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Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Gereon
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beiseitezuschieben, und warf einen Blick auf die Anzeige des TomTom. 38 Kilometer lagen noch vor ihnen. Seine anfängliche Aufregung war einer plötzlichen Müdigkeit gewichen. Er blickte hinüber zu Bergmann, doch auch sie schien in ihre Gedanken vertieft. Klein zog die Jacke ein Stück enger und schloss die Augen. Zwei Minuten später war er eingeschlafen.
    Kaum später hörte er von ferne eine Stimme: „Günther, jetzt wach endlich auf!“
    Er fühlte, wie ihn jemand an der Schulter rüttelte und dabei rief: „Verdammt, Günther! Willst du, dass ich da alleine reingehe?“
    Doch erst als etwas ihn fest in den Handrücken zwickte, erwachte Klein brabbelnd und gestikulierend aus seinem Tiefschlaf.
    „Wo sind wir?“, fragte er und rieb sich die Augen.
    „Meine Güte, Günther. In Düsseldorf. Es geht um Herbert Lüscher. Er ist vor ein paar Wochen ermordet worden. Die Polizei hat eine kleine Mordermittlung ins Leben gerufen. Ich weiß nicht, warum, aber man hat dich als Leiter eingesetzt. Du erinnerst dich dunkel?“
    „Schon gut, Jenny“, sagte er und richtete sich auf. „Ich verstehe, dass alle Menschen über 35 in deinen Augen senile, alte Säcke sind. Komm du mal in mein Alter, dann reden wir noch mal darüber.“
    „Ha, dann bist du weit über 70 und hast ganz andere Probleme.“
    Klein boxte ihr sanft gegen den Arm.
    „Du bist eine echte Plage, weißt du das?“
    Bergmann lachte auf, und Klein stellte einmal mehr fest, wie sehr er sie mochte.
    „Im Ernst“, sagte er. „Bist du bereit? Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig im Auge behalten.“
    „Jaja, ich war auch auf der Polizeischule.“
    „Wo sie euch offenbar kein Benehmen beigebracht haben.“
    Schmunzelnd stiegen beide aus und näherten sich dem Gebäude in der halbwegs belebten Seitenstraße. Klein bemerkte eine Bäckerei, einen Handyladen und an der Ecke zur Hauptstraße einen Herrenausstatter. Nummer 5 lag inmitten einer grauen Häuserzeile und wies ein Klingelschild mit fünf Parteien auf. Von den unteren vier las Klein gängige Familiennamen ab, neben der obersten Schelle klebte ein Schild mit der Aufschrift „Blue Sky Models“. Klein beugte sich vor und drückte auf den Knopf.
    „Ja, bitte?“, tönte es prompt aus der Gegensprechanlage.
    „Kriminalpolizei“, sagte Klein. „Wir würden gerne kurz zu Ihnen raufkommen.“
    Ohne ein weiteres Wort wurde der Türsummer geöffnet, und die Ermittler betraten das Haus. Der Flur wirkte sauber und ordentlich, nichts lag herum. In der Luft hing der schwache Geruch von Putzmitteln. Einen Aufzug gab es nicht.
    Wie immer, dachte Klein, liegt die fragliche Wohnung im Dachgeschoss, oder wie es die Kollegen der Streife nennen, im Schutzmannsparterre.
    Sie stiegen die Treppen hoch und gelangten zu einer Tür, die anders war als die übrigen im Hause. Sie war aus Metall. Auch die Wohnungstür gegenüber war aus Metall, besaß aber kein Schloss und keine Klinke. Klein vermutete, dass beide Wohnungen miteinander verbunden waren, so dass Michael Martens die gesamte Etage benutzen konnte.
    Klein entdeckte neben einer der Türen einen schmalen Wandkasten mit einer kleinen, verspiegelten Glasscheibe über der Klingel. Klein nickte kurz über die Schulter, woraufhin Bergmann einen Schritt zur Seite machte und ihre Hand um den Griff der Pistole legte, die in einem Holster unter ihrer geöffneten Jacke steckte. Dann klingelte er abermals.
    „Halten Sie bitte Ihren Ausweis in die Kamera.“
    Klein zuckte leicht zusammen und erkannte erst jetzt den Lautsprecher an der Seite des Kastens. Er holte seinen Dienstausweis hervor und hielt ihn vor das verspiegelte Glas. Dann vernahm er ein Knacken, und die Tür sprang auf. Vorsichtig betrat Klein die unbekannte Örtlichkeit, dicht gefolgt von seiner Kollegin. Von der normalen Wohnung, die es hier ehemals gegeben haben musste, war nicht viel übrig geblieben. Der Flur war verbreitert worden und führte gerade auf einen großen Empfangsbereich zu. Der Boden war mit schwarzen Fliesen versehen, auf deren glatter Oberfläche sich das kalte Licht der Deckenbeleuchtung spiegelte. An den kaltweißen Wänden hing zeitgenössische Kunst neben gerahmten Aktfotos junger Frauen. Klein zwang sich zu einem sicheren Auftreten und fixierte den Mann hinter dem Tresen, während er auf ihn zuging. Dieser würdigte die Besucher keines Blickes, sondern blickte unverwandt auf den Bildschirm vor ihm. Erst als die Ermittler den Tresen erreichten, blickte er zu Klein hoch. In seinem

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