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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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ganzen Weg hierher, nur weil du an den Zaun gekommen bist?«
    Ich schlucke und nicke.
    Seine dunklen Augen ruhen wieder auf mir und ich sehe ihm an, dass er es mir nicht abkauft.
    »Ich habe mich entschuldigt«, sage ich. »Und es ist schließlich nicht so, dass es das erste Mal wäre. Leute kommen ständig versehentlich an den Zaun.«
    Er nickt langsam. »Ja… Aber nicht du.«
    Ich zucke mit den Schultern, versuche, lässig auszusehen, und will an ihm vorbeigehen. Aber er hält mich fest und beugt sich auf Augenhöhe zu mir herunter. »Du machst doch keine Dummheiten, Pia, oder?«
    »Nein! Lass mich los. Ich muss… zu Onkel Paolo. Ich bin ohnehin schon zu spät dran.«
    Er folgt mir, als ich loslaufe, und auch wenn er versucht, sich nichts anmerken zu lassen, weiß ich, dass er mir nicht traut. Also gehe ich zum Laborblock A. Als ich mich an der Tür umdrehe, sehe ich, dass er mich immer noch beobachtet. Jetzt muss ich mich hier mindestens eine Stunde lang beschäftigen, sonst schöpft er erneut Verdacht.
    Ich gehe in den ersten Stock und suche Onkel Paolo. Auf dem Weg begegne ich Onkel Haruto und Onkel Jakob, die leise auf dem Flur miteinander reden und mir zunicken, als ich vorbeigehe. Onkel Paolo ist allein in dem Labor neben meinem. Er hört es nicht einmal, als ich die Tür öffne. Er steht über einen Tisch gebeugt und sortiert Fotos, allesamt Porträts. Ich nähere mich von hinten und schaue ihm zu. Die Menschen auf den Fotos blicken ausdruckslos und ernst; es sind alles Fremde.
    »Pia!« Endlich bemerkt Onkel Paolo mich. »Was machst du denn hier? Ich dachte, ich hätte die Tür abgeschlossen.«
    »Hast du nicht.«
    Er blickt sich um wie ein Affe, den man bei etwas ertappt hat. Gibt es da etwas, das ich nicht sehen soll? Doch nachdem er eine rasche Bestandsaufnahme gemacht hat von dem, was offen herumliegt, entspannt er sich und schickt mich nicht hinaus.
    »Woran arbeitest du gerade?«, frage ich. »Wer sind sie?«
    Er blickt auf die Fotos hinunter. »Sie sind die erste Generation von Projekt 793.«
    »Projekt 793?«
    Er zögert und trommelt mit den Fingern auf den Tisch. »Corpus… hat den Wunsch geäußert, dass wir die Erschaffung weiterer Unsterblicher vorantreiben.«
    »Und… das ist das Projekt 793?« Wir machen Mister Perfect, denke ich. So hat es Tante Harriet doch einmal ausgedrückt. »Und sie?«
    Er tippt auf ein Foto. »Das sind die Kandidaten, die Corpus für den Beginn des Prozesses ausgewählt hat.«
    »Sie kommen hierher? Von außerhalb?«
    »Bald. Wenn wir bereit sind für sie.«
    »Wo sollen sie denn alle wohnen?«
    »Im Wohngebäude B. Die meisten Zimmer dort sind leer. Es wurde für Testgruppen wie diese gebaut.«
    »Bleiben sie für immer hier?«
    »Nein, nicht für immer.« Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und legt den Knöchel seines linken Fußes auf sein rechtes Knie. Er wippt mit dem Fuß, während er redet. »Die Männer werden drei Jahre hier sein, lange genug, um drei Immortis-Injektionen zu erhalten. Dann holen wir uns von jedem Spermaproben und schicken sie nach Hause. Die Frauen bleiben nach der In-vitro-Fertilisation noch etwas länger. Sie gebären und werden dann zurückgeschickt. Vorher müssen sie natürlich Verträge unterschreiben und sich zu unbedingtem Stillschweigen über alles verpflichten, was sie hier gesehen und getan haben. Wir können eine Population von dieser Größenordnung hier nicht länger halten, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Ist das denn sicher? Was ist, wenn ihnen etwas herausrutscht?«
    »Darum kümmert sich Corpus«, antwortet er ausweichend. »Außerdem werden sie nie erfahren, worum es bei unserer Arbeit wirklich geht. Deine wahre Natur wird ein streng gehütetes Geheimnis bleiben. Sie erfahren lediglich, dass sie uns zu biomedizinischen Forschungszwecken ihren genetischen Code zur Verfügung stellen.«
    »Warum macht jemand so etwas?« Ich schaue in die ausdruckslosen Gesichter der Leute auf den Fotos. »Warum kommt jemand für drei Jahre hierher wegen eines Projekts, von dem er eigentlich nichts weiß?«
    Onkel Paolo blickt mich stirnrunzelnd an. »Weshalb machst du dir Gedanken über ihre Motivation?«
    »Ich bin Wissenschaftlerin.« Ich zucke mit den Schultern. »Oder zumindest fast. Du sagst immer, ein Wissenschaftler hat in Wirklichkeit nur eine Aufgabe: Fragen zu stellen und Antworten zu finden.«
    »Okay. Der Punkt geht an dich.« Er schiebt die Fotos auf dem Tisch herum. »Die meisten der Leute hier sind Sportler,

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