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Die einzige Zeugin

Die einzige Zeugin

Titel: Die einzige Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Cassidy
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angebracht. Das hatte Lauren sich schon länger gewünscht. Laurens alter Schreibtisch war gegen einen neueren, größeren ausgetauscht worden, der Schubladen hatte und mehr Platz bot. In der Ecke vor ihrem Bücherregal stand ein großer Karton. Er war nicht neu wie die Kartons, in denen Donnys Sachen waren, sondern sah alt aus, hatte angeschlagene Ecken und trug einen Pfeil und die Aufschrift Oben . Auf der Oberseite waren Staubspuren, als wäre er schnell mit einem feuchten Tuch abgewischt worden.
    Die Haustür fiel krachend ins Schloss. Sie sprang auf und lief zum Fenster. Donny ging zum Auto. Hatte Jessica ihn rausgeworfen?
    Sie hörte Schritte auf der Treppe.
    »Wie geht es dir?« Jessica stand in ihrer Tür.
    »Was ist los?«
    »Donny schläft heute Nacht nicht hier. Er übernachtet bei Tony und Sheila.«
    »Oh«, sagte Lauren. »Heißt das, dass du ihn nicht mehr willst?«
    Jessica überging ihre Frage und kam zu ihr, um sie zu umarmen.
    »Es ist so schön, dich zu sehen. Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich weiß, du bist ein großes Mädchen, aber trotzdem …«
    »Du siehst gut aus.«
    »Es geht mir gut.«
    Jessica strahlte. In nur zwei Wochen war ihre Haut braun und glänzend geworden und sie hatte sich die Haare kurz geschnitten. Sie trug ein Top, das Lauren nicht kannte, kurze Jeans und Flipflops. Sie war ein bisschen zu dünn, aber sie strahlte Gesundheit und Energie aus. Lauren fühlte sich schwerfällig und blass neben ihr. Vielleicht war es Zeit, sich endlich die Haare abzuschneiden.
    »Was hat Donny zu dir gesagt?«, fragte Jessica.
    »Dass er wieder mit dir zusammen sein will. Dass es mit der anderen vorbei ist. Und dass sie eine Fehlgeburt hatte.«
    »Das ist ganz schön viel auf einmal für mich«, sagte Jessica. »Er kommt morgen wieder. Ich habe ihm gesagt, dass wir dann reden können.«
    Lauren starrte ihre Tante an. Sie hatte keinen blassen Schimmer, was in ihr vorging.
    »Er kann nicht einfach hier ankommen und da weitermachen, wo er aufgehört hat.«
    »Ich weiß.«
    »Es geht mir gut.«
    »Ist Zak … du weißt schon?«
    »Nein! Zak ist nur ein guter Freund. Er leistet mir Gesellschaft. Es liegt gar nicht an ihm, dass es mir bessergeht, es tut mir einfach gut, wieder hier zu sein. Bei meinen Freunden. Ich habe London gehasst.«
    »So schlimm ist es gar nicht …«, sagte Lauren und dachte an Nathan und die Hunde und Julie und Ryan.
    »Ist dir nicht heiß? Geh doch unter die Dusche. Dann können wir etwas essen und reden. Zak ist den ganzen Abend unterwegs.«
    Jessica drehte sich um, und ihr Blick fiel auf den Karton.
    »Oh, weißt du was? Ich habe den Dachboden aufgeräumt und das alte Puppenhaus von deiner Mutter wiedergefunden. Das Einzige, was ich aus dem Haus in London behalten habe. Ich dachte, du könntest es später bekommen, wenn du deine eigene Familie hast. Ich wollte es restaurieren lassen und dir schenken, aber als du neulich von deinem Kunstprojekt erzählt hast, dachte ich, ich gebe es dir schon jetzt.«
    »Es sollte dir gehören. Mama hat gesagt, es gehörte euch beiden.«
    »Ich will, dass du es bekommst.«
    »Wenn du sicher bist …« Lauren betrachtete die angeschlagene Kiste mit deutlich größerem Interesse als vorher.
    »Ich habe keine Ahnung, in welchem Zustand es ist. Die Umzugsleute haben es verpackt, und als wir hier eingezogen sind, ist es gleich auf den Dachboden gekommen. Seitdem hat es das Tageslicht nicht mehr gesehen. Es ist immerhin eine Antiquität, vielleicht ist es ganz gut, es mal wieder rauszuholen. Na los, hüpf unter die Dusche, und ich mache uns eine Flasche Wein auf. Hast du Lust auf Pasta?«
    Lauren nickte. Jessica ging nach unten.
    »Siehst du, ich habe recht gehabt«, rief Lauren ihr nach.
    »Womit?«, rief Jessica zurück.
    »Ich habe dir gesagt, dass Donny zurückkommt.«
    Sie bekam keine Antwort. Sie hörte nur, wie sich Jessicas Schritte entfernten.

26
    Als sie gegessen und den Abwasch gemacht hatten, war es schon kurz vor zehn. Sie blieben am Tisch sitzen und redeten. Jessica trank einige Gläser Wein, Lauren blieb bei Wasser. Jessica war gut gelaunt und redselig. Sie berichtete alle Einzelheiten, die sich während ihrer Abwesenheit in St. Agnes ereignet hatten. Die ganze Zeit über spielten die Kätzchen, die in den zwei Wochen schon viel größer geworden waren, zu ihren Füßen, während Kleopatra würdevoll auf der Armlehne ihres Stuhls thronte.
    Jessica verlor kein Wort über Donny. Nach einer Weile schnitt Lauren das Thema selbst

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