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Die einzige Zeugin

Die einzige Zeugin

Titel: Die einzige Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Cassidy
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zusammengebrochen. Wenn sich jetzt herausstellte, dass der Mann ihrer Schwester unschuldig war, würde das einen weiteren Schock bedeuten und sie würde völlig in der Luft hängen. Sie würde plötzlich den Hass aufgeben müssen, den sie zehn Jahre lang aufgebaut hatte. Lauren hatte Angst davor. Sie würde mit Jessica reden, aber erst, wenn sicher war, dass wirklich Beweise gegen William Doyle vorlagen.
    Ein Geräusch aus dem Erdgeschoss ließ sie aufhorchen. Die Haustür ging auf. Sie ging zur Treppe. Donny stand im Flur und sah etwas unbeholfen aus. Vor der Tür standen ein paar Taschen.
    »Hi, Lolly«, sagte er mit einem verlegenen Achselzucken.
    Sie runzelte die Stirn. Dann verstand sie. Sie hatte recht gehabt, als sie Jessica vor Wochen gesagt hatte, sie sollte ihm Zeit lassen. Sie lief die Treppe hinunter auf ihn zu. Ohne ein Wort legte sie ihm die Arme um den Hals und drückte ihn.
    Donny war zurückgekommen.

    »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du da bist«, sagte er. Sie saßen sich am Küchentisch gegenüber.
    Beide tranken starken schwarzen Tee. Es gab keine Milch dazu. Es war überhaupt nichts mehr im Kühlschrank. Donny hatte die Taschen in sein Zimmer gebracht, aber noch nichts ausgepackt. Sein Autoschlüssel lag vor ihm auf dem Tisch, als wäre er nicht sicher, ob er bleiben würde.
    »Ich fahre nach St. Agnes«, sagte er.
    Sie runzelte die Stirn.
    »Ich will Jessie sehen. Ich will mit ihr reden. Ich weiß nicht, ob es zu spät ist.«
    »Weiß sie, dass du kommst?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Kommst du mit?«, fragte er dann.
    »Ich will da nicht mit drin stecken. Es ist besser, ihr regelt das unter euch.«
    »Um ehrlich zu sein, habe ich Angst, dass sie mir die Tür vor der Nase zuschlägt. Wenn du mitkommst, wird sie das nicht tun.«
    Er sah sie bittend an.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    »Überleg es dir. Ich gehe jetzt duschen und in etwa einer Stunde fahre ich los. Wir könnten gegen sieben in St. Agnes sein.«
    Lauren ging aus der Küche. Sie war hin- und hergerissen. Er war wieder da und sie war froh darüber, aber sie hatte gerade so viele andere Sachen im Kopf. Die Anwältin und ihre Mail. Ihre Verabredung mit Nathan. Ihre letzte Klausur nächste Woche. Sie musste noch ihre Sachen packen. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt, um nach St. Agnes zu fahren, auch wenn es Donny helfen würde.
    Sie ging an ihren Computer und sah, dass sie eine neue Nachricht bekommen hatte.
    Liebe Miss Ashe,
    vielen Dank für diese Informationen, die uns eine klarere Vorstellung der möglichen Ereignisse geben. Ihre Beschreibungen sind sehr genau, trotzdem würde ich Sie gerne noch einmal persönlich treffen. Ich habe in den kommenden Wochen sehr viele Termine, aber vielleicht könnte ich bei Ihnen vorbeikommen? Ginge es eventuell morgen? Nur, damit wir einige Punkte klären können?
    Ihre
    Rachel Morris
    P.S. Kann ich Robert Slater eine Nachricht von Ihnen übermitteln?
    Sie löschte die Nachricht sofort. Ihre Schultern verspannten sich und sie starrte verärgert auf den Bildschirm. Nein, sie wollte Rachel Morris nicht treffen und sie hatte keine Nachricht für Robert Slater. Sie wollte einfach in Ruhe gelassen werden. Sie hatte alles getan, was sie konnte. Sie hatte diese Erinnerungen ausgegraben, sie immer wieder durchdacht, bis eine Art zusammenhängendes Bild entstanden war.
    Das war alles. Mehr wollte sie nicht damit zu tun haben. Warum konnten sie das nicht begreifen?
    Sie hörte Donny in der Dusche. Er hatte das Radio eingeschaltet und hörte eine Sportsendung. Eine Männerstimme kommentierte ein Fußballspiel. Die Worte waren kurz und schnell und aufgeregt, und im Hintergrund hörte man das Publikum.
    Sie setzte sich aufs Bett und sah sich in ihrem Zimmer um. Im Vergleich zu den Räumen in der Hazelwood Road war es winzig. In nur sechs Tagen hatte sie sich an die hohen Decken und den vielen Platz gewöhnt. Sie hatte sich auch an das Tapsen der Hunde auf dem Holzfußboden gewöhnt, die Nathan überallhin folgten. Sie hatte sich an Nathan gewöhnt, sie fühlte sich wohl in seiner Nähe, mochte seine Witze, seinen Körper, umarmte ihn gerne und berührte ihn, wenn er bei ihr war. Sie wollte jetzt bei ihm sein, nicht schon wieder zwischen Donny und Jessica.
    Die Badezimmertür ging auf und der Fußballkommentar wurde lauter. Ein leichter Geruch nach Aftershave oder Deo lag in der Luft. Sie mochte das. Es erinnerte sie an früher in Cornwall. Jeder Morgen war nach dem gleichen Muster

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