus. »Schaut euch das an! Dutzende sterblicher Ratten sind alle sofort eingegangen. Ohne einen Quieker! Sie fielen einfach um wie ein Kartenhaus. Aber schaut euch unseren Roosevelt an! Das pralle Leben! Wir haben es geschafft, Pia, mein Engel, mein Schatz, mein durch und durch perfektes Mädchen!« Er ergreift meine Hände und wir hüpfen im Kreis herum.
    Ich kann nicht anders, ich muss mit ihm lachen. Noch nie habe ich ihn – oder sonst jemanden – so aufgeregt gesehen. Ich wusste nicht einmal, dass Onkel Paolo in der Lage ist zu hüpfen. Seine Freude steckt an. Wie im Rausch drehe ich mich immer schneller.
    »Wir haben’s geschafft! Wir haben’s geschafft! Wir haben’s geschafft!«, singen wir im Chor, obwohl es natürlich Dr. Heinrich Falk war, der es geschafft hat, und nicht wir. Aber das kümmert uns jetzt nicht. »Wir haben’s geschafft!«
    Irgendwann lässt Onkel Paolo meine Hände los und bleibt stehen, um Luft zu schnappen. Er hat immer noch ein Grinsen im Gesicht, so groß wie einer der Wassermelonenschnitze, die es auf meiner Party gab. »Wir haben’s geschafft«, wiederholt er leise. »Leben, Pia. Ein Leben ohne Tod. Unsterblichkeit. Abertausend Jahre menschlicher Entwicklung, Tausende Theorien, Versuche, Mythen, Träume… Aber wir, wir haben es geschafft. Wir haben dem Tod ein Schnippchen geschlagen. Ich habe dich angelogen, Pia. Ich habe dir einmal gesagt, es gäbe keine Götter. Aber es gibt sie, oh ja, es gibt sie. Wir sind Götter, Pia, du und ich und Roosevelt. Jawohl! Roosevelt der Rattengott! Wir haben das Leben neu erschaffen! Das macht uns mit Fug und Recht zu Göttern.« Er schließt die Augen und atmet langsam ein und aus. Dann öffnet er sie und schaut mich lächelnd an. »Was wolltest du mich vorhin fragen?«
    Ich hole tief Luft und denke: Du darfst dich nicht ablenken lassen. Der Erfolg dieses Experiments ist ein weiterer Beweis dafür, dass ich nach Little Cam gehöre und mich ganz auf das Immortis-Projekt konzentrieren muss. »Gestern Abend nach der Party bin ich in mein Zimmer gegangen… einfach nur, um eine Weile allein zu sein.« Kein Grund, Dr. Tollpatsch in Schwierigkeiten zu bringen. »Jedenfalls saß ich da und habe nach draußen geschaut und plötzlich sehe ich ein –«
    »Paolo?« Mutters Stimme ist so leise, dass ich sie kaum höre.
    »Ja, Sylvia, was gibt’s?«
    »Roosevelt.«
    Wir drehen uns gleichzeitig zu der Ratte um.
    Roosevelt liegt auf der Seite. Sein kleiner Körper hebt und senkt sich, weil er nach Luft schnappt. Seine

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