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Die einzige Zeugin

Die einzige Zeugin

Titel: Die einzige Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Cassidy
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uns?«
    Lauren schüttelte den Kopf. »Ich bin wirklich müde.«
    »Dann bis morgen früh«, sagte Jessica und ging aus dem Zimmer. »Dann kannst du auch das Puppenhaus aufräumen. Wer weiß, vielleicht ist es viel wert. Du könntest es auch verkaufen und dir für das Geld ein Auto kaufen.«
    Lauren setzte sich aufs Bett und sah durch die kleinen Fenster auf das Durcheinander aus Menschen und Möbeln im Inneren.
    Sie wusste, dass sie das Puppenhaus nie verkaufen würde.

27
    Sie schlief tief und fest. Es war ein traumloser, schwarzer Schlaf, und als sie aufwachte, war sie überrascht, dass es noch dunkel war. Sie fühlte sich hellwach und aufgekratzt, als hätte sie schon Stunden geschlafen. Es regnete. Sie hatte das Rollo nicht heruntergezogen und sah die Tropfen auf der Scheibe glitzern. Es war kühl, und sie stand auf und schloss das kleine obere Fenster. Ein Auto kam aus der Stadt und schob sich den Hügel hinauf, seine Scheinwerfer zeichneten die Kurve in der Straße nach. Der Regen fiel zielstrebig durch den Lichtschein. Es war 02:19 Uhr. Als das Auto am Haus vorbeifuhr, hörte sie kurz Musik und einen starken Bass, dann war es vorüber und man sah nur noch zwei rote Lichtpunkte, die weiter den Hügel hinauffuhren und verschwanden. Vielleicht ein paar junge Leute, die von einer Party nach Hause fuhren. Vielleicht kannte sie sie sogar, vielleicht auch nicht. Es konnten auch Urlauber sein, die zurück in ihr Ferienhaus oder zum Campingplatz fuhren.
    Die Straße war still. Nur das Trommeln des Regens auf der Scheibe war zu hören. Sie zog das Rollo herunter und ging zur Toilette. Auf dem Rückweg warf sie einen Blick in Jessicas Zimmer. Sie schlief, und ihre kurzen Haare lagen verstrubbelt auf dem Kissen. Sie schlich, so leise sie konnte, am Gästezimmer vorbei und ging nach unten. Sie nahm sich ein Glas Wasser und trank es aus. Auf dem Rückweg in ihr Zimmer sah sie, dass die Leiter zum Dachboden wieder hochgezogen war. Sie warf einen Blick auf die Zeitschriften in den Plastikboxen und fragte sich, ob sie nun doch auf dem Dachboden bleiben durften. Oder würde Donny sie in den Kofferraum stopfen und zusammen mit den Umzugskartons mit nach London nehmen?
    In ihrem Zimmer betrachtete sie das Puppenhaus. Eigentlich konnte sie es auch jetzt aufräumen. Sie war nicht müde. Warum sollte sie nicht gleich damit anfangen? Sie machte die Tür zu und knipste das Licht an. Sie fror ein bisschen und holte eine alte Schlafanzughose und eine Strickjacke aus der Kommode. Sie zog beides an und setzte sich hin.
    Sie würde alle Gegenstände herausnehmen und vielleicht abstauben müssen, bevor sie sie wieder einräumte. Am besten ging sie Zimmer für Zimmer vor. Sie beschloss, mit dem Wohnzimmer im Erdgeschoss anzufangen. Sie löste den Riegel an der Seite des Hauses, und die Fassade öffnete sich wie eine Tür. Sie klappte sie ganz auf und hakte sie fest, damit sie ungestört im Inneren des Hauses aufräumen konnte. Drinnen war alles durcheinander. Die Möbel und Figuren lagen kreuz und quer herum. Das Haus war beim Transport anscheinend nicht sehr pfleglich behandelt worden, die Möbel waren hin und her geflogen wie Würfel in einem Becher.
    Sie nahm alle Teile aus dem Wohnzimmer und stellte sie vor dem Haus auf den Tisch. Auf dem Boden des Zimmers lag ein runder Teppich in der Größe einer Untertasse und mit einer gemusterten Borte. Sie holte einen Lappen und wischte Staub, dann legte sie den Teppich zurück und stellte die Stühle und die Figuren auf. Außerdem gab es drei kleine Gemälde und einen Spiegel, dessen Platz über dem Kamin war. Sie überlegte, wie sie sie wieder festmachen sollte, und tastete mit dem Finger die Wände ab. Dabei stach sie sich einen Splitter in den Finger. Sie nahm ihn in den Mund und saugte daran. Dann fühlte sie vorsichtig noch einmal nach und entdeckte kleine Haken an den Wänden. Sie nahm die Bilder und den Spiegel und befestigte sie mit etwas Mühe an der Wand.
    Das erste Zimmer war fertig. Im Kontrast zu den anderen Räumen sah es seltsam aus. Ein aufgeräumtes Zimmer und sonst überall Chaos.
    Aus dem Nebenzimmer kam ein Geräusch. Jessica drehte sich in ihrem Bett um. Hatte sie sie geweckt? Lauren ging schnell in den Flur und spähte in Jessicas Zimmer. Jessica hatte sich die Decke über den Kopf gezogen und lag ganz still.
    Als sie wieder in ihrem Zimmer war, nahm Lauren sich die Küche vor.
    Sie hielt die winzige Figur einer Frau in der Hand. Ihre Beine waren gerade und steif, genau

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