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Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
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du noch hoch und sagst mir gute Nacht?“
    „Natürlich, mein Schatz.“
    „Du auch, Papi?“
    „Sicher.“ Markus strich seiner Tochter zärtlich über den Kopf. „Nun lauf schon“, sagte er lachend und gab ihr einen Klaps.
    Fröhlich hüpfte Laura aus dem Esszimmer und stürmte die Treppe hinauf in ihr Spielzimmer.
    „Wir haben Glück gehabt“, sagte Markus und blickte seiner Frau in die Augen. Sabine nahm ihr Rotweinglas und trank einen Schluck.
    „Was meinst du?“, fragte sie schließlich.
    „Laura. Ich meine, wenn ich andere Kinder sehe, auf der Straße, in der Praxis … du hast das toll gemacht.“
    „Ich habe die eine Hälfte beigesteuert, die andere ist von dir.“
    „Im Ernst“, sagte er und rückte näher an Sabine heran.
    „Du bist eine tolle Mutter.“
    Er küsste sie auf die Stirn.
    „Und eine ausgezeichnete Köchin obendrein. Das Fleisch war köstlich.“
    Markus lehnte sich zurück und betrachtete seine Frau. Irrte er sich, oder war sie bei seinen Komplimenten leicht errötet? Sie war dezent geschminkt, so wie er es gern hatte. Leichtes Rouge auf den Wangen, ein bisschen Tusche, die ihre langen Wimpern zur Geltung brachte, und ein verführerischer, roter Lippenstift. Sie hatte die Locken kunstvoll in einer Hochsteckfrisur gebändigt, was ihren langen Hals betonte. Die Kreolen hatte er ihr im Frühjahr geschenkt, zu ihrem 33. Geburtstag. Die schmale Silberkette hingegen war ein Erbstück ihrer Mutter, das sie sonst nur zu besonderen Anlässen trug. Das beigefarbene Kleid betonte ihre zarte Schönheit und war aufreizend und elegant zugleich.
    Markus beugte sich vor und nahm ihre Hand.
    „Wir haben Glück gehabt“, wiederholte er mit sanfter Stimme. „Und ich ganz besonders.“
    Er zog sie zu sich, küsste sie und spürte, wie sie diesen Kuss erwiderte. Sanft löste er sich und stand auf.
    „Ich räume ab“, verkündete er. „Der Koch hat Pause.“
    „Das ist lieb“, sagte sie, und Markus spürte ein Zögern. Prompt setzte er sich zurück auf den Stuhl und fragte fröhlich herausfordernd: „Es sei denn, der Koch hat noch etwas aufzutischen?“
    Sabine schien verlegen, doch schließlich fasste sie sich ein Herz: „Es ist wegen Freitag. Du weißt schon.“
    Markus’ Miene wurde ernster. Er nickte, schenkte in beiden Gläsern Rotwein nach und nahm einen kräftigen Schluck. „Du hast es erklärt“, sagte er nach einer Weile. „Die Sache mit Laura hat dich heftig mitgenommen.“
    „Du verstehst nicht. So einfach ist das nicht.“
    „Wie ist es dann?“
    „Wenn ich das nur wüsste!“ Traurig senkte sie den Blick. „Die letzten Wochen waren hart für mich. Ich träume schlecht und schlafe wenig.“
    „Ja, das war nicht zu übersehen.“
    „Ich liebe Laura über alles, ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr jemand etwas antut.“
    „Das wird nicht passieren“, beteuerte Markus und schüttelte den Kopf.
    „Weißt du, solange dieser schreckliche Kerl nicht gefasst ist … und dann die Sache mit diesem Widerling. Hier in unserer Nachbarschaft!“ Jetzt sah sie ihm direkt in die Augen. „Ich will mein Leben zurück!“
    Sabines Stimme brach, und ihr Körper begann zu zittern. Markus nahm sie in den Arm und wiegte sie sanft hin und her.
    „Ich werde auf euch aufpassen“, versprach er ihr. „Auf euch beide. Ich liebe dich.“
    Ein paar Minuten später hatte Sabine sich wieder beruhigt. Sie stand im dunklen Wohnzimmer und blickte hinaus in den Garten. Der kleine Strahler am Rande des Teiches warf lange Schatten, die in dem böigen Wind zu tanzen schienen. Hinter ihr war das Klappern von Porzellan zu hören. Markus räumte die Spülmaschine ein.
    Was ist nur los mit mir, ging es ihr durch den Kopf. Nach Markus’ Liebeserklärung wäre sie beinahe schwachgeworden. Die Geborgenheit des Augenblickes hätte sie um ein Haar dazu gebracht, sich ihrem Mann zu öffnen. Und das durfte sie nicht. Wenn sie ihm jetzt alles erzählte, war es aus. Sie wusste, dass es dann keine Chance mehr für ihre kleine Familie geben würde. Sei stark. Bring zu Ende, was du angefangen hast. Wenn alles vorüber ist, kannst du neu beginnen. Dann wird endlich alles gut.
    Dieses Mal zuckte sie nicht zusammen, als Markus ihre Schultern berührte. Sie war vorbereitet, denn sie hatte seine dunkle Gestalt im Spiegelbild der Scheibe auf sie zukommen sehen. Sabine drehte sich um und schmiegte ihren Kopf an seine Brust.
    „Komm, Liebling. Wir bringen unsere Tochter ins Bett.“ Sachte strich er mit dem Rücken

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