Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die einzige Zeugin

Die einzige Zeugin

Titel: Die einzige Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Cassidy
Vom Netzwerk:
Fenster und schaute in den Garten. Die Bäume und Büsche zeichneten sich schwarz vor dem Himmel ab. Er sah bewölkt aus, aber an einer Stelle war er etwas heller. Sicher der Mond, der durch die Wolken schien. Sie hörte Pfoten auf dem Boden und sah sich um. Duke kam in die Küche, und Prince beschnüffelte ihn. Sie standen beide an der Hintertür. Sie stelle ihr Glas ab und öffnete die Tür. Die Hunde sprangen nach draußen und liefen zwischen den Büschen herum. Ihr helles Fell leuchtete vor den nächtlichen Schatten.
    Es war warm. Sie streckte die Arme zum Himmel und ging auf die Terrasse. Sie drehte sich um und schaute zum Haus. Die Rückseite war verändert worden. Sie erinnerte sich nur an eine schmale Tür, die von der Küche in den Garten führte, aber nun gab es ein weiteres hohes Fenster und eine breite Flügeltür.
    Dann kamen die Hunde zurück, und sie ging wieder ins Haus und schloss die Tür, so leise sie konnte. Sie stand reglos in der Küche. Ein merkwürdiges, rastloses Gefühl überkam sie. Es drängte sie in den Flur. Ihre nackten Füße berührten kaum den Fußboden. Sie blieb eine Sekunde stehen und lauschte, ob Nathan aufgewacht war. Es war alles still. Sie kam an den Fuß der Treppe. Sie knipste das Licht an und schaute nach oben zum Treppenabsatz.
    Es war nur ein Zimmer.
    Zehn Jahre lang hatten andere Leute dort gewohnt. Sie hatten geschlafen, gegessen und ferngesehen. Sie hatten gelacht, geweint, gestritten und sich wieder versöhnt. Sie hatten es mit Lärm gefüllt und seine Ruhe genossen.
    Es war kein Ort der Angst. Es war ein Ort, mit dem sie sich wieder vertraut machen konnte.
    Ihr Mund war trocken. Sie atmete tief ein und setzte einen Fuß auf die Treppe.

22
    Sie stand nervös vor der Tür. Sie überlegte, ob sie Licht machen sollte, aber das war nicht nötig. Vor dem Fenster war eine Straßenlaterne, die durch die leichten Gardinen schien und das Zimmer in schummeriges Licht tauchte. Als sie hier gewohnt hatte, waren an beiden Seiten des Fensters bodenlange braune Samtvorhänge gewesen. Im Erker befand sich eine altmodische Holztruhe, auf der das Puppenhaus ihrer Mutter gestanden hatte. Man konnte die Vorhänge nicht ganz zuziehen, weil das Puppenhaus im Weg stand. Deswegen schien nachts das Licht der Straßenlaterne herein, und wenn es dämmerte, sickerte das erste Tageslicht ins Zimmer.
    Anders als der Rest des Hauses hatte sich dieses Zimmer kaum verändert. Das Bett stand gegenüber vom Fenster, mit dem Kopfteil zur Wand. Auf der einen Seite war ein alter Kamin. Davor hatte früher Daisys Bettchen gestanden. Auf der anderen Seite waren ein riesiger altmodischer Kleiderschrank und eine Kommode gewesen, die fast die ganze Wand einnahmen.
    Jetzt war der Erker leer. Auf der einen Seite des Zimmers stand ein Kleiderschrank, aber er war kleiner und moderner, daneben standen aufeinandergestapelt einige milchig-weiße Plastikboxen voller Kleider, Bücher und Bilderrahmen.
    Sie ging durch den Raum und schaute aus dem Fenster. Die Straße war leer. Unten im Vorgarten sah sie eine Katze auf der Mülltonne sitzen. War es dieselbe Katze, die sie gesehen hatte, als sie das erste Mal hier gewesen war? Die gelbe Katze? Sie musste an Kleopatra und die Kleinen denken. Sie sehnte sich plötzlich nach Cornwall und nach Jessica. Einen Moment lang fühlte sie sich einsam und verlassen. Was machte sie in diesem Haus?
    Aus der Ferne hörte sie das Rauschen des Verkehrs. In London war es immer da, manchmal ganz dicht, manchmal weiter entfernt. In St. Agnes hörte man immer das Meer. Manchmal waren die Wellen laut und nah und klatschten gegen die Küste. Manchmal, bei Ebbe, war das Geräusch fern und leise.
    Sie drehte sich um und schaute zum Bett. Es war nicht bezogen. Auf der Matratze lagen nur eine zusammengefaltete Bettdecke und einige Kissen ohne Bezug. Als sie hier gewohnt hatte, war das Bett ihrer Mutter immer ordentlich gemacht gewesen. Die Tagesdecke war seidig und glatt, und darauf lagen hübsche kleine Kissen, die vor dem Schlafengehen beiseitegeräumt werden mussten.
    Die sind nur zur Verzierung , hatte ihre Mutter gesagt.
    Sie breitete die Decke aus und strich sie glatt. Sie schüttelte die Kissen auf. Sie setzte sich aufs Bett. Dann legte sie sich zurück, bettete den Kopf auf ein Kissen und schaute hoch zur Decke. Es war der gleiche Platz, an dem sie vor zehn Jahren gelegen hatte.
    Sie schloss die Augen. Sie war noch immer leicht benommen vom Alkohol.
    Es war immer etwas Besonderes gewesen,

Weitere Kostenlose Bücher