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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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diejenigen, die zurückkommen, diejenigen, die Geister werden, irgendeinen Schmerz zurückgelassen haben. Wenn sie so glücklich ist, Adam, warum ist sie dann noch hier?«
    »Ich habe gesagt«, berichtigte Adam, »daß diejenigen, die zurückkommen, eine emotionale Bindung an die Welt haben. Manchmal ist das Schmerz, manchmal ist es Zorn … aber Katie, manchmal ist es einfach Liebe. Manchmal bleiben sie, weil sie jemanden nicht verlassen wollen.«
    Sie war völlig reglos, als Adam sich zu ihr vorbeugte. Sie wartete auf seinen Kuß, aber der kam nicht. Nur einen Hauch von ihr entfernt hielt Adam inne und brauchte all seine Willenskraft, um sie nicht zu berühren.
    Katie wußte, daß er am nächsten Tag abreisen würde, wußte, daß er sich in einer Welt bewegte, die niemals die ihre sein würde. Sie legte ihre Hand an seine Wange. »Wirst du mir erscheinen?« flüsterte sie und kam seinen Lippen auf halbem Weg entgegen.
    Katie war dabei, das Zuggeschirr der Maultiere zu putzen, als eine Stimme sie zusammenfahren ließ.
    »Sie haben dir auch noch meine Arbeiten aufgehalst«, sagte Jacob traurig. »Ich hab nie daran gedacht, dich danach zu fragen.«
    Katie fuhr herum. »Jacob!«
    Er breitete die Arme aus, und sie flog ihm entgegen. »Weiß Mam, daß –«
    »Nein«, unterbrach er sie. »Und so soll’s auch bleiben.« Er drückte sie fest, schob sie dann auf Armlänge von sich. »Katie, was ist passiert?«
    Sie vergrub erneut ihr Gesicht an seiner Brust. Er roch nach Kiefern und Tinte und wirkte so verläßlich, so stark. »Ich weiß es nicht«, sagte sie leise. »Ich hab gedacht, ich wüßte es, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.«
    Sie spürte, wie Jacob wieder von ihr zurückwich. »Du hast … ein Kind bekommen«, sagte er beklommen, schluckte dann. »Du warst schwanger, als wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    Sie nickte und biß sich auf die Unterlippe. »Bist du furchtbar böse auf mich?«
    Er fuhr mit der Hand über ihren Arm und drückte sie. »Ich bin nicht böse«, sagte er und setzte sich auf die Kante einer Handkarre. »Es tut mir leid.«
    Katie setzte sich neben ihn und legte den Kopf an seine Schulter. »Mir auch«, flüsterte sie.
    Mary Esch kam am Sonntag zu Besuch und hatte ein Frisbee dabei. Ellie hätte das Mädchen am liebsten umarmt. Genau das brauchte Katie jetzt angesichts der wiedergefundenen Erinnerungen an das Baby – eine Weile einfach mal wieder Teenager sein, ohne irgendwelche schweren Verantwortungen. Während Ellie das Geschirr vom Mittagessen spülte, rannten Mary und Katie im Hof herum, und ihre Röcke blähten sich auf, wenn sie in die Luft sprangen, um die neongrelle Scheibe aufzufangen.
    Erhitzt und außer Atem sanken die Mädchen schließlich auf den Rasen vor dem Küchenfenster, das Ellie geöffnet hatte, um die schwache Brise hereinzulassen. Sie konnte Fetzen ihrer Unterhaltung hören, die durch das Rauschen des Wasserhahns zu ihr drangen: » … die Fliege gesehen, die auf Bischof Ephrams Nase gelandet ist«, » … nach dir gefragt«, » … eigentlich gar nicht so einsam.«
    Mary schloß die Augen. »Ich glaube, das ist der heißeste Sommer, an den ich mich erinnern kann«, sagte sie.
    »Nein.« Katie lächelte. »Manche Dinge gehen einem bloß aus dem Gedächtnis verloren.«
    »Trotzdem, es ist schrecklich heiß.«
    »Mary, ist es schon so schlimm, daß wir nur noch übers Wetter reden können?« sagte Katie leise. »Wieso fragst du mich nicht, was du wirklich wissen willst.«
    Mary hielt den Blick gesenkt. »Ist es furchtbar, unter Bann zu stehen?«
    Katie zuckte die Achseln. »Nicht so schlimm. Beim Essen fällt es mir schwer, aber Ellie ist bei mir, und Mam gibt sich Mühe, daß alles gut wird.«
    »Und dein Dad?«
    »Mein Dad schafft das nicht so gut«, gestand sie. »Aber so ist er nun mal.« Sie ergriff die Hand ihrer Freundin. »In sechs Wochen ist alles wieder so, wie es war.«
    Das schien Mary nur noch mehr zu bekümmern. »Da bin ich mir nicht so sicher, Katie.«
    »Aber natürlich. Ich habe gebeichtet. Und selbst wenn Bischof Ephram will, daß ich beim Abendmahl verzichte, bin ich dann nicht mehr unter dem Bann.«
    »Das hab ich nicht gemeint«, sagte Mary halblaut. »Es geht darum, wie sich die anderen vielleicht verhalten.«
    Katie drehte sich langsam zu ihr um. »Wenn sie mir meine Sünde nicht vergeben können, sollten sie auch nicht meine Freunde sein.«
    »Manchen wird es schwerfallen, so zu tun, als wäre nichts geschehen.«
    »Das gehört sich

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