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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Psychologin bin. Falls ich mich entschließe, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren, reiche ich die Berichte ein, und Sie können Ihren eigenen Psychologen beauftragen. Aber ich werde nicht zulassen, daß ein von der Staatsanwaltschaft beauftragter Psychologe mit meiner Mandantin spricht, solange ich noch gar nicht auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert habe.«
    »Sie sollen Ihren Psychologen haben«, sagte die Richterin. »Wieviel brauchen Sie?«
    »Zwölfhundert bis zweitausend.«
    »Also gut. Ich bewillige hiermit einen Höchstsatz von zweitausend Dollar. Falls noch andere Anträge eingereicht werden sollen, will ich die innerhalb von dreißig Tagen vorliegen haben. Unsere letzte Vorbesprechung findet in sechs Wochen statt. Reicht Ihnen dieser Zeitrahmen?«
    Ellie und George murmelten ihre Zustimmung, und die Richterin erhob sich. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muß in eine Verhandlung.« Sie ließ sie allein zurück.
    Ellie sortierte ihre Unterlagen, während George seinen Kuli in der Innentasche seines Jacketts verstaute. »Und«, sagte er mit einem Grinsen, »wie klappt’s mit dem Melken?«
    »Das sollten Sie am besten wissen, Farmerssohn.«
    »Ich bin zwar ein Provinzanwalt, Ellie, aber ich hab in Philadelphia studiert, genau wie Sie.«
    Ellie stand auf. »George, tun Sie mir den Gefallen und lassen mich in Frieden, ich hab nämlich in den letzten Wochen schon genug Pferdehintern gesehen.«
    George lachte, nahm seine Aktentasche und hielt Ellie die Tür auf. »Ich vermute, wenn ich so einen beschissenen Fall hätte wie Sie, wäre ich auch mies gelaunt.«
    Ellie marschierte an ihm vorbei. »Vermuten«, sagte sie, »heißt nicht wissen.«
    Coop wollte mit Katie noch einmal die Tage vor der Geburt durchgehen, weil er hoffte, dadurch eine Erinnerung freizulegen. Er beugte sich vor. »Du hast also Wäsche aufgehängt. Was hast du empfunden, als du dich gebückt hast, um in den Korb mit den nassen Sachen zu greifen.«
    Katie schloß die Augen. »Gut. Kühl. Ich hab ein Hemd von meinem Dad genommen und es mir ans Gesicht gehalten, weil mir so heiß war.«
    »Ist dir das Bücken schwergefallen?«
    »Es hat mir im Rücken weh getan. Als würde ich einen Hexenschuß kriegen. Das hab ich auch manchmal kurz vor meiner Regel.«
    »Wie lange war es her, daß du die letzte Regel hattest?«
    »Lange«, gab Katie zu.
    »Du wußtest doch, daß das Ausbleiben der Menstruation ein Anzeichen für Schwangerschaft ist?«
    »Ja, aber ich war auch früher schon mal später dran.« Katie zupfte an ihrer Schürze. »Das hab ich mir immer wieder eingeredet.«
    Coops Augen verengten sich. »Warum?«
    »Als meine Regel zum erstenmal ausblieb«, sagte Katie mit tränennassen Wangen, »hab ich mir gesagt, das hat nichts zu bedeuten. Aber ich war immer so schrecklich müde. Und wenn ich meine Schürze anzog, mußte ich kräftig ziehen, damit die Sicherheitsnadeln durch dieselben Löcher wie vorher paßten.« Sie holte stockend Atem. »Aber ich war nicht so dick wie Mam mit Hannah.« Ihre Hände wanderten zum Bauch. »Das war nichts dagegen.«
    »Hast du je gespürt, wie sich etwas in dir bewegt hat?«
    Katie schwieg lange, dann gestand sie leise und traurig: »Manchmal bin ich nachts davon wach geworden.«
    Coop hob sachte ihr Kinn an, damit sie ihm in die Augen schauen mußte. »Katie, und als du die Wäsche aufgehängt hast, an dem Tag, als dir der Rücken so weh tat, was ist dir da klar geworden?«
    Sie blickte nach unten. »Daß ich schwanger war«, hauchte sie.
    »Hast du es deiner Mutter erzählt?«
    »Ich konnte nicht.«
    »Hast du es irgendwem erzählt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dem Herrn. Ich hab Ihn gebeten, mir zu helfen.«
    »Um wieviel Uhr in jener Nacht bist du mit Krämpfen aufgewacht?«
    »Bin ich nicht.«
    »Na schön«, sagte Coop. »Wann bist du dann raus in den Stall gegangen?«
    »Bin ich nicht.«
    Er rieb sich den Nasenrücken. »Katie, du hast gewußt, daß du schwanger warst, als du dich an dem Abend ins Bett gelegt hast.«
    »Ja.«
    »Hast du am nächsten Morgen gedacht, daß du schwanger bist?«
    »Nein«, antwortete Katie. »Es war weg. Auf einmal wußte ich es einfach.«
    »Dann muß in dieser Nacht irgend etwas passiert sein. Was ist passiert? «
    Katie hielt blinzelnd ihre Tränen zurück. »Gott hat meine Gebete erhört.«
    In stillschweigendem Einverständnis sprachen weder Ellie noch Coop über das Fiasko in seiner Wohnung ein paar Abende zuvor. Sie waren Kollegen, höflich und sachlich, und

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