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Die einzige Zeugin

Die einzige Zeugin

Titel: Die einzige Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Cassidy
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war ein kleines Mädchen, das den Morgengeräuschen lauschte, den Vögeln und den Autos in der Ferne und einer Tür, die einige Häuser weiter ins Schloss fiel. Aber es war nur ein Traum, das wusste sie, während sie dort lag. Sie war im Bett ihrer Mutter, und das Merkwürdige war, dass Kleopatra zusammengerollt neben ihr lag. Die Kätzchen waren nicht da, aber Jessica saß am Fußende des Bettes und knuddelte Daisy. Unten hörte sie jemanden herumgehen, einen Mann. Die Schritte waren laut, als stampfte er mit dem Fuß auf. Türen wurden geöffnet und geschlossen. Jessica musste ihr angesehen haben, dass sie sich Sorgen machte, denn sie sagte, Das ist nur Slater . Lauren runzelte die Stirn. Sie mochte es nicht, wenn Jessica ihren Vater Slater nannte. Ihre Mutter war nicht zu sehen, und Daisy fing an zu quäken. Sie wollte sich aufstützen und nach ihr sehen, aber es lag ein Kissen über ihrem Kopf. Neben ihr war das Bett leer, also war ihre Mutter schon aufgestanden. Von unten waren immer noch Schritte zu hören. Der Mann ging hin und her, hin und her. Sie fühlte sich unbehaglich dabei, als wäre er böse auf sie und würde früher oder später die Treppe hochkommen und seine Schritte immer lauter werden.
    Aber halt, im Traum war ihre Mutter im Zimmer. Sie war beim Puppenhaus und spielte mit den Figuren und den Möbeln. Die Vorderseite war geöffnet, und ihre Mutter kniete davor. Sie nahm Gegenstände heraus, legte sie auf den Boden, fummelte daran herum und stellte sie wieder zurück, winzige Stühle und Tische und ein Dienstmädchen, das ganz in Schwarz gekleidet war und eine weiße bestickte Haube auf dem Kopf hatte.
    Kleopatra hatte sich erhoben und schaute ihr ins Gesicht. Die Augen der Katze kamen immer näher und Lauren wollte ihr ausweichen, aber hinter ihr war schon das Kopfende, und sie musste bleiben, wo sie war. Kleopatras Augen waren riesig, so groß wie die eines Menschen. Sie starrte Lauren an und kam dann noch näher, bis sie neben ihrem Gesicht saß. Lauren spürte ihre Wärme und wünschte, sie würde weggehen. Immer noch hörte sie unten den Mann im Erdgeschoss herumlaufen. Sie war sicher, dass er genau unter ihr war und auf dem Holzboden einen Fuß vor den anderen setzte, hierhin und dorthin ging, die Wohnzimmertür öffnete und hinter sich zuwarf, auf die Treppe zuging, sich dann umdrehte und in die Küche ging. Stampf, stampf, stampf. Lauren drehte sich auf die Seite. Ihr Gesicht lag im Fell der Katze. Sie konnte sie schnurren hören, ein tiefes, anhaltendes Geräusch. Oder vielleicht war es anders herum. Die Katze kam näher zu ihr, breitete ihren Körper auf ihrem Gesicht und über ihrem Hals aus und erstickte das Licht. Geh weg, wollte sie sagen, aber die Katze hatte sich plötzlich gedreht und die grünen Augen starrten sie an und drückten sie auf das Kissen. Sie musste den Mund schließen und die Luft anhalten, denn die Katze presste sich an sie, und sie mochte nicht das Gefühl an ihrem Mund.
    In ihrem Traum hatten die Schritte einen Moment aufgehört, aber plötzlich begannen sie wieder. Sie kamen die Treppe hoch, schnell, wurden noch schneller. Lauren spürte die Erschütterung jeder einzelnen Stufe und der Lärm in ihrem Kopf wurde immer lauter. Sie musste atmen, aber sie konnte nicht. Sie hob die Arme, um die Katze wegzustoßen, damit sie endlich Luft bekam, aber die Schritte waren draußen vor der Tür, die schweren Stiefel kamen immer näher.
    Die Tür öffnete sich in dem Moment, in dem sie die Katze wegstieß. Sie drehte den Kopf zur Tür.
    Da stand ein Clown.
    Ein weißes Gesicht mit einer roten Nase und roten Lippen. Sie blieb ganz still. Sie suchte mit den Augen panisch das Zimmer ab, aber Jessica war nicht mehr da. Nur ihre Mutter kniete noch immer vor dem Puppenhaus. Es sah aus, als hätte sie ein Stück Papier in der Hand. Schlaf jetzt, Lauren , sagte sie. Und als sie wieder zur Tür schaute, war der Clown verschwunden und ihr Vater stand da. Was willst du, Robbie?, sagte ihre Mutter. Aber Lauren wusste, dass der Clown wiederkam, sie konnte die Schritte spüren, die sich durch das Haus bewegten, oben an der Treppe ankamen, sich der Schlafzimmertür näherten.
    Sie versuchte mit aller Kraft, sich hoch zu stemmen. Sie musste sich hinsetzen. Der Clown kam zurück. Sie musste aufstehen, ihre Mutter warnen, aber irgendwie lag sie nur da und das Gewicht der Katze drückte sie nach unten. Sie war machtlos. Sie wusste, dass die Tür aufging, und sah aus dem Augenwinkel, wie sich

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