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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Nabel frei, die Rippen, die rosa Perlen ihrer Brustwarzen. »Siehst du«, flüsterte er, »du bist schön.«
    Er zog den Stoff wieder herunter und schloß sie in die Arme. »Du zitterst ja.«
    Katie preßte ihr Gesicht an seinen Hals. »Das … das hab ich noch nie im Leben getan.«
    Adam küßte ihre schwieligen Hände. Er gab ihr das Gefühl, kostbar zu sein, als wäre sie eine Prinzessin und kein Farmmädchen. Dann setzte er sich auf und löste sich aus ihrer Umarmung.
    Katie runzelte die Stirn, dachte, sie hätte etwas falsch gemacht. »Wo willst du hin?«
    »Ich hab’s dir versprochen. Ich habe gesagt, ich würde alles tun, was du willst, wenn ich dich nur ansehen dürfte. Und ich schätze, jetzt möchtest du gerne, daß ich gehe.«
    Sie setzte sich auf und streckte die Arme nach ihm aus. »Das möchte ich nicht«, sagte sie.
    Es war ein langer, anstrengender Tag für Samuel gewesen, an dem er neben Aaron auf den Feldern gearbeitet hatte. Auf dem Nachhauseweg hatte er den träge dahintrottenden Silver betrachtet und Levis Geplapper gar nicht richtig wahrgenommen. Er hatte unablässig an Katie denken müssen, daran, was sie getan hatte. Jetzt wollte er nur etwas Warmes essen, heiß duschen und dann im Schlaf süßes Vergessen finden.
    Am Haus seiner Eltern angekommen, spannte er das Pferd aus und führte es in den Stall. Im Hof stand eine Kutsche; vielleicht hatte seine Mutter Besuch. Bei dem Gedanken, höflich sein zu müssen, biß er die Zähne zusammen. Er betrat mit schweren Schritten die Veranda und blieb dort einen Moment stehen, um sich zu sammeln, bevor er ins Haus ging.
    Er starrte auf die Straße, sah die Autos mit ihren grellen Scheinwerfern und dem kehligen Motorengeräusch vorbeifahren, als die Haustür hinter ihm aufging. »Samuel, was machst du denn da draußen?« Seine Mutter griff nach seinem Arm und zog ihn in die Küche, wo Bischof Ephram und Lucas, der Diakon, vor dampfenden Kaffeetassen saßen. »Wir haben auf dich gewartet«, schimpfte sie. »Manchmal glaube ich, du machst einen Umweg über Philadelphia.«
    Samuel lächelte, entspannte sich langsam. »Ja, Silver ist einfach nicht von den Auffahrten auf die Highways wegzukriegen.«
    Er setzte sich, nickte den beiden Männern zu, die ihm anscheinend nicht in die Augen sehen konnten. Seine Mutter entschuldigte sich, und einen Moment später hörte Samuel sie die Treppe hinaufstapfen. Er legte die Fingerspitzen zusammen und versuchte, ruhig zu wirken, doch sein Magen rotierte wie eine Ackerfräse. Er hatte davon gehört, wie es war, wenn man aufgefordert wurde, Rechenschaft über seine Sünden abzulegen, aber er hatte es noch nie am eigenen Leib erfahren. Dem Anschein nach war dem Bischof und dem Diakon dabei keineswegs wohler zumute als ihm selbst.
    Der Bischof räusperte sich. »Wir wissen, wie es ist, ein junger Mann zu sein«, begann Ephram. »Es gibt gewisse Versuchungen …« Die Stimme verlor sich, zerfaserte an den Rändern wie eines der Garnknäuel von Samuels Mutter.
    Samuel blickte von Lucas zu Ephram. Er fragte sich, was Katie ihnen erzählt hatte. Er fragte sich, ob Katie ihnen überhaupt etwas erzählt hatte.
    Katie, für die er sein Leben gegeben hätte. Für die er frohen Herzens sechs Wochen lang den Bann auf sich genommen hätte. Mit der er den Rest seines Lebens hatte verbringen wollen, ein Haus mit Kindern füllen und Gott dienen. Katie, die ein Kind bekommen hatte.
    Samuel neigte den Kopf. Gleich würden sie ihn auffordern, vor der Gemeinde Rechenschaft abzulegen, und er würde natürlich gehorchen. Man widersprach nicht, sobald der Bischof einem eine Sünde zur Last gelegt hatte; das machte man einfach nicht. Aber plötzlich wurde Samuel klar, daß Ephrams verlegenes Zögern ein Geschenk war. Wenn Samuel zuerst sprach, wenn Samuel jetzt sprach – würde ihm diese Sünde vielleicht nie zur Last gelegt werden.
    »Lucas, Ephram«, sagte er mit so fester Stimme, daß sie unmöglich seine eigene sein konnte. »Ich möchte Katie Fisher heiraten. Das werde ich euch und den Predigern und all unseren Brüdern und Schwestern am nächsten G’meesunndaag mitteilen, wenn ihr es wünscht.«
    Ein freundliches Lächeln war hinter Ephrams dichtem weißen Bart zu erkennen. Er wandte sich dem Diakon zu und nickte zufrieden.
    Samuel legte die Hände auf die Knie und drückte so fest zu, daß es fast weh tat. »Ich möchte Katie Fisher heiraten«, wiederholte er. »Und das werde ich auch. Aber ihr sollt wissen, daß ich nicht der Vater

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