Die einzige Wahrheit
schmalen Bett lagen. Sie sah noch immer den bunten Vorhang im Durchgang zur Abstellkammer und die Knopfaugen des Eichhörnchens, das auf der Fensterbank hockte und ihnen zusah.
Sie spürte, wie er ihr das T-shirt vom Körper zog und ihre Shorts öffnete. »Coop«, sagte sie, plötzlich nervös. »Ich bin keine zwanzig mehr. Ich sehe nicht mehr so aus, wie ich früher ausgesehen habe.«
Er küßte sie sanft. »El, wenn ich dich anschaue, sehe ich immer noch die junge Studentin vor mir, denn in dem Augenblick, als ich mich in dich verliebt habe, ist für mich die Zeit stehengeblieben.«
Sie schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn näher heran. »Weißt du«, sagte er, sein Atem heiß auf ihrer Haut, »als ich dich neulich nacht ausgezogen habe, warst du auch keine zwanzig mehr.«
»Nein, aber ich war betrunken.«
Coop lachte. »Vielleicht sollte ich es auch darauf anlegen. Weil diese verdammte Bank hier so hart ist, daß ich schon jedes einzelne von meinen neununddreißig altersschwachen Jahren spüre.« Mit einer raschen Bewegung zog er sie von der Bank herunter, und sie landeten im Gras.
Ellie fiel auf ihn, die Beine gespreizt, das Gesicht nur wenige Zentimeter von Coops entfernt. »Willst du mich jetzt noch weiter ablenken«, raunte sie, »oder läßt du mich endlich mit dir schlafen?«
Coops Arme schlossen sich fester um ihre Taille. »Ich dachte schon, du würdest nie fragen«, sagte er, und seine Lippen legten sich auf ihre.
Katie saß am Tisch, vor sich ein Glas frische Milch, als Ellie sich wie ein Teenager ins Haus schlich. Als sie das Licht sah, steckte sie den Kopf durch die Küchentür. »Oh«, sagte sie, überrascht, Katie zu sehen. »Wieso bist du auf?«
»Konnte nicht schlafen«, sagte Katie. »Und du?« Aber sie wußte es, gleich, als sie Ellie gesehen hatte, wußte sie, wo sie gewesen war und was sie getan hatte. Das Gras in ihrem Haar, die geröteten Wangen. Sie roch nach Sex.
Einen Moment lang war Katie so neidisch, daß sie eine Woge der Eifersucht in sich aufsteigen spürte, und sie konnte die Augen nicht von Ellie abwenden, weil sie sich nichts sehnlicher wünschte, als das zu empfinden, was Ellie jetzt empfand. Es war ihr anzusehen, so deutlich, als leuchteten seine Berührungen noch auf ihrer Haut.
»Ich bin spazierengegangen«, sagte Ellie langsam.
»Und hingefallen.«
»Nein … wie kommst du darauf?«
Katie zuckte die Achseln. »Weil du Blätter im Haar hast?«
Ellie lächelte verlegen. »Was bist du?«, sagte sie. »Meine Mutter?«
Katie stellte sich vor, wie Ellie liebkost und gestreichelt und geküßt wurde. Sie dachte an Adam, und statt der weichen Wärme, die sie sonst im Unterleib spürte, war da jetzt nur noch ein bitterer Klumpen. »Nein. Und du bist auch nicht meine Mutter.«
Ellie erstarrte. »Das stimmt.«
»Du bildest dir ein, du wärst es. Du willst, daß ich auf deinen Schoß krieche und mir die Augen ausweine, damit du alles wiedergutmachen kannst. Aber weißt du was, Ellie? Mütter haben nicht die Macht, alles wiedergutzumachen, egal, was du glaubst.«
Gekränkt kniff Ellie die Augen zusammen. »Da spricht ja eine wahre Expertin in Sachen Mutterschaft.«
»Ich hab jedenfalls mehr Erfahrung als du«, konterte Katie.
»Der Unterschied zwischen dir und mir«, sagte Ellie kalt, »ist der, daß ich alles dafür geben würde, ein Kind zu bekommen, und du konntest es gar nicht schnell genug wieder loswerden.«
Katies Augen weiteten sich, als hätte Ellie sie geohrfeigt. Dann füllten sie sich blitzartig mit Tränen, die Katie mit den Handrücken wegwischte. »O Gott«, sagte sie, die Arme auf den Bauch gepreßt. »O Gott, du hast recht.«
Ellie starrte sie an. »Hast du das Baby getötet, Katie?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin eingeschlafen. Ich bin eingeschlafen, ich schwöre es dir vor Gott, und da hatte ich es noch im Arm.« Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. »Aber, Ellie, ich hätte es genausogut töten können. Ich hab es fort gewünscht. Monat um Monat hab ich mir immer nur gewünscht, daß es einfach verschwindet.«
Sie krümmte sich jetzt, schluchzte so heftig, daß sie keine Luft mehr bekam. Ellie fluchte leise und schloß Katie fest in die Arme. »Das war doch nur ein Wunsch«, sagte sie tröstend und streichelte Katies blondes Haar. »Zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist ein großer Unterschied.«
Katie preßte ihre brennende Wange gegen Ellies Brust. »Du bist nicht meine Mutter … aber manchmal wünschte ich, du wärst es.« Sie
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