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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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Fields erst, als ich direkt in sie hineinlaufe.

14
    »Pia!« Sie sieht so erschrocken aus, wie ich es bin, und noch viel erschrockener, als sie Alai sieht.
    Ich ziehe den Kopf ein und überlege, ob ich einfach wegrennen soll, aber sie hat mich gesehen. Es ist nur noch ein kurzer Sprint zum Tor, das tatsächlich offen ist, wie ich gehofft hatte. Aber ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht hinter jeden Baum geschaut habe. Dr. Tollpatsch hat an einem Stamm gelehnt, geraucht und ganz offensichtlich das Schauspiel genossen, das mein Verschwinden ausgelöst hat.
    »Hallo, Dr. Fields«, murmle ich. Keine Ahnung, was ich von ihr zu erwarten habe. Wahrscheinlich rennt sie gleich schreiend zu Onkel Paolo wie ein verschrecktes Affenbaby zu seiner Mutter.
    »Du hast ganz schön für Aufruhr gesorgt.« Sie entspannt sich wieder und tippt sich mit der Zigarette nachdenklich an die Unterlippe. »Wo warst du?«
    Ich antworte nicht. Die Antwort ist doch offensichtlich. Ich war draußen, was strikt gegen die Vorschriften ist. Ich bekomme kein Gehalt, das sie mir kürzen können. Verweigern sie mir dann vielleicht das Abendessen? Oder noch Schlimmeres?
    »Schleicht sich heimlich hinaus«, murmelt Dr. Tollpatsch. »Warst ein böses Mädchen, perfekte Pia.«
    »Werden Sie mich verpfeifen?«, frage ich entgegen aller Hoffnung.
    Sie betrachtet mich eine ganze Weile und zieht an ihrer Zigarette. Ich werfe einen verstohlenen Blick auf das Tor. Ein Wachmann steht da, aber er kann uns durch die Blätter nicht sehen. Es sei denn, Dr. Tollpatsch macht durch Rufen auf uns aufmerksam. Was nur zu gut möglich ist.
    »Pass auf«, meint sie schließlich und schnippt Asche auf den Boden, »ich habe mitbekommen, dass du alle hier Tante oder Onkel nennst. Ich bin jetzt genau wie jeder andere in die Sache verwickelt. Mein Vertrag, du weißt schon. Also, du nennst mich von jetzt an Tante Harriet. Dann könnte es sein, dass ich dir helfe.«
    »Es könnte sein?«, frage ich zweifelnd, obwohl ich vor Erleichterung heulen könnte.
    »Sag es.« Ein Lächeln stiehlt sich auf ihr Gesicht.
    Ich denke an ihr gefährliches Geburtstagsgeschenk und die Schwierigkeiten, in die ich sie bringen könnte, wenn jemand es finden würde, und gebe nach. »Schön. Tante Harriet. So. Hilfst du mir jetzt?«
    Sie grinst. »Noch einmal. Komm schon. Und nicht so widerwillig, Mädchen. Ich hab dir doch nichts getan.«
    Außer mir eine Karte geschenkt, die mir die größten Probleme meines Lebens bereiten könnte. Okay, die aktuelle Situation natürlich ausgenommen. »Bitte hilf mir hineinzukommen, Tante Harriet, und ich schwör dir, ich nenne dich sogar in Gedanken Tante Harriet anstatt…«
    »Anstatt was?« Neugierig legt sie den Kopf schräg. »Wie nennst du mich insgeheim?«
    »Äh… Dr. Fields natürlich.«
    Ihr Blick sagt mir deutlich, dass diese Antwort sie nicht überzeugt, aber ich bin nicht bereit, ihr eine andere zu geben. Meine Antwort scheint ihr jedoch zu genügen, denn sie nickt knapp. »Gut, dann gehen wir jetzt rein. Warte hier eine Sekunde.«
    Sie wirft ihre Zigarette weg und schlendert aus dem Gebüsch. Angeekelt drücke ich die noch glimmende Kippe mit dem Schuh aus. Dann beobachte ich sie und warte, was sie wohl tut. Höchstwahrscheinlich steckt sie dem Wachmann doch noch, wo ich bin. Aber nein. Sie zeigt in die Richtung von Onkel Paolo und seinen Leuten, der Wachmann nickt, zuckt mit den Schultern und setzt sich in Bewegung. Vermutlich um einen Befehl zu befolgen, den Onkel Paolo nie gegeben hat. Sobald er außer Sichtweite ist, winkt Tante Harriet mir zu und ich verlasse vorsichtig den Schutz der Bäume.
    »Du hast es geschafft.«
    »Klar hab ich’s geschafft.« Sie sieht fast beleidigt aus. »Ich bin auf eine verdammte Privatschule für Mädchen gegangen. Ich musste sämtliche Tricks beherrschen, wie man sich irgendwo hinausschleicht, wenn ich nicht an sozialer Vereinsamung sterben wollte.«
    Irgendwie kann ich mir das sehr gut vorstellen. »Trotzdem danke.«
    »Bitte. Gehst du jetzt rein oder muss ich den nächsten, der hier vorbeikommt und dich auf der falschen Seite des Zauns sieht, um die Ecke bringen?«
    »Um die Ecke bringen?« Mir bleibt der Mund offen stehen. »Aber –«
    »Nicht wörtlich, Pia!« In gespielter Verzweiflung wirft sie die Hände in die Luft.
    Ich gehe durch das Tor und kann mein Glück kaum fassen. Nachdem ich gesehen habe, wie alle um meinen geheimen Durchschlupf herumstanden, und ich mir sicher war, dass ich mich nie

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