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Die einzige Zeugin

Die einzige Zeugin

Titel: Die einzige Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Cassidy
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noch einmal gesehen. Vor ihrem Haus. Sie hatte die Tür geöffnet, und der Mann hatte davor gestanden. Er war ungeschminkt und trug kein Kostüm und er hatte die Arme seltsam hinterm Rücken verschränkt.
    Ich habe eine Überraschung in der Hand. Rate mal, in welcher.
    Ihre Mutter stand hinter ihr und schien nicht überrascht zu sein, ihn zu sehen.
    Komm, rate mal. Wenn du richtig rätst, darfst du es behalten.
    Sie zeigte auf eine Seite, und er nahm die geschlossene Hand nach vorne. Dann öffnete er sie, und Lauren sah eine große Glasmurmel. In ihrem Inneren waren silberne Funken, und sie sah aus wie ein wertvolles Juwel aus einer Schatztruhe.
    Danke! , sagte sie, während der Clown an ihr vorbei durch den Flur ging.
    Sie haben also hergefunden , sagte ihre Mutter und führte ihn in die Küche.
    Ich war gerade auf einem Geburtstag hier um die Ecke. Ich dachte, ich schaue kurz vorbei, damit wir besprechen können, was Sie sich vorstellen.

    Ihre Mutter hatte vorgehabt, eine Party zu feiern.
    Bei der Erinnerung daran wurde ihr ein bisschen schlecht.
    Sie ging wieder nach oben, konnte sich aber auf nichts konzentrieren. Sie lief im Flur auf und ab. Wie konnte sie wieder ruhig werden, um sich auf die Klausur vorzubereiten? Wie sollte das gehen, während ihr all dieses Zeug durch den Kopf schwirrte?
    Sie könnte die Anwältin anrufen und ihr von dem Clown erzählen. Aber warum sollte sie das tun? Warum sollte sie sich da hineinziehen lassen? Sie wollte das nicht. Sie wollte die Vergangenheit hinter sich lassen, wie eine Insel, auf der sie nicht mehr lebte. Wie einen Ort am anderen Ende der Welt. Aber vielleicht würde die Anwältin das nicht zulassen. Vielleicht würde sie es immer wieder versuchen. Vielleicht wäre es das nächste Mal nicht nur ein Brief, sondern ein Klopfen an der Tür, sie würde öffnen, und die Anwältin würde da stehen und auf sie einreden, sie ausfragen, Informationen verlangen.
    Sie konnte nicht mehr in dem Haus bleiben.
    Sie nahm ihr Handy und ging die Kontakte durch bis zu Nathans Nummer. Eine halbe Stunde später stand sein Auto vor ihrer Tür. Sie warf ein paar Taschen hinten in den Wagen, setzte sich auf den Beifahrersitz und verstaute ihre Füße zwischen dem Müll im Fußraum, der immer noch nicht verschwunden war.
    »Schön, dass du deine Meinung geändert hast«, sagte er.
    Sie machte sich nichts vor. Sie wusste, dass sie versuchte, der Vergangenheit zu entkommen, indem sie sich in der Hazelwood Road versteckte. Aber wer würde schon auf die Idee kommen, dort nach ihr zu suchen?

17
    Um kurz vor neun waren sie in der Hazelwood Road.
    Lauren trug zwei Taschen ins Wohnzimmer und ließ sie auf den Boden fallen. Nathan brachte die restlichen Sachen hinterher.
    »Das mache ich für dich fertig«, sagte er und zeigte auf das Ausziehsofa.
    »Danke.«
    Sie schaute sich um. Die Wände waren vor kurzem frisch verputzt worden und noch nicht tapeziert. Nur das Sofa und ein Fernseher standen im Zimmer. Das war alles. Der Raum war nackt. Er sah ganz anders aus als zu der Zeit, als sie hier gewohnt hatte.
    Am Nachmittag hatte sie die anderen Räume im Erdgeschoss gesehen. Es hatte sich alles so verändert, dass nichts mehr wiederzuerkennen war. Das Wohnzimmer reichte in ihrer Erinnerung von der Vorder- bis zur Rückseite des Hauses, als wäre dafür extra eine Wand eingerissen worden. Jetzt stand diese Wand wieder, und das Wohnzimmer war klein und rechteckig. Die andere Hälfte des großen Raumes nahm jetzt das Esszimmer ein, dessen Wände sie am Nachmittag kornblumenblau gestrichen hatten. Die Küche war vergrößert worden und ragte nun ein Stück in den Garten, der noch immer wild und zugewuchert war. Unter der Treppe, wo früher ein Schrank gestanden hatte, befand sich nun eine begehbare Garderobe. Daneben war das Badezimmer mit strahlendweißen Fliesen, Dusche und Waschbecken. Der Flur war noch nicht renoviert worden und staubig, aber der Rest des Erdgeschosses wirkte wie neu.
    Trotzdem fühlte sie sich etwas komisch. Sie war nicht nur kurz zu Besuch da. Sie würde über Nacht bleiben, hier schlafen .
    Die Hunde tollten um sie herum und leckten ihr die Hand.
    »Wir könnten uns Pizza bestellen«, sagte Nathan und sah ein bisschen unbeholfen aus.
    »Okay.«
    Sie hatte Hunger. Eine halbe Stunde später saßen sie am Küchentisch und stopften die Pizza in sich hinein. Die Hintertür stand auf, und es war noch hell genug, um in den Garten zu sehen. Die Hunde saßen zu ihren Füßen und verfolgten

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