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Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
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einen Ordner hervor.
    „Auch die Frauen, die früher bei Ihnen gearbeitet haben, bitte. Sagen wir, einschließlich der letzten beiden Jahre.“
    Martens zog einen weiteren Ordner hervor und knallte ihn auf den Tisch.
    „Da haben Sie alle ehemaligen Mitarbeiterinnen seit Firmengründung. Es müssten knapp 30 sein.“
    „Ich danke Ihnen. Fangen wir mit der Dame an, die Lüscher zuletzt besucht hat. Wer war das?“
    Martens öffnete ein Programm auf seinem Rechner und überflog die Listen.
    „Patricia“, sagte er schließlich.
    „Zeigen Sie mir die Frau.“
    Martens nahm den ersten Ordner und musste nicht lange blättern.
    „Bitte sehr“, sagte er und drehte ihn so, dass Klein sowohl den Personalbogen als auch das Bild der Prostituierten betrachten konnte.
    Patricia war ihr Pseudonym, der wirkliche Name lautete auf Janina Violetta Galuschka. Klein vermutete, dass sie sehr hübsch war, aber ihr Gesicht war versteckt unter einer dicken Schicht greller Schminke. Erschrocken stellte er fest, dass Janina erst 19 Jahre alt war, genauso alt wie sein Sohn. Wenn die Angaben stimmten, arbeitete sie seit eineinhalb Jahren für Martens. Sie hatte drei Wochen nach ihrer Volljährigkeit bei ihm angefangen.
    „Wann hatte Lüscher diesen letzten Besuch?“, fragte Klein mit belegter Stimme. „Wann ist Janina bei ihm gewesen?“
    „Moment.“
    Wieder bemühte Martens seinen Computer, und wieder hatte er die Antwort rasch parat.
    „Der Termin war am 30. Oktober, 18.00 Uhr, gebucht für eine Stunde.“
    „Ach du Scheiße.“
    Es war Bergmann, die das Telefonat beendet und Martens’ letzte Worte aufgeschnappt hatte.
    „Scheiße“, wiederholte sie und blickte zu Klein, der mit geöffnetem Mund dastand und auf das Bild der jungen Liebesdienerin starrte.
    Martens begriff, dass diese Information von größter Wichtigkeit war, und überprüfte noch einmal seine Liste. Tatsächlich fiel ihm etwas auf.
    „Moment“, sagte er. „Da ist noch was, eine Notiz.“
    Er öffnete den Dateianhang und las die kurze Bemerkung, die er selbst verfasst hatte.
    „Ja, ich erinnere mich“, sagte er. „Bei Lüschers letzter Buchung gab es ein Problem. Das war sonst nicht seine Art. Der Termin fand nicht statt, obwohl unser Mädchen dort gewesen ist. In solchen Fällen fordern wir die Hälfte des Honorars beim nächsten Mal ein, aber dazu ist es nicht gekommen.“
    „Geht das vielleicht noch ungenauer?“, unterbrach ihn Klein, der langsam aus seiner Schockstarre erwachte. „Was waren das für Probleme?“
    Martens zuckte die Schultern.
    „Das steht hier nicht. Ich habe keine Ahnung.“
    Sein Blick schweifte von Klein zu Bergmann.
    „Ich schwöre, ich weiß es nicht“, beeilte er sich zu sagen, als er das wütende Funkeln in ihren Augen sah, „vielleicht weiß Karim etwas.“
    „Wer ist das?“
    „Karim ist unser Fahrer. Er bringt die Mädchen zu den Terminen außerhalb Düsseldorfs.“
    „Und er holt sie auch wieder ab?“
    „Ja, natürlich.“
    „Gut. Wo finden wir diesen Karim?“
    Martens sah auf die Uhr.
    „Er müsste in einer halben Stunde hier sein. Ilona hat nachher einen Termin in Wuppertal.“
    „Man trifft sich also immer hier, bevor es losgeht?“
    Martens schüttelte den Kopf.
    „Er holt die Mädchen direkt von zu Hause ab, aber der Wagen ist hier. Er steht unten in der Tiefgarage.“
    „Verstehe“, sagte Klein. Er überlegte. „Wo ist sie jetzt?“, fragte er nach einer Weile. „Wo ist Janina?“
    Martens schürzte die Lippen, ließ erneut einen Schwall Luft entweichen und tippte ihren Namen in den Computer.
    „Sie ist gebucht worden“, sagte er.
    „Wann und von wem?“
    Kleins Abscheu gegen den schmierigen Geschäftsführer wuchs mit jeder Sekunde.
    „Hören Sie“, sagte Martens, ohne ihn dabei anzuschauen. „Ich habe bereitwillig auf all Ihre Fragen geantwortet. Ich finde, es ist langsam genug. Es geht hier um äußerst persönliche Kundendaten, die auf keinen Fall …“
    „Es geht hier um einen Mordfall!“, explodierte nun auch Klein. „Es ist mir scheißegal, was Ihre ach so ehrenwerten Kunden davon halten. Sie geben mir jetzt sofort, was ich brauche, oder ich werde verdammt ungemütlich!“
    Martens hob erschöpft die Hände. So viele klare Worte war er offenbar nicht gewohnt. Widerwillig durchforstete er die Daten, wurde fündig und sendete das Dokument an den Drucker. Klein beugte sich über den Tresen und riss das Papier aus dem Ausgabeschacht des Gerätes.
    „Walther Gustav Tönnies aus

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