Die einzige Wahrheit
Aber auch dann heiraten sie nur, wenn Samuel ihr das Streiten abgewöhnen kann.«
»Katie?«
»Sie macht Samuel manchmal ganz schön wütend.« Levi strich behutsam mit dem Daumen über die Flanke des Autos und hoffte, die Frau würde es nicht bemerken.
»Vielleicht sollten sich beide jemand anderen suchen«, schlug sie vor.
»Das wäre für Samuel noch schlimmer. Er hatte schon immer ein Auge auf Katie geworfen.«
Die Polizistin nickte ernst. »Ich vermute, ihre Eltern gehen davon aus, daß Samuel ihr Schwiegersohn wird, was?«
»Klar.«
»Wären sie sehr enttäuscht, wenn Samuel und Katie sich trennen würden?«
»Na ja, Sarah rechnet fest mit einer Hochzeit im Herbst. Und Aaron, der wäre auch traurig, ganz sicher.«
»Mir scheint, er wäre eher wütend als traurig. Er wirkt wie ein ziemlich strenger Dad.«
»Sie kennen ihn nicht«, sagte Levi. »Selbst wenn Katie Samuel nicht heiraten wollte, würde er sie nicht so verstoßen wie Jacob.«
»Jacob«, wiederholte die Polizistin.
»Ja, Sie wissen schon. Katies Bruder.«
» Jacob . Ja, natürlich.« Sie lächelte Levi an, öffnete die Fahrertür und ließ den Motor aufheulen. Zu seiner Verwunderung streckte sie ihm die Hand entgegen. »Junger Mann, es war für mich ein unerwartetes Vergnügen, mit Ihnen zu reden.« Sie schüttelten sich die Hand, und dann sah Levi zu, wie sie in ihrem Acht-Zylinder-Mustang davonfuhr.
Mitten in der Nacht spürte Katie eine Hand über Nase und Mund. Sie warf sich auf dem Kissen hin und her, vergaß einen Moment lang, wo sie war, packte den Arm und biß in die Finger. Sie hörte ein unterdrücktes Fluchen, und dann verschwand die Hand – um sogleich von dem weichen, eindringlichen Druck eines Mundes auf dem ihren abgelöst zu werden.
Schlagartig war sie hellwach, und sie war in Jacobs Wohnung auf seiner Couch, Adams Körper über ihr ausgebreitet wie ein Quilt. Er löste sich von ihr und legte seine Stirn auf Katies. »Wie kannst du mich nur so beißen?«
Sie lächelte in der Dunkelheit. »Wie kannst du mich nur so erschrecken?« Katie strich mit der Hand über seine Wange, die rauh war von den Bartstoppeln. »Ich bin froh, daß du noch nicht abgereist bist.«
Sie konnte seine Zähne aufblitzen sehen. »Ich auch«, sagte Adam.
Er hatte seine Abreise nach New Orleans um eine weitere Woche verschoben. Und Katie hatte eine komplizierte Geschichte erfunden, warum sie bei Mary Esch übernachten würde. Diesmal wußte selbst ihre Mutter nicht, daß sie bei Jacob war.
Adams Finger erkundeten den Weg von ihrer Kehle zum Schlüsselbein. »Das hab ich mir schon den ganzen Tag gewünscht. Ist dir eigentlich klar, daß dein Bruder zwischen vier und neun Uhr heute abend nicht ein mal zum Klo gegangen ist?«
Katie kicherte. »Ganz bestimmt ist er das.«
»Nein. Ich weiß es, weil ich dich zuletzt kurz nach dem Mittagessen berührt habe.« Er lag neben ihr, teilte das Kissen mit ihr, so dicht, daß sein Atem in ihren Mund wehte.
Sie reckte sich leicht vor, gerade so weit, um ihn küssen zu können. Es war neu für sie, die Initiative zu übernehmen. Sie schämte sich noch immer ein bißchen, wenn sie Adam küßte, anstatt sich von ihm küssen zu lassen. Aber einmal, als sie das getan hatte, hatte er ihre Hand an seine Brust gehoben, und sie hatte das rasende Pochen seines Herzens gespürt. Ein seltsamer Gedanke, daß sie solche Macht über ihn hatte.
Er drückte sie flach auf den Rücken und beugte sich über sie, so daß sein Haar auf ihres fiel. Sie ließ sich treiben, ließ zu, daß ihre Arme nach ihm griffen und ihn festhielten. Sie spürte Adams Hände über ihre Schultern streicheln, an ihren Seiten hinabgleiten.
Und dann waren sie unter ihrem T-shirt. Seine Handfläche glühte wie ein Brandmal auf ihren Brüsten. »Adam«, flüsterte sie und zupfte an seinem Haar. »Adam! Nein!«
Jetzt hämmerte ihr Herz, und ihr Magen verkrampfte sich vor Angst. Amische Jungs taten so etwas nicht, zumindest nicht die, die sie kannte. Sie dachte an Samuel Stoltzfus, mit seinen ernsten Augen und dem bedächtigen Lächeln – Samuel, der sie letzten Sonntag nach dem Singen nach Hause gebracht hatte und rot geworden war, als er ihr die Hand reichte, um ihr aus der Kutsche zu helfen.
Adam sagte etwas, ein Beben an ihrer Kehle. »Bitte, Katie, wenn du mir nur erlaubst, dich anzusehen, dann tue ich alles, was du willst.«
Zu verängstigt, um sich zu bewegen, zögerte sie zunächst und gab dann nach. Adam schob ihr T-shirt hoch, legte ihren
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