Die Eisbärin (German Edition)
Gesicht lag gelangweiltes Desinteresse. Sein Blick schwenkte weiter zu Bergmann, und plötzlich entgleisten seine Gesichtszüge. Er hauchte ein leises „Wow“, lehnte sich zurück und setzte ein süffisantes Lächeln auf.
Klein ergriff das Wort.
„Mein Name ist Klein, das ist meine Kollegin Bergmann, Kriminalpolizei. Und wer sind Sie?“
Der Mann zwang seinen Blick zurück zu Klein und zog die Augenbrauen zusammen. Seine Irritation angesichts dieser Frage schien echt.
„Das wissen Sie, Herr Kommissar, also was soll die Scheiße?“
Klein musste kurz schlucken, ließ sich aber nichts anmerken. „Ich frage Sie noch einmal. Wer sind Sie? Zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis.“
„Schon gut, schon gut, regen Sie sich ab.“
Der Mann griff in seine Hosentasche, zog das Portemonnaie hervor und zückte seinen Personalausweis. Er schnippte das Dokument durch die Luft, bis es gegen Kleins Brust prallte und vor dem Ermittler auf den Tresen taumelte.
„Ihr Bullen seid vielleicht schräge Vögel. Warum müsst ihr auch jedes Mal einen anderen schicken?“
Klein unterdrückte den heißen Impuls, dem Mann an die Gurgel zu springen. Auch Bergmann, die schräg hinter ihm stand, wippte unbewusst mit der Ferse, ein Zeichen dafür, dass es heftig in ihr rumorte. Klein prüfte den Ausweis und schob ihn zurück. „Vielen Dank, Herr Martens. Wir haben ein paar Fragen an Sie.“
„Das ist doch nicht euer Ernst, oder? Die Sache mit dem Einbruch ist zwei Monate her. Meint ihr etwa, ich würde auch nur eine Sekunde lang daran glauben, dass ihr den Täter findet? Ich fasse es nicht. Ich habe nur wegen der Versicherung angerufen, das dürfte doch selbst euch klar sein. Danke für die Mühe, aber ich habe kein Interesse an einer geschwätzigen Kaffeerunde. Also, auf Wiedersehen.“
Martens widmete sich wieder seinem Bildschirm. Ohne die beiden anzusehen, fügte er unvermittelt hinzu: „Frau Bergmann kann meinetwegen noch bleiben. Ich könnte ihr einen Job anbieten.“ Jetzt sah er ihr in die Augen. „Die Bezahlung ist gut. Sagen wir, das Fünffache Ihres lächerlichen Gehalts? Wir müssten vorher lediglich ein kleines, nun ja, Bewerbungsgespräch führen.“ Er zwinkerte ihr zu. „Aber seien Sie ehrlich, das mussten Sie für die Stelle bei der Kripo doch auch, hm?“
Das war zu viel. Bergmanns innerer Vulkan brach aus, und es gab nichts, was ihn hätte aufhalten können. Katzenartig sprang sie nach vorn, beugte sich blitzschnell über den Tresen, packte Martens am Kragen seines Hemdes und zog ihn hart zu sich heran.
„Hör gut zu, du verdammtes Arschloch“, zischte sie. „Wir sind bestimmt nicht wegen dem beschissenen Einbruch hier. Nur ein dämlicher Vollidiot wie du würde das glauben. Vielleicht kannst du deine weichgekochten Sklavinnen mit dieser Scheiße beeindrucken, aber ich lass mich nicht von dir verarschen. Also warum packst du deinen mickrigen Schwanz nicht wieder ein und verhältst dich einmal für ein paar Minuten nicht wie ein gehirnamputiertes Dreckschwein?“
Das Gift, das Bergmanns Augen dabei versprühten, verfehlte seine Wirkung nicht. Martens wich schlagartig die Farbe aus dem Gesicht, und unverständliches Gestammel entwich seiner Kehle. Auch Klein war blass geworden, und er war froh, dass er etwas abseits stand, wo es niemand bemerkte. Er fing sich als Erster, räusperte sich und trat neben seine Kollegin.
„Ist schon gut“, sagte er und berührte sie leicht an der Schulter. „Ich denke, der gute Mann hat begriffen.“
Einen Moment lang war er unsicher, ob Bergmann ihn gehört hatte, doch dann löste sie ihren Griff und trat einen Schritt zurück.
Mit geschäftsmäßiger Bestimmtheit wandte sich Klein wieder an Martens: „Herr Martens, ich schlage vor, wir vergessen die kleine Meinungsverschiedenheit und beginnen noch mal von vorn, was halten Sie davon?“
Martens hielt den Blick gesenkt, sein Atem ging laut und schnell.
„Herr Martens?“ Klein legte ein wenig mehr Schärfe in seine Stimme.
Schließlich blickte der Mann auf.
„Warum sollte ich mit Ihnen reden? Ich muss es nicht tun.“
Er will sein Gesicht wahren, dachte Klein. Was für eine jämmerliche Gestalt.
„Nun, es gibt eine zweite Möglichkeit. Wir spazieren hier raus und kommen wieder mit sehr viel mehr Polizisten, lassen Sie öffentlichkeitswirksam abführen und setzen die Unterhaltung auf dem Präsidium in Essen fort.“
Martens schien zu überlegen. Dann strich er seinen Kragen glatt und nickte knapp. „Warum
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