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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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Gelehrte und Künstler. Sie sind außergewöhnlich begabt, entweder geistig oder körperlich, haben aber alle zu irgendeiner Zeit in ihrem Leben falsche Entscheidungen getroffen. Sie brauchen alle etwas – Geld, eine neue Identität und einige einfach eine saubere Weste, um wieder neu anfangen zu können. Und wir brauchen genetisches Material. Beide Seiten profitieren.«
    »Und die Kinder?« Mein Herz macht einen Sprung. »Es wird viele Kinder in Little Cam geben, nicht wahr?«
    Er nickt, seufzt und reibt sich den Nasenrücken. »Was bedeutet, dass wir Kindermädchen anstellen müssen, die sich um sie kümmern. Antonio kann das nicht allein bewältigen.«
    »Und die Kinder werden wieder Kinder haben und so weiter und so weiter…« Ich nehme ein Foto von einer dunkelblonden Frau in die Hand. Sie ist sehr hübsch, doch ihre Augen schauen traurig ins Leere. »Und ich erlebe sie alle. Ich bin hier, wenn sie geboren werden, sehe sie heranwachsen und werde sie auch sterben sehen.«
    Onkel Paolo nimmt mir das Foto aus der Hand und legt es wieder zu den anderen. »Pia? Ist alles in Ordnung?«
    »Alles okay«, antworte ich automatisch. »Wann werden sie eintreffen? Wann sind wir so weit?«
    »Das«, erwidert er gedehnt und blickt mich an, »hängt größtenteils von dir ab.«
    »Oh.« Ich weiß, worauf er anspielt, will jetzt aber nicht daran denken. Deshalb wechsle ich das Thema und gehe zu dem über, das mich die letzten Tage umgetrieben hat. »Onkel Paolo, wann genau hat es im Laborblock B gebrannt? In diesem alten Flügel, der danach nicht mehr zu benutzen war?«
    Er strafft die Schultern und blickt mich scharf an. »Weshalb fragst du?«
    »Warum nicht? Es gehört zu den wenigen Dingen in Little Cam, über die ich nicht Bescheid weiß. Und was war die Ursache für das Feuer? Das muss doch eine große Sache gewesen sein. Ich finde es seltsam, dass man nicht darüber spricht.« Mein Ton ist zwar beiläufig, aber ich beobachte ihn genau. Ich sehe, wie sich sein Nacken anspannt, seine Miene jedoch bleibt unverändert. Komm schon, sag einfach die Wahrheit. Ich wünsche mir so sehr, dass er es ausspricht: Es gab kein Feuer, Pia. Das kann doch nicht so schwer sein. Würde er mir die Wahrheit sagen, wäre ich das ungute Gefühl los, das ich mit mir herumtrage, seit Tante Harriet und ich die Räume entdeckten.
    Doch statt auf meine Frage einzugehen, dreht Onkel Paolo den Spieß um und richtet ihn erneut gegen mich: »Weshalb machst du dir darum Gedanken? Du solltest lieber über deinen Test nachdenken.«
    Sofort gehe ich in die Defensive. »Du hast gesagt, ich kann mir Zeit lassen –«
    »Ich habe gesagt, ich würde dich nicht drängen, Pia, das stimmt. Aber dafür« – er weist auf die Fotos – »brauchen wir dich im Boot. Je länger du wartest, desto mehr muss ich fürchten, dass du vielleicht doch nicht so weit bist, wie wir alle gehofft hatten.«
    »Ich… ich bin fast so weit.« Ich straffe die Schultern, blicke ihm in die Augen und hoffe, dass ihn das überzeugt.
    Er nickt, doch sein Blick ist nach wie vor drängend. Dann mach voran, scheint er zu sagen.
    Verzweifelt frage ich: »Ist es denn wirklich nötig? Welchem Zweck dient es? Worauf genau bereitet mich das Töten von Sneeze – ich meine Testtier 294 – vor?«
    »Pia –«
    »Ich sehe einfach nicht ein, wie das Töten eines Kätzchens beweisen soll, dass ich in der Lage bin, die Rezeptur für Immortis zusammenzumischen«, sage ich mit Nachdruck und bin froh, den Hauptgrund für meinen Frust endlich geäußert zu haben. »Vielleicht will ich es ja gar nicht tun! Vielleicht will ich mich eurem Test ja gar nicht unterziehen! Wer sagt denn, dass ich es muss?« Mit jedem Wort ereifere ich mich mehr. Es sprudelt aus mir heraus wie aus einer kaputten Plastikflasche. »Ich habe es satt, immer nur zu tun, was du sagst, Onkel Paolo. Ich habe es satt, hier eingesperrt zu sein!«
    »Pia –«
    »Warum ich? Wenn du ein totes Tier brauchst, das Onkel Sergei sezieren kann, mach es doch selbst!« Ich haue mit der Faust auf den Tisch, dass die Fotos herunterflattern. Das Maß ist voll. In mir rumoren Verwirrung wegen Eio, Frust auf Onkel Paolo, Zorn auf diese Victoria Strauss und ihre entsetzlichen weißen Hosenanzüge. Noch nie haben sich so viele Gefühle in mir angestaut. Jetzt kommen alle heraus und ich fühle mich ihnen hilflos ausgeliefert. »Ich will… ich will…« Was will ich denn? Vor lauter Frust kommen mir die Tränen und ich wische sie mit den Fingern weg.
    Onkel

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