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Die einzige Zeugin

Die einzige Zeugin

Titel: Die einzige Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Cassidy
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nach Plastik. Zwei luftgefüllte Plastikkissen lagen auf dem Dach des Hauses. Sie nahm sie ab und sah das steile Dach und die Schornsteine. Sie war plötzlich aufgeregt. Sie wollte das Haus, die Zimmer und die Figuren jetzt sofort sehen. Sie fragte sich, ob der Inhalt des Hauses extra verpackt worden war. Sie versuchte, ihre Hände an den Seiten in den Karton zu stecken, aber da war noch mehr Verpackungsmaterial. Sie zog die Luftkissenfolie heraus, mit der das Haus umwickelt war. Als sie damit fertig war, hockte sie sich vor den Karton. Sie schaute ihn ratlos an. Das Haus war groß und würde zu schwer sein, um es allein aus dem Karton zu heben. Jessica telefonierte immer noch, und eigentlich wollte sie sie sowieso nicht um Hilfe bitten, falls das Haus Erinnerungen an die Vergangenheit in ihr weckte.
    Sie hörte die Haustür, lief zur Treppe und sah hinunter.
    »Ich bin wieder da«, rief Zak durchs Haus.
    »Jessie telefoniert mit Donny«, sagte sie und zeigte zur Küche. »Könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun?«
    »Klar«, sagte er.
    Er kam die Treppe hoch und folgte ihr in ihr Zimmer. Sie hörte seine Clogs bei jedem Schritt klappern. Außerdem war da noch ein anderes Geräusch. Als er in ihr Zimmer kam, merkte sie, dass er leise vor sich hin summte.
    »Hier«, sagte sie, »es ist wegen dem Puppenhaus. Wenn du auf der einen Seite anfasst und ich auf der anderen, können wir es rausholen.«
    »Alles klar«, sagte er.
    Lauren griff unter die Regenrinne an der Vorderseite des Hauses, Zak fasste an der Rückseite an.
    »Schön langsam«, sagte er, als sie anfingen.
    Es war wirklich schwer. Sie hoben es zentimeterweise heraus. Im Haus rumpelte es, als ob die Möbel herumflogen. Sie nahm all ihre Kraft zusammen, aber das Haus war zu schwer.
    »Ich kann nicht mehr«, sagte sie. An den Stellen, an denen sie die Ecken gefasst hatte, waren ihre Handflächen rot und schmerzten.
    Sie setzten es wieder ab. Enttäuscht ließ sie die Schultern sinken.
    »Warte mal«, sagte Zak. »Probleme lösen ist meine Spezialität.«
    Sie wartete.
    »Ich hab’s«, sagte er. »Wo ist die Schere?«
    Sie gab sie ihm. Er ging in die Knie und fing an, den Karton an einer Seite aufzuschneiden. Er schnitt ein Stück an der Kante entlang und riss dann die Pappe ab. Die Fenster des oberen Stockwerks erschienen.
    »Wenn wir den Karton an der Seite abreißen, können wir es besser heben.«
    Zak schnitt und riss weiter an der Pappe, und sie half ihm. Er summte vor sich hin und sang ab und zu ein paar Verse. Nach wenigen Minuten lag ein kleiner Berg Pappstücke vor ihnen auf dem Boden.
    »Jetzt können wir es heben«, sagte er.
    Sie legte die Hände an die Vorderseite des Hauses und schob die Finger durch die Fenster, als wären es Griffe.
    »Fertig?«, fragte er.
    Sie nickte.
    »Eins, zwei, drei!«
    Sie hoben das Haus aus den Kartonresten und stellten es auf den Boden.
    »Soll es hier stehen?«
    Sie schaute sich im Zimmer um. Es wäre besser auf Augenhöhe, damit sie hineinschauen und die Möbel wieder aufstellen könnte.
    »Auf meinen Schreibtisch«, schlug sie vor.
    »Geht klar!«
    Sie hoben es gemeinsam hoch, trugen es vorsichtig durch den Raum und stellten es auf den Schreibtisch.
    »Das hätten wir«, sagte Zak und klatschte in die Hände.
    Jessica tauchte in der Tür auf und sah bewundernd zum Puppenhaus.
    »Das ging ja schnell«, sagte sie. »Seid vorsichtig, vielleicht sind da Splitter.«
    »Ich glaube nicht«, sagte Lauren. Sie schaute durch die Fenster und runzelte die Stirn. Die Möbel und Figuren lagen in einem heillosen Durcheinander herum.
    »Das ist ja ein Chaos«, sagte Jessica.
    »Man hätte es vor dem Verpacken ausräumen sollen.«
    »Das ist meine Schuld«, sagte Jessica. »Ich hätte es machen können, aber ich habe es nicht über mich gebracht, in das Haus zu gehen. Ich habe es den Möbelpackern überlassen. Aber wenigstens ist es noch ganz.«
    »Ich räume es auf«, sagte Lauren.
    »Möchte jemand ein Bier?«, fragte Zak.
    Jessica nickte, aber Lauren schüttelte den Kopf. Zak lief nach unten.
    »Danke!«, rief Lauren ihm nach.
    »Er ist nett«, sagte Jessica. »Sieht ein bisschen seltsam aus, aber das ist das Ergebnis von zwei Jahren Südamerika.«
    »Wie geht es Donny?«
    »Er bittet reumütig um Vergebung.«
    »Und?«
    »Wir werden sehen. Ich will nichts überstürzen.«
    »Morgen müssen wir beide zurück nach London.«
    »Es gibt noch mehr Wochenenden«, sagte Jessica.
    Sie nickte.
    »Kommst du runter und setzt dich zu

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