Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
Vom Netzwerk:
Drosseln, keine sonstigen Auffälligkeiten. Aber natürlich sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Im Hinblick auf den Fliegenbefall haben wir gemeinsam beschlossen, einen Experten anzufordern. Ich habe guten Kontakt zu Dr. Schöffing vom LKA. Er ist forensischer Entomologe, also Spezialist für Insektenforschung, und wird uns anhand der Entwicklungsstadien der Larven wertvolle Hinweise zur Todeszeitbestimmung geben.“
    „Sehr gut“, sagte Klein. „Was ist mit der Kleidung des Opfers? Ist sie auswertbar?“
    „Ja, wir konnten die Bekleidung vom Rest des Körpers trennen. Natürlich war sie mit ausgetretenem Fäulniswasser durchtränkt. Wir werden sie trocknen und anschließend auf DNA- und sonstige Spuren hin untersuchen. Es ist davon auszugehen, dass Täter und Opfer Körperkontakt hatten, somit müsste beispielsweise ein gegenseitiger Austausch von Kleidungsfasern erfolgt sein.“
    Nachdem Sperber geendet hatte, herrschte einen Moment lang nachdenkliche Stille. Jeder schien das Gehörte auf seine Weise zu verarbeiten.
    Der Ermittlungsleiter durchbrach schließlich das Schweigen. Er bedankte sich bei Sperber für den Bericht und wandte sich an das Team, das die Nachbarn aufgesucht hatte.
    „Bernd, Stefan, was haben die Befragungen ergeben?“
    „Jedenfalls weniger, als uns lieb ist“, antwortete Lauterbach mit einem Seufzer. „Im ganzen Haus sind 30 Wohnungen, zwei davon stehen leer. Von 28 Parteien haben wir 18 angetroffen. Der Dolmetscher musste Schwerstarbeit leisten. Letztendlich bot sich aber überall das gleiche Bild. Keinerlei persönliche Kontakte, nicht ein Einziger kannte Lüschers Namen. Vereinzelt erinnerte man sich vage an einen älteren Herrn, der ab und zu vom Einkaufen kam oder dem man beim Getränkeholen im Keller begegnet ist. Der direkte Nachbar von gegenüber war nicht zu Hause. Wir versuchen es morgen noch einmal, vielleicht haben wir bei ihm mehr Glück. Ansonsten hat man uns erzählt, dass die Wohnungen zum größten Teil der Wohnungsbaugesellschaft Schmelzer mit Sitz an der Freisenbruchstraße gehören. Tut mir leid, dass wir nicht mehr haben, aber das Umfeld ist halt nicht gerade das, was man unter gepflegter Nachbarschaft versteht.“
    Günther Klein hatte mit diesem Ergebnis gerechnet. Alles andere wäre eine Überraschung gewesen. Lauterbach hatte völlig recht, es gab keinen anonymeren Ort auf der Welt als ein heruntergekommenes Großstadthochhaus, in dem sozial schwache Parteien unterschiedlichster Nationalitäten hausten.
    Seine Hoffnungen ruhten jetzt auf dem zweiten Team.
    „Manfred, Henning, was habt ihr herausgefunden?“
    Manfred Laschinsky faltete einen Zettel auseinander, legte ihn vor sich auf den Tisch und kramte eine Lesebrille hervor. „Ich denke, wir hatten ein bisschen mehr Glück“, begann er. „In einem der Staufächer des Wohnzimmerschranks haben wir mehrere Ordner gefunden, die wir bereits grob gesichtet haben. Einer von ihnen war voll mit Bankunterlagen. Lüscher war Kunde bei der örtlichen Sparkasse. Es gibt regelmäßige Einzahlungen des Landesamtes für Besoldung und Versorgung NRW, Lüscher war offenbar ein pensionierter Beamter. Daneben gibt es regelmäßige Auszahlungen, jeweils Bargeldbeträge über mehrere hundert Euro, und das zwei- bis dreimal im Monat. Was uns stutzig gemacht hat, ist die Tatsache, dass es keinerlei Abrechnungen von EC- oder Kreditkarten gibt. Scheinbar hat Lüscher all seine Rechnungen bar bezahlt. Ein weiterer Ordner beinhaltet sämtliche Unterlagen zum Fahrzeug. Versicherungsnachweise, Fahrzeugbrief, Werkstattrechnungen, TÜV-Berichte. Sogar der originale Kaufvertrag von 1991 ist dabei. In einer anderen Mappe hat er ärztliche Rechnungen und Unterlagen aufbewahrt. Die wichtigste Erkenntnis dabei ist, dass wir offensichtlich Lüschers Hausarzt haben. Die Papiere verweisen auf einen Dr. Schneiderhahn am Hellweg in der Nähe des Luther-Krankenhauses.“
    Günther Klein spürte, wie die Hoffnung zurückkehrte.
    „Was sonst noch?“, fragte er und klang dabei forscher, als er beabsichtigte.
    „Nun, in einer Schublade haben wir einen Briefumschlag mit zwei Fotos entdeckt. Es handelt sich um ziemlich alte Abzüge. Eines ist stark angelaufen und zeigt ein Paar in mittleren Jahren beim Picknick vor einem See. Das andere scheint nicht ganz so alt zu sein und zeigt einen rundlichen Jungen im Kindergartenalter, ebenfalls in Schwarzweiß. Beide Aufnahmen weisen keinerlei Notizen oder Datumsangaben auf. In der gesamten

Weitere Kostenlose Bücher