Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
Vom Netzwerk:
einer monatlichen Gesamtrente von knapp 2000 Euro. Das letzte Mal war er am Freitag, den 29. Oktober, in der Bank. Vormittags gegen kurz nach halb elf. Eine Barabholung über 500 Euro.“
    „Womit wir den Todeszeitpunkt tatsächlich ein Stück weiter einengen können“, konstatierte Klein. „Was ist mit Abbuchungen von EC- oder Kreditkarten?“
    „Da sieht es schlecht aus“, erwiderte Klee und zuckte mit den Schultern. „Lüscher hatte keine. Hat nie eine besessen. Er hat seine Rechnungen ausschließlich mit Lastschrift, Überweisungen oder Barzahlungen beglichen.“
    Klein dachte über diese Information nach und massierte erneut seine Nasenwurzel. Schließlich unterbrach Hecking seine Gedanken.
    „Vielleicht hat ihn jemand beobachtet und ist ihm nach Hause gefolgt.“
    Klee schüttelte den Kopf. „Unwahrscheinlich. Denk an das Geld auf dem Küchentisch. Ein Raubmörder hätte das sicher nicht übersehen.
    „Ich sehe hier keinen Raubmord“, mischte sich Klein wieder in das Gespräch. „Aber völlig ausschließen können wir diese Möglichkeit nicht. Wie steht es mit Aufzeichnungen der Überwachungskameras?“
    „Nun“, sagte Klee, „leider Fehlanzeige. Die Kameras im Kassenraum zeichnen nur bei Alarmauslösung auf.“
    „Dem Datenschutz sei Dank“, kommentierte Sperber ärgerlich.
    „Ist nicht die erste Sackgasse“, sagte Klein und brachte ein gequältes Lächeln zustande. „Mach dir nichts draus. Was haben wir noch?“
    „Der zweite Besuch hat mich zu Dr. Schneiderhahn geführt, Lüschers Hausarzt. Der Mann hat sich sehr kooperativ verhalten und sein Ermessen im Hinblick auf die Schweigepflicht zu unseren Gunsten gewählt.“
    „Hast du ihm ein Foto gezeigt?“
    „Nein, das war gar nicht nötig. Lüscher war bereits Alkoholiker, als er Ende 1991 das erste Mal zu Dr. Schneiderhahn kam. Allerdings ist die Trinkerei wohl erst in den letzten Jahren richtig schlimm geworden, was zu einer massiven Leberschädigung geführt hat. Dr. Schneiderhahn hat eine beginnende Zirrhose attestiert, was das irreversible Endstadium dieser Krankheit bedeutet. Er geht davon aus, dass Lüscher nur noch wenige Jahre zu leben gehabt hätte, zumal er nicht bereit war, seinen Alkoholkonsum einzuschränken, und sich jeder Therapie strikt widersetzte.“
    „Ärzte sind Personen des Vertrauens“, sagte Klein und ließ Klee nicht aus den Augen, „du weißt schon, Persönliches, Intimes vielleicht, irgendetwas?“
    „Fehlanzeige“, erwiderte dieser. „Jeder Versuch des Doktors, mehr über Lüscher in Erfahrung zu bringen, als Blutwerte und Röntgenaufnahmen zutage fördern, ist kläglich gescheitert. Irgendwann hat er es dann aufgegeben. Das ist leider alles.“
    „Das ist doch zum Kotzen“, brach es aus Klein hervor. Er sprang auf, lief zum Fenster und atmete schwer. Er wischte ein kleines Guckloch in die beschlagene Scheibe und blickte auf die verregnete Hauptstraße hinunter. Die Strapazen des Tages forderten ihren Tribut und ließen ein heißes Pochen in seinem Knie zurück. Der dumpfe Schmerz betäubte seine Wut ein wenig.
    „Verfluchter, alter Mann“, sprach er leise, seinen Leuten noch immer den Rücken gekehrt. „Verbringt sein ganzes Leben in Aachen, und auf seine letzten verdammten Tage zieht es ihn hierher, wo er beschließt, ein Penner zu werden und sich zu Tode zu saufen.“
    „Zumindest hat er das versucht.“
    Sperber war der Einzige, der Klein nahe genug stand, um ihm in dieser Situation die Stirn zu bieten.
    „Aber offenbar hatte jemand etwas dagegen, dass es Lüscher selbst ist, der seinem jämmerlichen Leben ein Ende bereitet. Und wir sollten diesen Jemand schleunigst fassen. Außerdem müssen wir langsam die Pressemitteilung herausgeben, und dann wird die Sache am Montag in den Zeitungen stehen.“
    „Vielleicht hilft es uns ja“, murmelte Klein, und sein Atem ließ das Guckloch auf der kalten Scheibe wieder beschlagen.
    „Mag sein, aber in erster Linie macht es sich bei den Leuten nicht sonderlich gut, wenn die Polizei im Dunkeln tappt, während ein Unbekannter alte Menschen in ihrer Wohnung umbringt.“
    Sperber ließ seine Worte eine Weile wirken und setzte dann hinzu: „Schon gar nicht, wenn gleichzeitig ein Perverser frei herumläuft und kleine Kinder belästigt. Wir müssen die Nerven behalten, Günther.“
    Klein wandte sich an die Kollegen: „Leute, es war ein harter Tag für uns alle. Noch irgendetwas, das wir unbedingt wissen müssten?“
    Als niemand Anstalten machte, etwas zu

Weitere Kostenlose Bücher