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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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Zunge hängt heraus, erschreckend rosa gegen sein dunkelbraunes Fell. Seine Augen sind glasig.
    Onkel Paolo wird weiß wie die Wand. Er läuft zum Untersuchungstisch und nimmt die Ratte hoch. »Nein. Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein… Roosevelt! Roosevelt!«
    Es hat keinen Zweck. Roosevelt keucht, er atmet zu schnell, zu stoßweise. Onkel Paolo dreht ihn um, hält ihn senkrecht, legt ihn wieder hin, doch nichts hilft.
    »Hör auf, Roosevelt! Hör auf damit, du blöde Ratte!«
    »Onkel Paolo!« Ich laufe zu ihm und fasse ihn am Arm. »Hör auf ihn anzuschreien! Er kann nichts dafür!«
    »Lass mich los, Mädchen!« Er schüttelte mich ab und wendet sich wieder Roosevelt zu. Ich schaue ihn an, schockiert und fassungslos wegen seines plötzlichen Wutausbruchs.
    »Komm schon, Kumpel«, lockt Onkel Paolo, jetzt wieder leise. »Komm schon, alter Freund! Wir beide haben zu viel durchgestanden miteinander… Komm zurück, kleiner Rattengott. Komm zurück…«
    Roosevelts Atmung wird wieder langsamer, pendelt sich jedoch nicht auf ihren normalen, gesunden Rhythmus ein. Sie wird noch langsamer, bis sie zu langsam ist. Bald bewegen sich seine Flanken kaum noch und die Augen werden starr.
    Mit wildem Blick wendet Onkel Paolo sich an Mutter. »Tu etwas!«
    Mutter starrt ihn an und weicht zurück. »Ich… ich…« Sie verstummt, die Hände hilflos ausgebreitet. Onkel Paolo haut mit der Faust auf den Tresen, dass die Spritzen und Ampullen klirren, und flucht leise vor sich hin. Unsere Blicke treffen sich, und was ich sehe, lässt mich erstarren. Noch nie habe ich ihn so wütend gesehen, so… gefährlich. Nicht einmal bei den Wickham-Tests. Ich senke den Blick und schlucke hart.
    »Nun«, sagt er leise. »Jetzt wissen wir es.«
    Er legt Roosevelt auf den Untersuchungstisch und wischt sich die Hände an seinem Laborkittel ab. Seine Miene ist kalt und abweisend. Meine Mutter steht hinter ihm, den besorgten Blick auf ihn gerichtet, nicht auf die Ratte. Alle drei stehen wir reglos da, während Roosevelt vor unseren Augen immer schwächer wird. Ich werfe noch einmal einen kurzen, ängstlichen Blick auf Onkel Paolo und frage mich, ob er noch einmal explodiert. Es geht schrecklich an die Nerven, ihn so aus der Fassung zu erleben. Der Paolo Alvez, den ich kenne, ist immer kühl, immer ruhig, hat sich immer unter Kontrolle.
    »Genug«, bestimmt er schließlich. »Pia, putz die Schweinerei hier auf und friere den Leichnam ein. Wir untersuchen ihn später. Sylvia, ich brauche deine Hilfe bei den Schreibarbeiten.«
    Vorsichtig nehme ich Roosevelt hoch. Er hat nicht einmal mehr die Kraft, mit den Schnurrhaaren zu zucken. Um seine Nase herum und auf den Pfoten sind die Haare weiß geworden. Das ist merkwürdig. Ich wusste nicht, dass Elysia dies bei den Opfern bewirkt.
    Ich wickle ihn in ein kleines Handtuch, aber viel mehr kann ich nicht für ihn tun. Er zittert noch einmal in meinen Händen, dann rührt er sich nicht mehr.
    Roosevelt, die unsterbliche Ratte, ist tot.
    Aus irgendeinem Grund erwarte ich, dass ganz Little Cam in Aufruhr gerät. Doch nichts geschieht.
    Kein Jammern und Klagen ist zu hören. Niemand reißt sich hysterisch an den Haaren oder Kleidern. Es war schließlich nur eine Ratte.
    Ich sitze mit angezogenen Knien in einem der Schaukelstühle beim Goldfischteich und schwinge hin und her. Ich sitze ruhig da, aber insgeheim will ich meine Kleider zerreißen und schreiend übers Gelände rennen. Ich will, dass alle das Chaos in meinem Kopf mitbekommen.
    Roosevelt ist tot. Elysia, genau die Substanz, die ihm Unsterblichkeit verlieh, hat ihn umgebracht.
    Sie könnte auch mich umbringen.
    Onkel Paolo hat sich in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen. Er redet mit niemandem. Anfangs verstand keiner, was los war. Alle haben ständig gefragt, was geschehen sei, was Dr. Alvez so mitgenommen habe. Aber irgendwann muss Mutter geredet haben – ich war es jedenfalls nicht –, denn anstatt mir Fragen zu stellen, die ich nicht beantworte, gehen jetzt alle auf Zehenspitzen an mir vorbei und versuchen mich nicht zu stören. Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen. Ob sie ahnen, was für ein Hurrikan in meinem Kopf tobt? Ist das der Grund, weshalb sie mich meiden – weil sie nicht wollen, dass er aus mir herausfährt? Sie glauben wahrscheinlich, ich hätte entsetzliche Angst, dass das, was mit Roosevelt passiert ist, auch mit mir passiert. Ich weiß ja selbst, ich müsste entsetzliche Angst haben. Schließlich bin ich mein ganzes Leben

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