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Die einzige Zeugin

Die einzige Zeugin

Titel: Die einzige Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Cassidy
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abgelaufen. Jessica stand als Erste auf, ging nach unten und machte sich einen starken Tee. Donny war im Bad, sein Radio hallte von den Fliesen wieder. Sie wachte jeden Tag davon auf, aber es störte sie nicht. Donny rasierte und duschte sich. Sie lag im Bett und konnte hören, wie er mit dem Radio diskutierte.
    Wenn er fertig war, ging sie als Nächste ins Bad, das er dampfend und voller Gerüche hinterlassen hatte. Irgendwann rief Jessica ihr die Uhrzeit zu. Wenn Lauren im Bad fertig war, kam Donny im Anzug aus dem Schlafzimmer. Bin ich schick, oder was? , sagte er manchmal, und sie entgegnete, Oder was .
    Warum hatte sich das geändert?
    Sie musste schlucken, aber da war ein Kloß in ihrem Hals, der sich nicht bewegte. Wenn sie in Cornwall geblieben wären, wären all diese blöden Sachen nie passiert. Aber dann wären auch ihre Erinnerungen an die Hazelwood Road unverändert geblieben. Und sie hätte niemals Nathan kennengelernt.
    Donny stand an der Treppe. Sie konnte seine Schlüssel klimpern hören. Sie entschied sich.
    »Warte«, sagte sie, nahm ihre Tasche und warf einige Sachen hinein. »Ich komme mit.«
    »Wunderbar«, sagte Donny. »Du und ich, wir kriegen das schon hin. Vielleicht holen wir Jessica wieder ins Boot.«
    Lauren antwortete nicht. Sie dachte an Jessicas glückliche Mails aus St. Agnes. Sie hatte einen neuen Job und einen alten Freund, der wieder aufgetaucht war. Donny wusste nichts davon. Sie beschloss, ihm nichts davon zu sagen. Er würde es selbst herausfinden.

Teil 4
    Haus der Geheimnisse

25
    In St. Agnes lag eine festliche Stimmung in der Luft. In den Straßen hingen bunte flatternde Wimpel und die Blumenkörbe vor den Geschäften quollen über vor Farben. Luftballons hingen in Zweier- oder Dreiergrüppchen an den Straßenlaternen und wiegten sich im Wind. Die Sonne stand schon tief, es war warm und die Menschen sahen zufrieden aus. Familien schlenderten durch die Straßen, trugen Kühlboxen oder schoben Kinderwagen, die mit Strohmatten und Luftmatratzen beladen waren. Kleine Kinder liefen nebenher, rieben sich die Augen und sahen müde aus von dem langen Tag am Strand. Überall nackte Oberkörper und Beine und viele rote Schultern. Junge Leute schlenderten die Straße entlang und nahmen den gesamten Bürgersteig ein. Lauren musterte sie aufmerksam und suchte nach bekannten Gesichtern.
    »Es ist nicht so viel Verkehr, wie ich dachte«, sagte Donny.
    Sie nickte. Sie hatten sich auf der Fahrt kaum unterhalten. Donny hatte sich auf die Straße konzentriert und mit beiden Händen das Lenkrad umklammert. Radiomusik hatte die Stille gefüllt. Gleich nachdem sie aufgebrochen waren, hatte sie Nathan eine SMS geschickt und die Lage erklärt. Sie schrieb, dass sie am nächsten Tag wieder da sein würde. Eine Weile später schrieb er kurz zurück, Dann bis morgen . Sie fragte sich, ob er verärgert war, weil sie so plötzlich nach St. Agnes fuhr. Nach einer Weile schrieb sie ihm eine weitere SMS, Ich vermisse dich schon! und er antwortete, Ich freue mich auf morgen . Sie fühlte sich besser.
    Sie machten nur einmal Pause an einer Tankstelle, gingen zur Toilette und kauften sich ein paar Sandwichs und eine Cola. Sie aßen und tranken, während der Autobahnverkehr an ihnen vorbeischoss. Dann stiegen sie wieder ins Auto, Donny drückte den Fuß aufs Gaspedal und sie flogen durch Somerset und Devon Richtung Cornwall.
    Die ganze Fahrt über war die Klimaanlage gelaufen, aber jetzt stellte Lauren sie aus und ließ das Fenster herunter. Sofort drang der Duft von Pommes Frites und Zuckerwatte herein und dazwischen der salzige Geruch der See. Und die typischen Geräusche, Stimmen, Gelächter und Musik. Ein Baby weinte in einem Kinderwagen. Es war ein langgezogenes Heulen, das die Mutter nicht weiter zu kümmern schien. Sie hatte eine Zigarette zwischen den Fingern, nahm einen tiefen Zug und sah aus wie die Ruhe selbst.
    Sie bogen von der Hauptstraße ab und fuhren in Richtung Stadtrand. Gleich würden sie in die Straße einbiegen, die zum Leuchtturm hinaufführte und vor ihrem Haus halten. Auf der anderen Straßenseite sah Lauren zwei Mädchen, die sie kannte, und drehte sich nach ihnen um. Sie spürte eine plötzliche Vertrautheit, ein Gefühl der Heimkehr. Es kam überraschend. Sie hatte nicht damit gerechnet, sich so zu fühlen.
    Vor der Kreuzung blieb der Wagen plötzlich stehen. Donny saß einen Moment reglos da.
    »Was ist los?«, fragte Lauren.
    »Meine Nerven«, sagte Donny.
    »Du bist doch schon so

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