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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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Paolos Lippen zucken und seine Augen verengen sich gefährlich. Einen Moment lang fürchte ich fast, er könnte mich schlagen. Doch er schluckt und sagt dann ruhig: »Es hat mit dieser Fields zu tun, nicht wahr?«
    »Nein –«
    »Sie hat dir Flausen in den Kopf gesetzt. Ich wusste, dass es so kommt. Sie ist so. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte sie nie… Pia, hör mir zu.« Er fasst mich an den Schultern und senkt den Kopf, damit er mir direkt ins Gesicht schauen kann. Um seinen Mund herum sehe ich Bartstoppeln. Er hat für den Corpus-Besuch so lange und hart gearbeitet, dass er sich nicht einmal die Zeit zum Rasieren genommen hat. »Du bist perfekt. Perfekt. Und das beantwortet nicht nur die Frage, wer du bist, sondern auch, was du bist. Was du für deine gesamte Rasse bedeutest. Du bist der Gipfel menschlicher Perfektion, der Traum, den die Menschheit seit Jahrtausenden träumt. Es gibt kein wertvolleres Gut als dich, Pia. Du bist das Ende aller Diskussionen über Religion und Moral. Es gibt kein Richtig und Falsch. Es gibt nur Vernunft und Chaos. Fortschritt und Rückschritt. Leben und Tod. Wir haben dich im Namen der Vernunft erschaffen, Pia, im Namen des Fortschritts und des Lebens. Des Lebens. Es ist das höchste aller Güter und du hast mehr davon als jeder andere in der Geschichte der Menschheit.«
    Sein Blick ist wild wie der von Eio, als er gegen die Schlange kämpfte. Er wird immer lauter, jetzt brüllt er fast: »Wir gaben dir das Leben, Pia. Und wir machten dich perfekt! Und wir mussten dafür Opfer bringen. Wir haben unser Leben und unseren Ruf als herausragende Wissenschaftler geopfert. Wir haben auf ein bequemes Leben im Kreis von Familie und Freunden verzichtet, um in diesem gottverdammten Dschungel zu leben und zu arbeiten und zu sterben. Wir taten Dinge – wir tun Dinge, die die Leute da draußen falsch und böse nennen, aber sie haben keine Ahnung, Pia. Sie sind dumm und schwach. Doch du wirst alldem ein Ende setzen. Du wirst einer dunklen, sterbenden Welt Vernunft und Fortschritt und Leben bringen. Und wo andere mit dem Finger zeigen und böse! schreien, wissen wir – wir wissen, Pia, dass das, was wir tun, wirklich die höchste und nobelste Form der Menschlichkeit ist. Wir –« Er hält keuchend inne und lässt sich auf einen Hocker fallen. Ich reibe meine Schultern, als er seinen festen Griff löst.
    »Es tut mir leid«, flüstere ich.
    Er schließt die Augen und reibt sich den Nasenrücken, bis er sich wieder beruhigt hat. Dann schaut er zu mir auf. Sein Blick ist nicht mehr ganz so wild. »Aber begreifst du, Pia? Begreifst du, was ich sage? Du bist perfekt und etwas Großartigeres als das gibt es nicht. Es gibt Dinge, die auf der Strecke bleiben, ja, auch junge Ozelotkätzchen. Es ist notwendig. Du verstehst das jetzt noch nicht, aber du wirst es verstehen. Du musst es tun. Du musst uns beweisen, dass du bereit bist. Dass du die Bedeutung deiner eigenen Existenz und deinen Stellenwert für die Menschheit verstanden hast. Dass du dich voll und ganz auf dich konzentrieren kannst und auf die, die nach dir kommen werden. Sie werden zu dir aufschauen, Pia, weil du die Erstgeborene unter den Unsterblichen bist. Eines Tages, es ist noch sehr lange hin, wirst du das älteste Wesen auf dieser Erde sein. Du wirst wie eine Königin über Männer und Frauen herrschen, wie eine Göttin. Und all das beginnt heute. Es beginnt in dem Moment, in dem du deine Entscheidung triffst, in dem du in den Spiegel schaust und zu dir selbst sagst: ›Das ist es. Ich gehe vorwärts und nie mehr zurück.‹ Ohne Reue und ohne Schuldgefühle.« Er erhebt sich wieder und bringt sein Gesicht dicht vor meines. »Du musst Objekt 294 töten und in der Lage sein, es zu vergessen. Verstehst du das? Dann, und erst dann bist du bereit.«
    Es schnürt mir die Luft ab wie in dem Moment, als die Anakonda sich um meinen Brustkorb gewickelt hat. Onkel Paolos Worte sind wie eine Schlange, erschreckend und gleichzeitig wunderschön.
    »Es tut mir leid, Pia.« Offenbar sieht er die Angst in meinem Blick. »Ich wollte dich nicht anschreien. Ich hatte gehofft, dass du das alles von allein erkennen würdest. Aber vielleicht war ich zu nachgiebig. Vielleicht habe ich deine Kraft überschätzt. Zeig mir, wie stark du sein kannst. Bring den Test zu Ende.«
    Ich nicke, und als er mir mit einer Geste zu verstehen gibt, dass ich entlassen bin, stürze ich aus dem Zimmer.
    Ich suche mir ein stilles Plätzchen hinter dem Glashaus unter

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