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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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gefährlich.«
    Sie versucht am Türknauf zu drehen, doch er rührt sich nicht. »Abgeschlossen.«
    »Tante Harriet –«
    Bevor ich sie davon abhalten kann, schiebt sie ihren Kartenschlüssel zwischen Tür und Rahmen und die Tür geht auf. Ich bin versucht, sie noch einmal vor dem Betreten zu warnen, doch meine Neugier ist stärker. Langsam folge ich ihr.
    Der Flur ist dunkel und staubig und jede Menge Türen mit kleinen Fenstern gehen davon ab. Tante Harriet versucht es bei der ersten. Sie geht sofort auf. Der Raum ist klein und düster. An der gegenüberliegenden Wand ist eine Bank zu erkennen. Von einem Feuer keine Spur, aber der Raum wurde eindeutig länger nicht benutzt. Er ist zu klein für ein Labor oder ein Schlafzimmer und zu groß für eine Abstellkammer. Auf dem Holzfußboden liegen mindestens zwei Zentimeter Staub.
    Tante Harriet zeigt wortlos auf die Bank. Rostige Eisenketten hängen seitlich herunter und lange Rillen laufen über das Holz, wie von Fingernägeln eingeritzt.
    Ein Schauer überläuft mich; fast spüre ich diese Fingernägel auf meinem Rücken. In ganz Little Cam kenne ich keinen solchen Raum. Er ist kalt und dunkel und ungemütlich und er birgt Geheimnisse, von denen ich lieber nichts wissen will.
    »Komm, wir schauen weiter.« Tante Harriet geht zurück auf den Flur und ich folge zögernd. Der nächste Raum ist fast identisch mit dem ersten. In dem danach steht keine Bank, dafür weist er wieder Kratzer auf – diesmal an der Wand. Sie beginnen in Kopfhöhe und gehen abwärts. Im nächsten Raum sind dunkle Flecken auf dem Boden und ein schwacher metallischer Geruch hängt in der Luft.
    Inzwischen stehen mir sämtliche Haare zu Berge, und als Tante Harriet auf die nächste Tür zugeht, schüttle ich den Kopf. »Es reicht.«
    Sie nickt nur. Auf Zehenspitzen schleichen wir uns zurück auf den beleuchteten Flur, als hätten wir Angst, ein schlafendes Ungeheuer zu wecken.
    Als wir die Tür vor der Dunkelheit fest verschlossen haben, blicken wir uns an. Nach einer Weile flüstere ich: »Das war vielleicht unangenehm. Mir wurde ganz… kalt.«
    Sie nickt. Ihr Gesicht ist kalkweiß. »Ich habe solche Räume schon gesehen.«
    »Wo?«
    Sie schüttelt den Kopf, scheint nicht darüber reden zu wollen. »Hast du eine Ahnung, wofür der Flügel genutzt wurde, Pia?«
    »Nein. Ich weiß nur, dass dort Labors und Lagerräume drin waren, die das Feuer…« Das Feuer, das es nie gegeben hat. »Warum haben sie gelogen?«, frage ich flüsternd.
    Tante Harriet antwortet nicht. Sie betrachtet mich nur mit einem seltsam abwesenden Blick. »Wir müssen ein Versteck für dich finden.«
    »Oh. Klar.« Ich versuche die düstere Stimmung abzuschütteln, die sich auf der anderen Seite der Tür wie ein Blutegel an mich geheftet hat. Wir gehen zum Labor 112 mit der Reihe begehbarer Kühlschränke – Kühlschränke, die von innen nicht geöffnet werden können. Mir ist sofort klar, was Tante Harriet im Sinn hat. Die Idee ist gut, nur nicht gerade angenehm für mich.
    Seufzend betrete ich einen der Kühlschränke und wünsche, mir würde etwas Besseres einfallen. Tante Harriet schließt die Tür nicht sofort.
    »Pia…«
    »Ja?«
    »Du weißt doch, dass man mir für meine Forschungen ein kleines Labor in der Nähe des Haupttores zugewiesen hat.«
    »Ja. Und?«
    »Na ja.« Sie hebt vielsagend die Augenbrauen. »Ich könnte darum bitten, dass ein gewisser Jemand mir gelegentlich hilft… im Zuge ihrer Ausbildung, versteht sich. Etliche Stunden am Tag, an denen dann jeder denkt, du seist bei mir gut aufgehoben…«
    Unsere Blicke treffen sich und ich verstehe, was sie mir anbietet. Sie kann nicht wissen, was ich im Dschungel gemacht habe, aber sie bietet mir eine Möglichkeit zurückzugehen, falls ich das möchte. Im Moment bin ich mir allerdings nicht sicher, was ich will. Deshalb nicke ich nur, dass ich verstanden habe. Sie nickt ebenfalls und damit ist das Thema abgeschlossen. »Ich warte ungefähr eine Stunde und frage dann nebenbei, ob jemand daran gedacht hat, hier zu suchen. Und du lässt dir bis dahin was einfallen, wie du dich in eine so bescheuerte Situation gebracht hast, okay?«
    »Okay.« Dann muss ich doch noch fragen: »Tante Harriet, warum hilfst du mir?«
    Sie setzt zu einer Antwort an, lächelt dann aber doch nur schief. »Bis in einer Stunde, Pia.«
    Damit schließt sie die Tür.
    In der Tür ist ein kleines Fenster, aber es ist zu vereist, um mehr zu erkennen als das Öffnen und Schließen der

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