Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
Vom Netzwerk:
zu meinem sanften Begleiter. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals, so erleichtert bin ich, dass er nicht für immer weggelaufen ist und sich seinen Artgenossen angeschlossen hat.
    »Ich könnte es nicht ertragen dich zu verlieren, Alai. Mach das nie wieder.«
    Als wir schon ziemlich dicht bei Little Cam sind, bleibt Eio plötzlich stehen und dreht sich zu mir um.
    »Kommst du wieder?«
    »Ich weiß es nicht«, antworte ich ehrlich. »Es hängt davon ab, was passiert, wenn ich jetzt zurückgehe. Sie wissen, dass ich weg bin. Anders kann es gar nicht sein. Sie werden das Loch im Zaun entdecken und ihn reparieren. Dann kann ich nicht mehr unbemerkt hinaus.«
    »Ich klettere über den Zaun und hole dich heraus«, erklärt er.
    »Nein, Eio! Es ist ein Elektrozaun. Das heißt, wenn du ihn berührst –«
    »Ich weiß, was ein Elektrozaun ist. Mein Vater ist Wissenschaftler, vergiss das nicht. Aber es ist mir egal.« Er nimmt meine Hand. »Wenn du mich darum bittest, klettere ich über den Zaun und hole dich raus.«
    Mit einem leisen Schaudern begreife ich, dass mir noch nie jemand so etwas gesagt hat. Mein ganzes Leben lang hat man mich perfekt genannt, doch dies hier bedeutet viel mehr. »Eio, ich… danke dir. Aber ich werde dich nicht darum bitten. Mir gefallen mein Zuhause und die Leute dort. Little Cam ist kein böser Ort, egal was Kapukiri sagt. Eines Tages lade ich dich zu uns ein, dann kannst du es mit eigenen Augen sehen. Vielleicht hilft mir dein Vater dabei. Ich wünschte, du würdest mir mehr über ihn erzählen. Wenn du ihn mir beschreibst, wüsste ich sicher sofort, wer es ist.«
    Eio senkt den Blick. Seine langen dunklen Wimpern sind wie ein Vorhang, hinter den ich nicht schauen kann. »Ich hab’s dir doch schon gesagt. Er ist hässlich wie alle Fremden.«
    »Mit Ausnahme von mir?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Geh, Pia-Vogel, bevor dich ein Pfeil trifft.«
    »Du bist so was von dramatisch!« Doch seine Worte haben mich mitten ins Herz getroffen. »Leb wohl, Eio.«
    »Leb wohl für immer?«
    Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. »Du solltest besser gehen. Ich will nicht, dass sie dich sehen, wenn sie nach mir suchen.«
    »Warum? Ich dachte, in Little Cam gäbe es nichts Böses«, meint er herausfordernd.
    »Gibt es auch nicht! Trotzdem solltest du dich hier nicht blicken lassen! Little Cam ist geheim und ich bin Little Cams allergeheimstes Geheimnis. Wenn sie herausfinden würden, dass du so viel über mich weißt, könnten sie…«
    »Ja?«
    »Ich weiß nicht, Eio, und ich will es auch gar nicht wissen.« Langsam macht er mich wütend. Warum geht er nicht endlich? Warum versucht er so hartnäckig, Zweifel in mir zu wecken an den Menschen, die mich erzogen – und erschaffen – haben? Und warum gelingt es ihm? »Geh, Eio. Geh jetzt.«
    Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und verschwindet im Dschungel. Als ich ihn nicht mehr sehe, spüre ich einen Stich in meinem Herzen, als wollte es, dass ich ihm folge.
    Ich bahne mir meinen Weg durch das dichte Gebüsch, bis ich den metallenen Zaun und die Gebäude dahinter sehe. Ich bin nicht weit vom Loch entfernt, und da ich keine Schreie höre und auch niemanden auf- und abpatrouillieren sehe, keimt Hoffnung auf, dass ich mich vielleicht doch ungesehen zurückschleichen kann.
    Doch als ich auf der Höhe des Loches bin, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ich packe Alai, bevor er weiterlaufen kann.
    Es wimmelt von Männern und Frauen, Wissenschaftlern und Arbeitern und uniformierten Wachen. Sie haben das Loch entdeckt, so viel steht fest. Glauben sie, dass ich es vor ihnen entdeckt habe?
    Ich schlüpfe zwischen die Bäume und hoffe, dass etwas von Eios Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, auf mich abgefärbt hat. Ich wage kaum zu atmen, als ich mich näher heranschleiche, das Halsband des Jaguars fest im Griff.
    Onkel Paolo und Onkel Antonio sind beide da. Sie sehen nicht gerade glücklich aus. Sie sind ganz rot im Gesicht und gereizt wie der Griesgram und Alai, wenn sie sich im Tierhaus begegnen. Sind sie auf den jeweils anderen sauer oder auf mich? Ich vermute Letzteres.
    Der umgestürzte Kapokbaum wurde zersägt und weggeschafft und mehrere Männer sind dabei, von außerhalb des Geländes den Zaun aufzurichten. Sie müssen den Strom in diesem Bereich abgeschaltet haben, denn sie arbeiten mit bloßen Händen.
    Als ich meine Position ein wenig verändere, kann ich mehr von dem Geschehen erkennen. Meine Eltern stehen blass und still auf der anderen Seite

Weitere Kostenlose Bücher